Tag 7 – Ausgebremst

Letzter Besuchstag von meinem Freund Moritz. Will mit ihm noch in den Kebapladen. Und danach vielleicht in die Alte Schmiede. Das übliche Programm eben. Ist ja nicht weit, ist bei uns im Dorf.

Unglücklicherweise bekommt meine Frau unser Vorhaben mit, gerade als wir schon unsere Mäntel überwarfen. Ihr schwant Böses.

„Wenn ihr heute tatsächlich schon wieder ins Dorf geht und versackt, ich sage euch, ich muss morgen früh raus und arbeiten, ich brauche meine Ruhe. Macht Eure „Butterwiege“ und wie eure Übungen alle heißen, doch gefälligst bitte in der Schmiede. Wehe, ich höre heute Nacht noch einmal einen Ton von Euch!“

Oha. Das war jetzt unmissverständlich. Quasi fest gesetzt. So wie Boris Becker immer bei Wimbledon. In seinem Wohnzimmer. Da war er in der Turnier-Setzliste auch immer an erster, an wichtigster, Stelle gesetzt.

Moritz und ich schauen uns an. Er kennt meine Süße … ähhh … ich meine, er kennt meine Frau jetzt ja schon seit ein paar Tagen. Aber so resolut hat er sie noch nicht erlebt. Er scheint echt beeindruckt.

Für alle Beteiligten vollkommen überraschend schlägt Moritz wie aus heiterem Himmel vor, heute Abend doch mal zu Hause zu bleiben. Ich versuche, mit ihm Blickkontakt aufzunehmen, aber er weicht schuldbewusst meinen verständnislosen Blicken aus. Das meint er jetzt nicht im Ernst, so kenne ich ihn ja gar nicht. Noch denkend, „wie kann mir Moritz, mein Freund!, er ist doch mein Freund!, mir nur so in den Rücken fallen“, ziehen wir unsere Jacken wieder aus. Der Abend ist gelaufen. Aber ein kleines Hintertürchen bleibt mir noch.

Nach kurzer Beratung bestellen wir dann telefonisch bei meinem türkischen Freund Gürbiz. „Ich kann die Kebaps schon in einer Viertelstunde abholen kommen“, rufe ich freudig.

„Das kommt nicht in die Tüte! Die Gefahr, dass du dann dort wieder hängenbleibst und wir      stundenlang ohne Essen auf dich warten müssen, ist einfach zu groß.“

Meine Frau geht heute     Abend wirklich auf Nummer sicher.

„Überlass das heute besser mal mir, Osvaldo.“

Ich gebe mich geschlagen.

Ich mache dann im Laufe des Abends weiter auf gut Wetter und begebe mich – für meine Verhältnisse ungewöhnlich früh – ins Schlafzimmer. „Kuscheling“ mit meiner Frau. Da hat sie Augen gemacht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Überhaupt nicht. „Ich könnte dich in den Schlaf summen“, flüstere ich ihr beim Zubettgehen zu. War ein regelrechter Kuschelüberfall. Trotzdem … habe ich … das Gefühl, dass ihr das dann plötzlich irgendwie auch nicht so recht war.

Ist als Mann eben nicht einfach, immer den richtigen Ton zu treffen.

 

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