Russische KI hält Einzug in den öffentlichen Dienst

Russische KI hält Einzug in den öffentlichen Dienst

Das von der russischen Regierung gegründete Zentrum für die Entwicklung künstlicher Intelligenz wird eine Liste von KI-Dienstleistungen erstellen, die in sozial bedeutenden Branchen im ganzen Land eingeführt werden sollen. Dies teilte der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Grigorenkow gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Experte mit.  

Das neue Zentrum soll sich mit der Auswahl der erfolgreichsten KI-Lösungen in staatlichen Strukturen und der Ausarbeitung von Rechtsvorschriften befassen. Die Marktteilnehmer bewerteten den Wunsch der Regierung, KI im staatlichen Bereich aktiver voranzutreiben, positiv und betonten, dass es sinnvoll sei, Vorschriften für kritische Bereiche wie Medizin, gefährliche Produktionszweige, Verkehr und andere zu erarbeiten. 

Das Zentrum für die Entwicklung künstlicher Intelligenz (ZKI), das auf der Grundlage des Analytischen Zentrums (AZ) der russischen Regierung gegründet wurde, hat am 9. Juni seine Arbeit aufgenommen. In naher Zukunft wird das neue Zentrum eine Liste von KI-Dienstleistungen für den Einsatz in sozial bedeutenden Branchen erstellen, hieß es aus dem Umfeld von Dmitri Grigorenkow. Die Dienstleistungen aus dieser Liste werden in der Arbeit föderaler und regionaler Behörden zum Einsatz kommen.  

Das ZKI wird sich mit der Suche nach erfolgreichen Praktiken für die Einführung neuronaler Netze in einzelnen föderalen oder regionalen Behörden befassen, um diese dann auf ganz Russland auszuweiten. Die Ausarbeitung verschiedener Vorschläge setzt die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, Experten und Wissenschaftlern sowie die Berücksichtigung ihrer Meinungen voraus. Dabei kann das Zentrum als „Sammelstelle“ für Initiativen aller interessierten Parteien fungieren, so das Büro des stellvertretenden Ministerpräsidenten. 

Seit diesem Jahr werden in der Region das nationale Projekt „Datenwirtschaft und digitale Transformation des Staates“ sowie das föderale Projekt „Künstliche Intelligenz“ umgesetzt. Derzeit erarbeitet die russische Regierung ein „Konzept zur Entwicklung der Regulierung der KI bis 2030“, für das sie Erfahrungen mit der Einführung von Lösungen in diesem Bereich untersucht und den Datenverkehr analysiert. 

Die föderalen Behörden setzen bereits KI-Technologien ein. Das bekannteste Beispiel ist der digitale Assistent Roboter Max auf dem Portal für staatliche Dienstleistungen. Er nutzt generative KI, um Fragen der Nutzer zu beantworten und Anweisungen zu erstellen. Auch behördliche Dienste setzen KI ein, beispielsweise die Föderale Steuerbehörde zur Analyse der Durchschnittspreise und des Verbrauchs bestimmter Warengruppen, das Ministerium für Landwirtschaft zur Überwachung des Anbaus landwirtschaftlicher Kulturen, das Ministerium für Katastrophenschutz zur Überwachung der Ausbreitung von Naturbränden und die Umweltüberwachungsbehörde zur Ermittlung von Organisationen, die sich der Zahlung von Umweltabgaben entziehen. 

Auch die regionalen Verwaltungsbehörden versuchen, KI einzuführen. So wurde beispielsweise im April dieses Jahres in der Region Nowosibirsk ein digitaler Dienst eingeführt, der die Suche nach vermissten Kindern verkürzt. Dazu kann man sich an den Notruf 112 wenden, ein Foto der vermissten Person hochladen und anschließend werden biometrische Videoanalysen zur Suche eingesetzt. Innerhalb eines Monats konnte die Polizei mithilfe dieser Technologie bereits fünf Kinder finden. Solche Praktiken werden auf einer gemeinsamen Plattform gesammelt, auf der 252 Lösungen aus 63 Regionen veröffentlicht sind. 

„Jede Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz und deren Einführung in staatlichen Behörden wird sich positiv auf Anbieter, Integratoren und Entwickler solcher Lösungen auswirken”, meint ein KI-Experte der Sberbank. 

„Der internationale Dialog im Bereich der KI ist angesichts des grenzüberschreitenden Charakters dieses Phänomens wichtig und notwendig”, betont eine Mitarbeiterin Vizepräsidentin von Kaspersky Lab. Im Bereich der Informationssicherheit sind laut der Expertin die Harmonisierung der Regulierungsansätze, der Austausch bewährter Verfahren und Technologien sowie die gemeinsame Erforschung von Schwachstellen und Risiken die Eckpfeiler für die weitere sichere Entwicklung der KI und ihren nachhaltigen positiven Einfluss auf die Weltwirtschaft. 

Die Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit kann durch die Unterstützung von Bildungs- und Dialoginitiativen, den Austausch von Studierenden, das Sponsoring von Konferenzen, die Einbeziehung internationaler Experten mit Vorträgen sowie die Durchführung von Wettbewerben und Wettkämpfen mit ausländischen Teilnehmenden zur Lösung praktischer Aufgaben gefördert werden. 

Aus dem Umfeld des russischen Mobilfunkanbieters MTS heißt es, dass im Ausland wenig über IT-Projekte in Russland bekannt ist, obwohl viele davon bahnbrechend sind und weltweit kaum Parallelen haben: „Indische oder afrikanische Unternehmen wissen wenig über russische und umgekehrt. Vielleicht sollte man interessante Formate für den Austausch von Erfahrungen und Projekten zwischen Unternehmen in Betracht ziehen. Man könnte auch einen Newsletter über russische Entwicklungen im Bereich der KI herausgeben. Insgesamt sollten verschiedene Formate entwickelt werden, um der Welt besser zu berichten, was bei uns geschieht.“ 

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