Russland gehört zu den drei Ländern, in denen die meisten klinischen Versuche durchgeführt werden. An ihnen nehmen sowohl schwerkranke Patienten teil, die neue Behandlungsmöglichkeiten ausprobieren, als auch gesunde Menschen. Einige Russen werden zu professionellen Testern und nehmen beruflich Pillen. Sie werden für die Risiken bezahlt, von denen das schwerwiegendste der Tod ist.
Für die Teilnahme an einer Studie erhalten die Freiwilligen eine einmalige Prämie von umgerechnet 125 bis 1.250 Euro. Die Höhe hängt vom Klienten, dem getesteten Medikament, der Dauer der Einnahme und vielen anderen Faktoren ab. Theoretisch darf man immer nur an einer Studie teilnehmen und an einer nächsten drei Monate später. Aber um des Geldes willen sind viele Russen bereit, sich in Gefahr zu bringen – manchmal testen sie mehrere Medikamente gleichzeitig.
Die häufigste Option für Freiwillige ist die Prüfung von Generika. Dabei handelt es sich um Analoga von Arzneimitteln, deren 20-jährige Patentlaufzeit für das ursprüngliche Wirkstoffmolekül abgelaufen ist. Generika haben die gleiche Zusammensetzung und Wirkung und sind in der Regel billiger als das Original. Der Test selbst wird als „Bioäquivalenzstudie“ bezeichnet.
Nicht jeder kann eine Versuchsperson werden. Waisen, Kinder ohne elterliche Fürsorge, Sicherheits- und Militärpersonal sowie Insassen von Gefängnissen und Haftanstalten dürfen nicht an klinischen Studien teilnehmen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Kriterien für jeden einzelnen Versuch. Im Durchschnitt bricht jeder vierte Kandidat seine Bewerbung ab.
Solche Abenteuer sind immer mit Risiken verbunden, daher sind die Freiwilligen versichert. Tritt ein Versicherungsfall ein, wird eine Entschädigung gezahlt:
– für die Verschlechterung des Gesundheitszustands 300.000 Rubel,
– Invalidität der Gruppe III 500.000 Rubel,
– Invalidität der Gruppe II 1 Million Rubel,
– Invalidität der Gruppe I 1,5 Millionen Rubel
– und für einen Todesfall 2 Millionen Rubel (entspricht derzeit 25.000 Euro).
Dies ist der Preis für ein Leben. Außerdem muss nachgewiesen werden, dass die Person infolge der Einnahme einer Pille oder Spritze gestorben ist. Die Praxis hat gezeigt, dass dies praktisch unmöglich ist.
Diejenigen, die bereit sind, im Rahmen von Experimenten Tabletten einzunehmen, finden diese Teilzeitjobs in speziellen Registern, auf den Websites von Forschungszentren und pharmazeutischen Unternehmen, aber die beliebteste Option ist in sozialen Netzwerken, in thematische Fachgruppen und Chats.
Die Probanden selbst berichten von einer Vielzahl von Nebenwirkungen und schriftlichen Ablehnungen sowie von ihrer beeinträchtigten Gesundheit. Einige arbeiten mit ihrer ganzen Familie für die Zukunft der Medizin. Viele alleinerziehende Mütter und Mütter mit vielen Kindern nehmen daran teil.
Um schnelles Geld zu verdienen, nehmen diverse Russen nicht nur an mehreren Umfragen gleichzeitig teil, sondern lügen in den Fragebögen auch über ihre Gesundheit. Selbst mit chronischen Krankheiten und Arzneimittelallergien wollen sie zu Versuchspersonen werden. Sie riskieren ihre Gesundheit und ihr Leben.
[hrsg/russland.NEWS]
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