12 Jahre Kryptowährungen: droht das Ende der Anonymität?

Im Januar dieses Jahres beschloss die russische Regierung ein landesweites Verbot von Zahlungen mit Kryptowährungen. Als Grund für diese Entscheidung nannte der Vorsitzende des Komitees für Finanzmärkte Antoli Asakow die potenzielle Gefahr, dass Kryptozahlungen das Finanzsystem nachhaltig zerstören könnten. Bereits Ende Juli 2020 unterschrieb Wladimir Putin ein entsprechendes Gesetz. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf alle Kryptonutzer und solche, die sich für digitale Währungen interessieren. Doch nur weil Zahlungen nicht mehr in Kryptowährungen getätigt werden können, bedeutet das nicht, dass es in Russland ruhig um Krypto, Blockchain und Co. geworden ist. Welche Konsequenzen hat das Krypto-Zahlungsverbot und wie wird sich der Kryptomarkt zukünftig entwickeln?

Rubel bleibt alleiniges offizielles Zahlungsmittel

Die Regulierung von Kryptowährungen durch Staaten und Regierungen schreitet unaufhörlich voran. Gleichzeitig arbeiten viele Länder an eigenen Kryptowährungen, China, Venezuela und neuerdings auch Schweden haben längst ihre eigenen digitalen Währungen. Dass in Russland offiziell keine Käufe mehr offiziell durch Zahlung von unregulierten Kryptowährungen getätigt werden können, bedeutet demnach nicht, dass digitales Geld, ob staatlich oder unreguliert keine Rolle mehr für die Bevölkerung spielt, im Gegenteil. Bürger können weiterhin unbehelligt Bitcoin kaufen bei Paybis und halten oder gegen andere Kryptowährungen tauschen bzw. handeln, nur zum Bezahlen von Produkten oder Dienstleistungen können Bitcoin und Co. offiziell nicht mehr verwendet werden. Um dies sicherzustellen, hat die staatliche Finanzüberwachungsbehörde erst kürzlich ein neues System eingeführt, welches Finanztransaktionen am Kryptomarkt noch strenger überwacht, Daten analysiert und letztlich auch in der Lage ist , die Identität der Marktteilnehmer festzustellen.

Darüber hinaus hat auch Russland konkrete Pläne für einen digitalen Rubel, welcher als sogenannter Stablecoin an einen festen Wert gebunden sein soll. Größere Kursschwankungen, die es durch die hohe Volatilität beim Bitcoin Kurs immer wieder gibt, sollen auf diese Weise unterbunden werden. Die offizielle Einführung des digitalen Rubels steht allerdings noch aus.

Rosfin-Monitoring: sämtliche Transaktionen im Blick

Das System, welches zur Verfolgung von Kryptotransaktionen und Deanonymisierung von Nutzern eingesetzt wird, nennt sich Rosfin-Monitoring-System. Es wurde bereits im November 2001 eingeführt, um vor allem Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufzudecken und zu verfolgen. Seit 2018 wurde das System dann als Tracking-Tool für Transaktionen eingesetzt und kommt nun auch auf dem Kryptomarkt zum Einsatz, um insbesondere Rückschlüsse auf die Identität von Marktteilnehmern zu ermöglichen, welche Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Dash, Monero und Co. nutzen.

Auch wenn das Rosfin-Monitoring-System offiziell eingeführt wurde, um Cyberkriminalität, Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder auch Terrorismus besser bekämpfen zu können, es darf bezweifelt werden, dass sich echte Kriminelle von dieser Maßnahme abschrecken lassen. Experten zufolge finden die meisten illegalen bzw. kriminellen Krypto-Transaktionen jenseits des privaten Marktes statt, beispielsweise im Darknet, dem „versteckten“ Teil des Internets. Somit ergeben sich vor allem Einschränkungen für den normalen Bürger, der, sobald er Kryptowährungen kauft und handelt, künftig eindeutig identifiziert werden kann.

Dennoch bietet diese Form der Überwachung wesentlich mehr Freiheiten, als es der Fall wäre, wenn ein vollständiges Krypto-Verbot verhängt worden wäre. Von der Anonymität, was einer der entscheidenden Vorteile von Kryptowährungen ausmachte, müssen sich russische Staatsbürger allerdings weitestgehend verabschieden.

Weltweite Veränderungen auf dem Kryptomarkt

Letztlich zeichnet sich global ein Trend ab, der die bisherigen Spielregeln des deregulierten Kryptomarktes auf den Kopf stellt. Neben der Einführung eigener staatlicher Kryptowährungen, haben viele Länder auf die sich für die jeweiligen Zentralbanken und Finanzmärkte ergebenden Probleme reagiert. Vordergründig werden diese Bemühungen immer mit der Stärkung des Verbraucherschutzes begründet, es dürfte jedoch relativ klar sein, dass mit den entsprechenden Maßnahmen in erster Linie staatliche Interessen durchgesetzt werden sollen.

Wie vehement sich internationale Aufsichtsbehörden gegen die vermeintliche Gefahr von deregulierten Finanzmärkten stemmen, zeigt nicht zuletzt das Beispiel von Binance. Dem weltweit größten Handelsplatz für Kryptowährungen wurden strenge Vorschriften auferlegt, um weiterhin offiziell operieren zu können. So müssen Nutzer nun beispielsweise eine Know-your-Customer-Verifizierung abschließen, wodurch die Anonymität quasi aufgehoben wird.

Ausblick

Die Ursprungsidee war so simpel wie genial. Ein dezentrales Finanzsystem. In welchem Nutzer anonym Transaktionen durchführen können, ohne dabei auf zusätzliche dritte Parteien wie Banken oder Finanzdienstleister angewiesen zu sein. Kryptowährungen sollten Nutzern vor allem mehr Freiheiten und Möglichkeiten bieten als das traditionelle Finanzsystem.

Auch wenn der Bitcoin im kommenden Januar sein 13-jähriges Jubiläum feiert, Blockchain und Kryptowährungen sind eine, im Vergleich zum traditionellen Finanzsystem, sehr junge Technologie. Dass sich Staaten, Regierungen und das internationale Finanzsystem von alternativen Zahlungsmöglichkeiten bedroht sehen, ist nicht überraschend. Es ist also nicht zu erwarten, dass die Bemühungen, den Kryptomarkt weitestgehend zu regulieren, abnehmen werden. Angesichts der mittlerweile mehr als 5000 verschiedenen Kryptowährungen und der Tatsache, dass sich die Krypto-Evolution noch in der Frühphase befindet, kann man davon ausgehen, dass die zukünftige Entwicklung spannend bleibt und die Bestrebungen einen dezentralen Finanzmarkt zu etablieren nicht aufhören werden.

 

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