Leningrader Gebiet verbannt Einweg-Geschirr von Veranstaltungen

Es ist ein absolutes Novum für Russland – der Kulturausschuss des Leningrader Gebiets hat beschlossen, künftig auf Gefäße und Verpackungen bei Großveranstaltungen zu verzichten, wenn sie nicht recyclebar sind. Diese Maßnahme könnte Schule machen.

Die Zeiten sind vorbei, in denen russisches Bier und amerikanisches Cola in Wegwerf-Bechern ausgeschenkt wurde – zumindest im Leningrader Gebiet, dem Umland von St. Petersburg. Der Vorsitzende des Ausschusses, Jewgenj Tschaikowsky erklärte gegenüber der Presse, dass das entsprechende Gesetz dazu bereits abgesegnet sei.

Plastikmüll nimmt überhand

Es handele sich hierbei um das „Verbot der Verwendung von Plastikgeschirr, Plastiktüten und Verpackungen bei der Durchführung von Kulturveranstaltungen sowie in staatlichen Einrichtungen, die dem Kulturausschuss unterstellt sind“, diktierte Tschaikowsky den Journalisten den exakten Wortlaut in die Notizblöcke. Damit spielt das Leningrader Gebiet als erste Region Russlands die Vorreiterrolle für praktizierten Umweltschutz bei Events, quasi von Amts wegen.

Es sei wirklich ein Novum in Russland, sagt auch Alexandra Iwannikowa, die Leiterin des „Zero Waste“-Projekts von Greenpeace Russland, über den Verzicht von Einweg-Kunststoff auf behördlicher Ebene. Man sehe am Beispiel anderer europäischer Länder. In denen dieser Ansatz bereits praktiziert wird, dass er sich mit der Zeit als äußerst wirksam erwiesen hat, so die Umweltaktivistin.

Eine Studie, die von „Friends of the Earth“ und „Zero Waste Europe“ durchgeführt wurde, zeigt, dass die Verwendung von Kunststoffverpackungen das Problem des Abfallrecyclings ernsthaft verschärft. Von 2004 bis 2014 hat das Volumen von Plastikabfällen in Europa um fünfzig Prozent zugenommen und hat inzwischen beängstigende fünfzehn Millionen Tonnen pro Jahr erreicht.

Kein Problem für Verbraucher

Kunststoff liegt noch immer an der Spitze aller Verpackungsmaterialien. Etwa vierzig Prozent aller Produkte sind in Plastikbeuteln verpackt, in Plastikflaschen abgefüllt oder werden in Plastikgefäßen dargereicht. Umweltschützer versuchen zwar seit langem, die Dominanz von Plastik zu bekämpfen, aber der Erfolg in diesem „heiligen Krieg“ lässt bisher noch viel zu wünschen übrig.

Im November 2017 hat Greenpeace Russland beispielsweise die Kampagne „Paket? Nein danke!“ ins Leben gerufen, bei der den Kunden anstelle von Plastiktüten wiederverwendbare Beutel angeboten werden. Im April 2018 erschienen in Moskau sogar drei Werbetafeln gegen den unbegrenzten Gebrauch von überflüssigen Plastiktüten in Filialen der Supermarktkette „Pjeterotschka“.

Es wäre durchaus zu begrüßen, wenn sich das Modell des Leningrader Gebiets auch im Rest des Landes durchsetzen könnte. Die Erfahrung der westlichen Länder hat gezeigt, dass der Verzicht auf Kunststoff für die Konsumenten nach einer gewissen Zeit kein nennenswertes Problem mehr darstellt und der Mehrwegbeutel zur Selbstverständlichkeit werden kann.

[mb/russland.NEWS]

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