Die Russen beginnen langsam aber sicher, die Auswirkungen der Sanktionen zu spüren. Doch im letzten Sommer, trotz des Einkommensrückgang, waren Restaurants und Cafés, zumindest in den großen Städten, immer voll, als ob die Menschen das Leben in vollen Zügen genießen wollten, ohne den Krieg zu bemerken.
Offensichtlich geschieht Ähnliches im Sexbereich. Wie die Online-Zeitung The Insider herausfand, steigt in Russland die Nachfrage nach Sex-Partys. Offenbar versuchen die Menschen auf diese Weise, Stress abzubauen und die Realität zu vergessen. Ein Bewohner der regelmäßig unter Beschuss stehenden Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze berichtet von regelmäßigen Swinger-Partys in der Stadt. Und der Leiter des Projekts Svoi Lyudi, das diese Art von Partys organisiert, bestätigte: „Ich kann definitiv sagen, dass dieses Jahr mehr Leute dabei sind“. Die ganze Swinger-Szene ist ziemlich geschlossen, soziale Netzwerke werden administriert und politische Diskussionen sind dort strengstens verboten.
Die Preise für die Teilnahme an solchen Partys haben sich laut Insider seit 2019 nicht verändert und bleibt für einen Mann bei umgerechnet 66 Euro.
Nach dem 24. Februar war die Zahl der Teilnehmer an solchen Partys gesunken, sei jetzt aber wieder gestiegen, sagt eine der Organisatorinnen von sogenannten Kinky Partys, einem beliebten Format anonymer sexoffener Partys in Großstädten. Das Programm umfasst Kostümshows mit sexuellen Themen. Ende April fand die erste klassische Kinky Party nach dem Kriegsanfang statt. Im Laufe des Sommers nahm die Zahl der Veranstaltungen zu, und nach Ankündigung der Teilmobilmachung wuchs besonders das Interesse von Männern an derlei Zeitvertreib.
Im Bereich der erotischen Dienstleistungen ist die Situation hingegen schwieriger. Die Nachfrage nach Prostituierten ist zurückgegangen. Irina Maslowa, Gründerin von Silver Rose, einer Bewegung, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt, sagt: „Die Mädchen, die im unteren und mittleren Preissegment arbeiten, waren dieses Jahr am stärksten betroffen. Der erste große Nachfragerückgang fand im Februar und März statt, der zweite Ende September, als die Mobilmachung angekündigt wurde. Nur VIP-Begleiterinnen und Escort Damen fühlen sich jetzt mehr oder weniger sicher“. Allerdings gibt es keine offiziellen Statistiken in diesem Bereich.
Laut Angaben der Sprecherin des Forums der Sexarbeiterinnen ist die Zahl der Kunden um mehr als die Hälfte zurückgegangen und die Einnahmen halbierten sich fast.
Zur gleichen Zeit begannen die Strafverfolgungsbehörden plötzlich, Sexarbeiterinnen ins Visier zu nehmen. So gab es im November in Moskau einen ganzen Monat lang Razzien zur Bekämpfung der Prostitution. In den ersten drei Wochen haben Polizisten 719 Protokolle erstellt – etwa zwanzigmal mehr als sonst in einem Monat.
[hrsg/russland.NEWS]
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