Rechtsweg erfolgreich: Moskauer U-Bahn muss entlassenen Nawalny-Anhängern Arbeitsplatz zurückgeben©russland.news

Rechtsweg erfolgreich: Moskauer U-Bahn muss entlassenen Nawalny-Anhängern Arbeitsplatz zurückgeben

Die Mitarbeiter der Moskauer Metro, die nach der Veröffentlichung einer Liste mit potenziellen Teilnehmern einer Kundgebung zur Unterstützung von Alexei Nawalny im Jahr 2021 entlassen worden waren, haben per Gerichtsbeschluss ihre Arbeitsplätze zurückerhalten, sagte der Vorsitzender der Gewerkschaft der Beschäftigten der Moskauer Metro Nikolaj Gostew einem Nachrichtenkanal bei Telegram.

Am 31. Mai entschied das Nagatinskij-Gericht, dass Maxim Jakowlew, ein Spezialist der Restaurationsabteilung der Moskauer Metro, der im Frühjahr 2021 von seinem Arbeitgeber entlassen worden war, wiedereingestellt werden müsse. Er ist damit der 37. Angestellte der Moskauer Metro, der vor Gericht seine Wiedereinstellung durchsetzte.

„Alles deutete darauf hin, dass es von oben, von der Metroleitung, Listen gab“, so Gostew.

Insgesamt hätten sich mehr als 60 Personen an die Gewerkschaft gewandt. Davon entschieden sich 42, die Metro zu verklagen. Fünf Personen gaben diese Idee auf, nachdem sie den Prozess in erster Instanz verloren hatten. Allen anderen gelang es, ihren Arbeitsplatz zurückzuerhalten.

Der Gewerkschaftsvorsitzende wies darauf hin, dass fünf Gerichtsurteile noch nicht rechtskräftig seien, da sie sich noch im Berufungsverfahren befänden. Laut Gostew wird die Entscheidung über die Wiedereinstellung jedoch vollstreckt, bis diese Verfahren abgeschlossen sind.

Darüber hinaus sprach Gostew, dass über Entschädigungen für die unrechtmäßig entlassenen

wiedereingestellten Metro-Beschäftigten. In einigen Fällen beliefen sich diese auf mehrere Millionen Rubel, also im fünfstelligen Eurobereich. Nach Angaben des Gewerkschaftsvorsitzenden hing die Höhe der Entschädigung von der Dauer des Arbeitsausfalls ab: Während die ersten Wiedereingestellten bis zu 4.000 Euro erhielten, bekamen die zweiten mehr fast 30.000 Euro.

Der erste Mitarbeiter konnte bereits zwei Monate nach seiner Entlassung wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Der zweite, Maxim Jakowlew, habe mehr als zwei Jahre lang um seine Wiedereinstellung gekämpft, erklärte Gostew.

Im Frühjahr 2021 meldete die Gewerkschaft der Moskauer Metro Entlassungen in der U-Bahn und anderen Verkehrsbetrieben, nachdem eine Liste potenzieller Teilnehmer an einer Kundgebung zur Unterstützung von Alexei Nawalny durchgesickert war. Die Beschäftigten klagten, sie seien zu ihren Vorgesetzten zitiert und gezwungen worden, „binnen eines Tages“ in gegenseitigem Einvernehmen zu gehen. Diejenigen, die sich weigerten, wurden unter Verletzung des Arbeitsrechts entlassen, indem sie beispielsweise als unentschuldigt abwesend registriert wurden. Innerhalb von zwei Wochen verloren nach Angaben der Gewerkschaft etwa 50 Personen ihren Arbeitsplatz.

Alle klagenden Arbeitnehmer wurden entweder einvernehmlich auf Druck ihrer Vorgesetzten oder wegen erfundener Fehlzeiten entlassen. Das Gericht habe diese Entlassungen für unrechtmäßig erklärt, so Gostew.

Boris Krawtschenko, Präsident des russischen Gewerkschaftsbundes (KTR) und Mitglied des Menschenrechtsrates des Präsidenten, sagte gegenüber der russischen Zeitung Kommersant: „Die für die Entlassungen technisch Verantwortlichen – Depotleiter und Personalabteilungen – haben kein Geheimnis daraus gemacht, dass die Beschäftigten auf bestimmten Listen und in bestimmten unzuverlässigen Gruppen standen. Er fügte hinzu, dass einige der Entlassungen unter „grober Verletzung“ des Arbeitsrechts durchgeführt worden seien; in einigen Fällen seien die Unterschriften der Entlassenen und „einige andere Dokumente“ gefälscht worden.

Dies sei „ein hervorragender Beweis dafür, dass im russischen Rechtssystem noch nicht alles verloren ist“. „Wir beobachten das Schicksal der wiedereingestellten Mitarbeiter. Bisher hat es keine neuen Entlassungen gegeben und das Arbeitsklima ist normal“, so Krawtschenko.

 [hrsg/russland.NEWS]

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