Moldawien: Parlament billigt Russisch als Sprache für innerethnische Kommunikation

Moldawien: Parlament billigt Russisch als Sprache für innerethnische Kommunikation

Das moldauische Parlament hat mit den Stimmen der Parlamentsmehrheit – der Partei der Sozialisten und der Partei Shor – einstimmig das Gesetz über den Gebrauch der Sprachen auf dem Territorium der Republik verabschiedet. Russisch hat demnach den Status einer Sprache der innerethnischen Kommunikation.

Die Opposition hatte die Parlamentssitzung aus Protest gegen die von der Parlamentsmehrheit zu verabschiedende „giftige“ Agenda boykottiert.

Das Gesetz legt fest, dass die Bürger die Amtssprache Rumänisch und/oder Russisch als Sprache der innerethnischen Kommunikation in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation in den Beziehungen zu Behörden sowie Unternehmen und Organisationen, die sich auf dem Territorium der Republik Moldau befinden verwenden dürfen.

Der Staat ist laut Gesetz verpflichtet, die „Bedingungen für den Gebrauch und die Entwicklung der russischen Sprache als einer Sprache der innerethnischen Kommunikation“ zu schaffen. Alle Bezeichnungen der im Land produzierten Waren und Dienstleistungen und der verkauften Medikamente sowie die Namensschilder der staatlichen und öffentlichen Einrichtungen müssen auch in russischer Sprache ausgewiesen werden.

Falls sich Beamte weigern, auf Anfrage eines Bürgers eine mündliche oder schriftliche Petition auf Russisch zu beantworten, sollen sie „persönlich zur Verantwortung“ gezogen werden.

Leiter staatlicher Institutionen müssen jedoch auch die Amtssprache Rumänisch beherrschen.

Das Gesetz ersetzt das bisher geltende Gesetz über den Gebrauch der Sprachen. Es wurde in der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (MSSR) am 31. August 1989 verabschiedet, aber 2018 durch das Verfassungsgericht als „veraltet“ aufgehoben.

Der immer wieder hochkochende Sprachenstreit in Moldawien spiegelt die Geschichte Moldawiens wider.Die Republik Moldau – wie sie im deutschen Sprachgebrauch heißt – grenzt im Westen an Rumänien und in den drei anderen Himmelsrichtungen an die Ukraine.

Im Jahr 1812 wurde vom Fürstentum Moldau die östliche Hälfte an Russland abgetreten und blieb dort bis 1918 als Bessarabien. Nach der Annexion 1812 gewann die russische Sprache allmählich an Bedeutung. Seit 1828 wurde der offizielle Verkehr ausschließlich auf Russisch durchgeführt.

Zwischen 1856 und 1878 gehörten Cahul, Bolgrad und Ismail (ein kleiner Teil im Süden Bessarabiens) als Folge des Krimkriegs erneut zur westlichen Moldau (bzw. Rumänien).

Von 1918 bis 1940 gehörte das damalige Bessarabien zu Rumänien. Dort wurde der Begriff „moldauische Sprache“ nicht verwendet. 1924 wurde die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik am Ostufer des Dnister gegründet. Dort wurde für das Moldauische zunächst das lateinische Alphabet eingeführt, 1930 allerdings von einem kyrillischen ersetzt, das nach einer neuerlichen Periode der Lateinschrift (ab 1933) im Jahre 1937 endgültig verbindlich wurde.

Nachdem die Sowjetunion 1940 im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes Bessarabien annektiert und mit der Hälfte der Moldauischen ASSR zur Moldauischen SSR vereinigt hatte, wurde die Bezeichnung „Moldauisch“ auch hier offiziell eingeführt, um alle Bande zu Rumänien zu trennen. Das lateinische Alphabet wurde durch das in der Moldauischen ASSR geltende kyrillische ersetzt. Außerdem wurde während der Sowjetherrschaft die Rumänisch sprechende Bevölkerung darin bestärkt, Russisch zu sprechen – eine Voraussetzung für höhere Bildung, gesellschaftliches Ansehen und politische Ämter.

1989 wurde die moldauische Sprache zur einzigen offiziellen Sprache der Moldauischen SSR erklärt und die rumänische Variante des lateinischen Alphabets wieder eingeführt. Die Unabhängigkeitsdeklaration Moldaus 1991 nannte Rumänisch als Amtssprache. 1994 wurde der Name der Amtssprache in der Verfassung als „Moldauisch“ festgelegt. 1996 lehnte das moldauische Parlament einen Antrag des Präsidenten Mircea Snegur ab, den Namen der Sprache in „Rumänisch“ zu ändern. In Transnistrien gilt das kyrillisch geschriebene Moldauisch offiziell weiterhin als Amtssprache.

Im Dezember 2013 beschloss das Verfassungsgericht Moldaus, dass die Unabhängigkeitserklärung des Landes, die „Rumänisch“ als Landessprache nennt, ein integraler Teil der Verfassung ist. Dadurch wurde die Bezeichnung der Landessprache in Rumänisch geändert. In der Tat ist es nur eine Frage der Benennung, denn das Moldauisch ist eine Mundart des Rumänischen.

[hrsg/russland.NEWS]

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