[von Roland Bathon] russland.news – das ist der neue Name unserer Onlinezeitung, aber dies wird kein Artikel in eigener Sache. Denn auch außerhalb von russland.news und russland.TV gibt es fundierte Russland-Nachrichten abseits von den publizistischen Kampftruppen des deutschen Mainstreams einerseits (Spiegel, Tagesschau, Focus und Co.) und dem diesen entgegengesetzten Kreml-Kommandos andererseits (RTdeutsch, Sputniknews). Da wir gestern erst Markanteile in Sozialen Netzwerken analysiert haben, wird es jetzt Zeit, einer ausgewogenen Russlandberichterstattung auf deutsch einen solchen zu verschaffen, denn gerade die nicht-einseitige deutschsprachige Russlandpresse besteht aus vielen kleinen Onlinezeitungen.
„Große“ Politik
Bei der großen Politik ist die Meinungsaufspaltung zum Thema Russland in zwei extreme Lager am deutlichsten zu spüren. Doch es gibt auch wenige Vertreter beider Seiten, die Argumente und Kritik der jeweils anderen fair behandeln und durch viel Fachwissen zu Russlands Politik glänzen. Auf Seiten der deutschsprachigen regierungsnahen Medien ist das vor allem Russia beyond the headlines deutsch, der Online-Ableger der gleichnamigen Print-Beilage des Handelsblatts. Dieser wird gestaltet von der Rossiskaja Gaseta, aber im Gegensatz zu Sputniknews oder RTdeutsch finden sich hier auch kritische Untertöne zur russischen Regierungspolitik, vielleicht weil es bei diesem Projekt weniger um den Kampf der Meinungen, sondern mehr im Imagewerbung für Russland im allgemeinen geht. Ein guter liberales Gegenstück ist die Onlinezeitung Dekoder mit dem Untertitel „Russland entschlüsseln“, wo man die kremlkritische Sicht auf Russlands Politik wesentlich fundierter erfahren kann, also bei Spiegel oder Focus.
Meine Tipps:
– Russia beyond the headlines deutsch – Print: Beilage Handelsblatt – Soziale Netze: Facebook – Twitter – Google+ – YouTube
– Dekoder – Soziale Netze: Facebook – Twitter
Regionales
Regionale Infos aus Russland auf deutsch gibt es erstaunlich viele, oft gestaltet von Deutschen oder Deutschkundigen mit Daueraufenthalt in einer russischen Metropole. Deren Kenntnisstand ist denn auch wesentlich tiefer gehender, als der der zugereisten deutschen Journalisten. Unsere Lesetipps sind hierbei für Sankt Petersburg der Petersburger Herold des Schweizers Eugen von Arb, die Moskauer Deutsche Zeitung (MDZ) und der Königsberger Express aus Kaliningrad – was dort aus diesen drei Städten steht, ist keine Propaganda. Die MDZ ist die bekannteste, aber etwas in die Jahre gekommen und hat dabei den Anschluss an die Ära der Sozialen Netze verloren, aber inhaltlich ist sie wie die anderen beiden eine Quelle, deren Inhalte man nicht noch einmal von dritter Seite nachrecherchieren muss – anders als bei vieler großer Konkurrenz
Meine Tipps:
– Peterburger Herold – Soziale Netze: Facebook – Twitter
– Moskauer Deutsche Zeitung – Print: Wöchentlich in Moskauer Hotels und Flugzeugen – Soziale Netze: Facebook – Google+ – Instagram
– Königsberger Express – Print: Monatlich in Kaliningrad, online: Soziale Netze: keine
Wirtschaftliches
Nein, wir empfehlen hier nicht die Deutschen Wirtschaftsnachrichten, die zwar oft über Russland berichten, aber gerade bei der Themenauswahl immer unter der Prämisse der eigenen, sehr rechtslastigen Blattlinie. Die ähnlich klingenden, aber von diesen völlig unabhängigen Deutsch-Russischen Wirtschaftsnachrichten sind da wesentlich ausgewogener und ein Projekt des in Moskau schon lange lebenden Deutschen Thomas Faßbender. Glaubwürdiges aus der Wirtschaftswelt zwischen Wladiwostok und der EU präsentieren daneben noch die hoffnungvollen Newcomer von ostexperte.de
Meine Tipps:
– Deutsch-Russische Wirtschaftsnachrichten – Soziale Netze: keine
– Ostexperte – Soziale Netze: Twitter – Facebook – Instagram – vk.com
Die Deutschen aus Deutschland
Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, nur nach Russland gezogene Deutsche oder Russen von dort könnten eine fundierte Russland-Berichterstattung auf die Beine stellen. Denn es gibt wenige allgemeine Newsseiten auch aus Deutschland selbst, die ausgewogen über Russland berichten. Zum einen Telepolis vom Heise-Verlag, wo man es nicht nur beim Thema Russland schafft, mit viel Expertenwissen gut die Balance zu halten, zum zweiten den Freitag, der ebenfalls immer wieder gute Russlandartikel von Leuten enthält, die gut wissen, worüber sie schreiben und nicht nur worüber sie schreiben wollen
Meine Tipps:
– Telepolis – Soziale Netze: Facebook – Twitter – Google+
– Der Freitag – Print: eigene Zeitung – online: Soziale Netze: Facebook – Twitter
Teaser zu Artikeln einiger dieser Zeitungen findet Ihr auch immer wieder unter russland.RU – denn sie sind für uns weniger eine Konkurrenz, als vielmehr jede für sich eine Facette eines realistischen Russlandbildes, wie man es bei den Nicht-Onlinemedien leider nirgends erhält, wenn man kein Russisch spricht. In Russland selber natürlich auch nur dann, wenn man abseits des dortigen Mainstreams gräbt.
Foto (c) russland.RU 2016 außer News-Grafik (Creative Commons 1.0)
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