Die Russen fürchten sich am meisten davor, dass es keine Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs mehr geben wird, keine medizinische Versorgung und kein Geld mehr für all das. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Soziologie der Russischen Akademie der Wissenschaften (IS RAS) in einer Monographie mit dem Titel „Russland im Wandel, 2022“. Demnach haben bis zu 58 Prozent der Befragten solche Befürchtungen.
Man kann also sagen, dass die Ängste der Russen konsumorientiert sind. Die Menschen fürchten die Rückkehr der spätsowjetischen Knappheit an Lebensmitteln und lebensnotwendigen Gütern sowie die Ängste der 1990er Jahre, als es zwar viele Waren gab, den meisten Menschen aber das Geld zum Überleben fehlte. Die Studie legt nahe, dass die Befragten der russischen Führung die „Verbesserung der Lebensmittelversorgung“ hoch anrechnen.
An zweiter Stelle steht die Angst vor einer schlechten Umwelt (Mülldeponien, Wasser- und Luftverschmutzung). Gleichzeitig schwankt die Angst vor Gewalt in der Familie, vor der Verletzung politischer, nationaler und religiöser Prinzipien, vor Altersbeschränkungen und unfairen Gerichtsverfahren zwischen 0,6 Prozent und 2,8 Prozent. Auch die Angst vor Straßenkriminalität ist in Russland mittlerweile minimal – nur 4,2 Prozent sind ihr persönlich begegnet.
„Ich sage es schon seit Beginn der militärischen Sonderoperation, aber ich wiederhole es noch einmal – alles Wichtige in Russland geschieht und wird nur in der Wirtschaft geschehen“, kommentierte der Journalist und Blogger Pawel Prjannikow auf seinem Telegramkanal „Deuter“ die Studienergebnisse. „Die Informationsblase der Intelligenzijaüberschätzt den Grad der Politisierung in Russland. Die Daten von IS RAS zeigen, dass sich 1,3 Prozent der Russen sehr aktiv an der Politik beteiligen (Demonstrationen, Kundgebungen, Streikposten, Teilnahme an Parteizellen usw.) und 2,5 Prozent in öffentlichen Organisationen. Die politisch und gesellschaftlich aktive Schicht der Russen (aktiv in der Praxis, nicht in der Diskussion von Problemen von der Couch aus) beträgt 1,5 bis 2,5 Millionen Menschen“, so Prjannikow. „Es gibt auch eine Grenzzone von fünf bis sechs Millionen Menschen – Menschen, die sich in einer kritischen Situation, aber auch theoretisch, der ersten Strategie anschließen können. Das sind die sogenannten Sofa-Aktivisten.
[hrsg/russland.NEWS]
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