„Wie alt sind Sie? Sind Sie verheiratet?“ In Russland begann eine Volkszählung© russland.news

„Wie alt sind Sie? Sind Sie verheiratet?“ In Russland begann eine Volkszählung

In Russland hat heute die Volkszählung begonnen. Sie läuft vom 15. Oktober bis zum 14. November. Anstelle von Papierfragebögen werden die Volkszähler elektronische Formulare auf speziellen Tablets ausfüllen.

Die Russen können jedoch auch selbständig an der Volkszählung teilnehmen. Dafür brauchen sie lediglich das staatliche Dienstleistungsportal Gosuslugi benutzen. Alternativ kann man auch ein stationäres Volkszählungsbüro aufsuchen. Insgesamt wurden in dem Land etwa 50.000 solche Zentren errichtet. Die meisten befinden sich in den Räumlichkeiten der sogenannten Multifunktionszentren (Bürgerbüros). Jede dieser Einrichtungen ist mit Computern ausgestattet, an denen Freiwillige den Menschen helfen, elektronische Formulare auszufüllen. Auf diese Weise konnte die Zahl der Volkszähler halbiert werden. An der Volkszählung 2010 nahmen 600.000 Volkszähler teil, an der Volkszählung 2021 werden es nur 270.000 sein. Die Kosten für die Volkszählung belaufen sich auf insgesamt 342 Milliarden Rubel, umgerechnet gut 4 Milliarden Euro.

Die Teilnehmer werden insgesamt 33 Fragen beantworten müssen. Dazu gehören allgemeine Fragen zu Alter, Geschlecht, Bildung, Familienstand, Sprache, Lebenspartner und Haushalt. Diesmal gibt es auch viele neue Fragen, wie zum Beispiel, wie weit der Arbeitsplatz von zu Hause entfernt ist. Darüber hinaus möchte der Staat Informationen über die Einkommensquellen der Bürger erhalten, dabei muss die Höhe nicht angegeben werden.

Zum ersten Mal kann eine Person in der Spalte „Volkszugehörigkeit“ mehrere Volkszugehörigkeiten gleichzeitig angeben. Ein ganzer Block von zehn Fragen befasst sich mit den Lebensbedingungen. Zum Beispiel, ob ein Privathaus über einen Gasanschluss verfügt. Bei der Volkszählung braucht man seinen Nach- und Vornamen nicht zu nennen – die Daten werden an das Staatliche Amt für Statistik Rosstat anonym übermittelt. Im Durchschnitt dauert das Ausfüllen des Fragebogens 23 Minuten.

Laut einer Anfang Oktober durchgeführten WZIOM-Umfrage sagten 85 Prozent der Russen, dass sie an der Volkszählung teilnehmen werden. 89 Prozent stimmen mehr oder weniger zu, dass die Volkszählung für das Land notwendig ist. Etwa 43 Prozent der Russen wollen auf die Volkszähler warten.

Ziel der Volkszählung ist es, möglichst vollständige Daten darüber zu erheben, wer in Russland lebt und wie, die Lebensbedingungen der Russen, ihr Bildungsniveau, ihre Sprachkenntnisse, ihre ethnische Zugehörigkeit und ihren Familienstand. Grundlegende Informationen über die Einwohner des Landes sind in den Datenbanken der Melderegister, des Innenministeriums und anderer Stellen zu finden, doch gelten Volkszählungen als vollständigere und unabhängigere Quelle, die ein breites Spektrum von Themen abdeckt.

Rosstat wird die Ergebnisse der Volkszählung bis Ende 2022 veröffentlichen. Die erste Information – wie viele Menschen in Russland leben – wird bereits im Januar oder Februar 2022 erscheinen.

Die Volkszählung sollte eigentlich im Jahr 2020 stattfinden, wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Inwieweit sich die Covid-Situation vom letzten Jahr unterscheidet, ist jedoch schwer zu sagen. Die Zahlen in diesem Oktober sind sogar noch schlechter als die des entsprechenden Zeitraums im letzten Jahr. So sind in den letzten 24 Stunden 32.196 neue Covid-19 Fälle registriert worden. 999 Menschen starben. Zum Vergleich – am 15. Oktober 2020 hatte man 13.754 neue Kranke und 286 Todesfälle gemeldet.

[hrsg/russland.NEWS]

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