Merkel besuchte NawalnyMerkel, Angela 180413 Foto Bundesregierung

Merkel besuchte Nawalny

Der Besuch, den Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Charité bei Nawalny gemacht hat, sei zwar nicht geheim, aber auch nicht öffentlich gewesen, erklärte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Es war ein privater Besuch, „ein Besuch bei einem kranken Mann“, sagte er.

„Das Wort ‚geheim‘ trifft hier nicht zu, nicht alles, was der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, ist geheim, es war jedoch kein öffentlicher Besuch.“ Wann Merkel Nawalny besuchte, sagte er nicht.

Am Montag berichtete der Spiegel unter Berufung auf eigene Quellen über Merkels „geheimen“ Besuch „unter völliger Geheimhaltung“ bei Nawalny. Später bestätigte Nawalny diese Informationen.

„Das Treffen war, aber wir sollten es nicht als „geheimes“ Treffen bezeichnen. Es war vielmehr ein privates Treffen und ein Gespräch mit seiner Familie“, twitterte er und dankte der Kanzlerin für ihren Besuch.

Der engste Vertraute Nawalnys, Leonid Wolkow, sagte im Interview mit RTL und ntv: „Es gab viele verschiedene Mosaiksteine, die zu diesem Wunder [der Gesundung] beigetragen haben. Doch was Merkel gemacht hat, war keine Kleinigkeit“, sagte Wolkow. Die politische Debatte um die Folgen nach dem Anschlag dürfe allerdings nicht auf die umstrittene Nordsee-Gaspipeline Nord Stream 2 verengt werden. „Was passiert ist, hat eine so große Bedeutung: Dass Russland im Jahr 2020 einen Oppositionellen mit einer chemischen Waffe vergiften lässt, ist viel wichtiger als eine Pipeline.“ Falls es zu einem politischen Gespräch mit der Bundeskanzlerin kommen sollte, „werden sie wahrscheinlich über viele Sachen sprechen, aber nicht über eine Pipeline“, so Wolkow.

Merkel war eine der ersten führenden Persönlichkeiten der Welt, die sich bereit erklärt hat, Nawalny bei seiner Behandlung zu helfen. Eine private Organisation schickte ein medizinisches Flugzeug nach Omsk, um ihn nach Deutschland zu holen. Navalny wurde in Deutschland als „Gast der Kanzlerin“ aufgenommen.

Alexei Nawalny war am 20. August an Bord eines Flugzeugs, das von Tomsk nach Moskau flog, ins Koma gefallen. Er wurde in Omsk ins Krankenhaus eingeliefert und zwei Tage später nach Berlin in die Charité verlegt.

Russische Ärzte hatten zuvor einen gestörten Kohlenhydratstoffwechsel diagnostiziert und es habe keine Spuren von Giftstoffen in seinem Körper gegeben. Dann sagte die deutsche Regierung unter Hinweis auf die Untersuchung des Bundeswehrlabors, Nawalny sei mit einem Kampfstoff aus der Gruppe „Nowitschok“ vergiftet worden.

In der Zwischenzeit ist Nawalny aus der Charité entlassen worden. Er beabsichtigt bis zu seiner endgültigen Gesundung in Deutschland zu bleiben.

[hrsg/russland.NEWS]

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