Tag 12 – Michel – Opfer von Krösa-Maja – Teil 1

Übermorgen Abend wollen wir uns treffen, um weitere Planungen anzugehen. Der Norberto, der Michel und ich. Meine Frau will wissen, wo wir uns treffen.

„Weiß nicht, der Michel will sich noch melden“, antworte ich ihr.

„Na ja, ist ja eigentlich auch egal, wo ihr euch trefft. Hauptsache, Ihr bleibt nicht so lange.“

„Das kann ich noch nicht so genau sagen, wie lange das dauert. Versprechen kann ich da nix.“

„Nimm Dir lieber mal ein Beispiel an Michel“, meint meine Frau, „der bleibt nachts wenigstens nicht so lange weg wie du. Kannst du nicht mal so sein wie der Michel? Nur ein einziges Mal?“

„Klar“, rutscht es mir raus, ehe ich umgehend die Vermutungen meiner Frau zu relativieren beginne. „Der Michel ist eigentlich der Schlimmste von uns“, höre ich mich sagen. „Ich hab‘ mal mitbekommen, da hat er sich auf dem Heimweg mit seinem Fahrrad dreimal bei voller Fahrt überschlagen. Wie eine Dreckschippe. Ein Wunder, dass er sich nicht mehr getan hat außer Schürfwunden und Prellungen.“

Meine Frau guckt mich groß an, so als ob das nicht stimmen könne.

„Ja, ja!“, bekräftige ich das von mir gerade Gesagte mit extremem Nachdruck und Tremolo in der Stimme. In etwa so wie „Krösa-Maja“, die Magd vom Katthult-Hof in der Kinderserie „Michel aus Lönneberga“. Die verbreitete dort ja auch immer mit Vorliebe die schlimmsten Gruselgeschichten. Jeder wusste dann: Die verzapft einen solchen Müll, dass einem die Zunge steif wird. Nur mit dem Unterschied, dass Michel mir das mal selbst erzählt hatte. Ob das tatsächlich stimmt? Ich werde ihn übermorgen mal darauf ansprechen. Sonst fällt er womöglich bei meiner Frau in Ungnade wie ich. Nein, ich muss dafür sorgen, dass Michel „heilig“ bleibt.

Zumindest einen Heiligen brauchen wir bei der Russland-Fahrt, sonst geht das nicht gut aus.

 

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