Republic: Jetzt auch russisches Portal für Profi-Journalisten ins Register der ausländischen Agenten aufgenommen

Republic: Jetzt auch russisches Portal für Profi-Journalisten ins Register der ausländischen Agenten aufgenommen

Nun hat es auch das russische Flaggschiff in Sachen professionellen Journalismus getroffen.

Das russische Justizministerium hat die Moscow Digital Media, die juristische Person, die die Plattform Republic verwaltet, in das Register der ausländischen Agenten aufgenommen. Republic ist spezialisiert auf die Analyse wichtiger Nachrichten, die meisten Materialien auf der Website stehen nur Abonnenten zur Verfügung.

Das Team um Chefredakteur Dmitri Kolesew hält diese Entscheidung natürlich für ungerecht und rechtswidrig. Das Gesetz über ausländische Agenten sollte „ganz abgeschafft werden“, wie Republic mehrfach schriftlich forderte. Aber es auf Republic anzuwenden, sei mehr als absurd, denn die Publikation lebe nur vom Geld von Abonnenten. „Wir haben keine ausländischen Sponsoren, wir erhalten keine Zuschüsse, und wir schalten nicht einmal Werbung. Wir haben nur Abonnements“, heißt es in einer Reaktion auf die Entscheidung des Justizministeriums.

Die „ausländischen Agenten“ wissen nicht, auf welcher Grundlage und aus welchem ​​Grund das Justizministerium diese Entscheidung getroffen hat. Nach Rücksprache mit Anwälten werde wahrscheinlich gegen die Entscheidung vor Gericht Berufung eingelegt. Vielleicht gäbe es Details zu erfahren, „im Moment können wir nur raten“. Vielleicht sei das Justizministerium der Ansicht, dass Ausländer, die für die Abonnements der Republic zahlen, eine „Auslandsfinanzierung“ betreiben. Aber das wäre so, als würde man einer Zeitung, deren gedruckte Exemplare Ausländer an einem Kiosk gekauft haben, ausländische Finanzierung vorwerfen.

Republic hofft, dass die rund 25.000 Abonnenten verstehen, für sie werde durch ein Abo kein rechtliches Risiko bestehen. Es gäbe kein Gesetz, das es verbietet, einen „ausländischen Agenten“ zu abonnieren oder Geld an einen „ausländischen Agenten“ zu spenden. „Es ist sicher“, versichert die Redaktion von Republic.

Für den Kreml seien Gründe und Formalitäten nicht wirklich wichtig? „Es ist ganz einfach:  Sie versuchen, die unabhängigen Medien im Lande zu zerstören, und Republic gehört zu denjenigen, die unter diese Walze geraten sind.“

Ganz unerklärlich ist die Angst des Kremls vor der „ungewöhnlichen Publikation“ nicht. In der Selbstdarstellung heißt es, Republic ist ein Medium für das russischsprachige Publikum, das „nicht nur die Nachrichten verfolge, sondern auch die Bedeutung des Geschehens verstehen möchte“. Dafür sind inzwischen um die dreißigtausend Leser bereit (2018 waren es laut dem deutschen Russlandportal Decoder 22.000), monatlich 7 oder jährlich 58 Euro für ein Abo zu zahlen. Diese Zahlen brauchen Moskau nicht zu beunruhigen, aber ein Blick in die sozialen Medien zeigt, wie viele Menschen das Geschehen in Russland verstehen möchten: Bei Facebook haben Republic 347.303 Personen abonniert, bei Twitter folgen 279.668, VKontakte zählt 187.289Abonnenten – nur bei Telegram bleibt die Zahl von 9.224 Abonnenten vierstellig. Folglich wittert der von Feinden umzingelte Kreml Gefahr.

Die Macher von Republic werden weiterarbeiten und ihre „beruflichen und staatsbürgerlichen Pflichten wahrnehmen“. Die redaktionellen Richtlinien werden sich nicht ändern. Das Blatt will eine Plattform für professionellen Journalismus bleiben, mit Dutzenden von interessanten Texten, die jede Woche über eine sich verändernde Welt berichten.

Republic kann man hier abonnieren und die Petition gegen das Gesetz über ausländische Agenten hier unterzeichnen.

[hrsg/russland.NEWS]

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