Haben Sie sich jemals gefragt, wenn Sie beim Frühstück in Ihrer Zeitung blättern, ob das auch alles so stimmt, wie es Ihnen erzählt wird? Vermutlich, davon darf man ausgehen, stellt sich diese Frage den meisten aller Zeitungslesern erst gar nicht. Warum Sie Ihre Lektüre dennoch einmal hinterfragen sollten, zeigt folgendes Beispiel aus der „NZZ am Sonntag“ .
Bislang steht lediglich fest, dass der scheidende US-Präsident Barack Obama auf seiner Abschieds-Tour ziemlich viel Scherben hinterlässt. Ebenso steht fest, dass die Wahlniederlage der Demokratin Hillary Clinton so nun gar nicht nach seinem Geschmack war und „Mr. President“ deshalb ganz schön sauer ist. Und es steht, für Barack Obama zumindest, mehr als fest, dass der Schurke , der das alles so gedeichselt hat, aus Moskau kommen muss und auf den Namen Putin hört. Ein bisschen dünn, um das als Fakten in einer Zeitung zu präsentieren, finden Sie? Sehe Sie, genau das ist die Crux bei der ganzen Angelegenheit.
Erst wurde der, ach nennen wir ihn „Lieblingsfeind“, der amerikanischen Politik verdächtigt, die Wahl manipuliert zu haben. Verdächtigt wohl gemerkt. Je länger sich in dieses Thema hineingesteigert wurde, um so mehr wuchs aus dem puren Verdacht ein Keim für spätere Meldungen, in denen schon gar nicht mehr von irgendwelchen ungelegten Eiern die Sprache war, sondern von „massiven Computerangriffen“ seitens russischer Hacker. Irgendwie konnte dies bisher jedoch von niemanden verifiziert werden, der Schuss ging nach hinten los. Nachdem in Washington jedoch schon soviel Porzellan zerschlagen worden war, so dass der Gesichtsverlust nahezu überdeutlich wurde, versuchte man Russland nun wenigstens bei periphären Attentaten den schwarzen Peter anzukreiden.
Hick-Hack um Hacker und eine saftige Ente
So soll, wie kolportiert wird, ein Schädlingsprogramm, welches mitunter auch von russischen Hackern verwendet wird, in die Software eines Stromversorgers platziert worden sein. Ein weiterer Verdacht wohlgemerkt. Für die „Washington Post“ indes stand fest, dass dies natürlich eine Attacke der russischen Cyberkriegsführung sei. Treu im Gefolge dabei, die europäischen Nachrichtenagenturen, die den Text blind übernahmen und daraufhin titelten: „Russen hacken US-Stromversorger“ (NZZ am Sonntag vom 01.01.2017). Als Quelle stützte man sich auf die „Washington Post“, die wiederum berief sich auf Informationen, die von „anonymen Beamten“ zitiert worden seien. Erst nach weiterem Lesen des Artikels stolpert man bei der „NZZaS“ über das unscheinbare Wörtchen „offenbar“. Tatsachen? – Pustekuchen.
Von den Nachrichtenagenturen durch Europa getragen, ähnelte sich die Titelzeile sämtlicher Sonntagszeitungen quer durch Europa. „Cyber-Angriff auf Stromversorger“ hieß es kurz darauf auch in der „Schweiz am Sonntag“. Im Text wird dann präzisiert, es „sollen Hacker aus Russland“ gewesen sein. Als Quelle wird die „Washington Post“ genannt, die sich wiederum auf „namentlich nicht genannte US-Behörden“ berufe. Bereits einen Tag später ruderte die „Washington Post“ aber auch schon wieder zurück und relativierte ihren Artikel vom Vortag, dass Russen Computer der Elektrizitätsgesellschaft von Vermont angegriffen hätten.
Vielmehr, so stellte es die „Washington Post“ dann doch noch klar, sei lediglich ein Laptop, wie unzählige andere auf der ganzen Welt, angegriffen worden. So musste man schließlich dem Vorwurf eine Zeitungsente verbreitet zu haben stattgeben, da dieser besagte Laptop nicht einmal eine Verbindung zur Elektrizitätsversorgung hatte (Washington Post vom 02.01.2017). Demnach bestehe die einzige Querverbindung nach Russland in der Verwendung der bösartigen Software „Grizzly Steppe“, wie uns das Blatt letztendlich aufklärt. Süffisant stellt der vom Kreml finanzierte Nachrichtensender „RT“ folgerichtig fest, dass doch gerade die „Washington Post“ selbst Vorreiter sei, wenn es darum ginge, andere Medien der Verbreitung von Fake News zu bezichtigen.
[mb/russland.RU]
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