Kissinger schlägt Nato-Mitgliedschaft der Ukraine vor, um Kiew von Rückeroberung verlorener Gebiete abzuhalten

Kissinger schlägt Nato-Mitgliedschaft der Ukraine vor, um Kiew von Rückeroberung verlorener Gebiete abzuhalten

Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat vorgeschlagen, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, um die Sicherheit Europas zu gewährleisten. Seiner Meinung nach rüstet Europa die Ukraine aktiv auf, was sie zum bestbewaffneten, aber strategisch unerfahrensten Land in der Region machen würde. Kissinger ist der Ansicht, dass die Mitgliedschaft in der Allianz es der Ukraine unmöglich machen würde, Entscheidungen über territoriale Fragen auf nationaler Ebene zu treffen.

„Was die Europäer jetzt sagen, ist meiner Meinung nach sehr gefährlich. Denn die Europäer sagen, sie wollen sie nicht in der Nato haben, weil sie zu riskant sind. Trotzdem werden wir sie gut bewaffnen und ihnen bessere Waffen geben. Jetzt haben wir die Ukraine so weit aufgerüstet, dass sie das am besten bewaffnete Land mit der strategisch am wenigsten erfahrenen Führung in Europa sein wird“, sagte Henry Kissinger der Zeitschrift The Economist.

Kissinger glaubt, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine seit dem 24. Februar 2022 in etwa an der gleichen Stelle enden wird. Für ihn sei demnach ein Kriegsende denkbar, in dem Russland die Krim überlassen wird. Er befürchte aber, dass die Ukraine danach versuchen könnte, die seit 2014 von Russland kontrollierten Gebiete mit militärischen Mitteln zurückzuerobern.

„Für die Sicherheit Europas ist es besser, die Ukraine in der Nato zu haben. Dort kann sie keine nationalen Entscheidungen über territoriale Ansprüche treffen“, so Kissinger. Aber auch Russland würde profitieren. „Ich würde Putin sagen, dass auch er sicherer ist, wenn die Ukraine in der Nato ist.“ Kissinger fügte hinzu, die Ukraine müsse nach einem Krieg von Europa geschützt bleiben und nicht zu einem einsamen Staat werden, der auf sich allein gestellt ist.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, hat dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger in Bezug auf die Notwendigkeit einer Aufnahme der Ukraine in die NATO zur Gewährleistung der europäischen Sicherheit widersprochen. Medwedew sagte, dass Kiew im Falle einer Aufnahme der Ukraine in die Allianz ihre Pläne zur Rückeroberung von Gebieten nicht aufgeben würde, und dass Russland „hart reagieren“ müsse.

Damit komme allerdings der „Artikel 5 des Washingtoner Vertrags ins Spiel“, in dem das Prinzip der kollektiven Verteidigung verankert ist, das besagt, dass ein Angriff auf ein Nato-Mitglied als Angriff auf alle Nato-Mitglieder betrachtet wird, so der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats in seinem Telegram-Kanal.

Im September 2022 hatte die Ukraine mitten in der russischen „Militäroperation“ im Land die Aufnahme in die Nato beantragt. Laut der Washington Post werden die Bündnisstaaten der Ukraine auf dem Nato-Gipfel im Juli in Vilnius keine formelle Einladung zur Mitgliedschaft aussprechen.

Kissinger, der als einer der prägendsten Staatsmänner der Nachkriegszeit gilt und von 1973 bis 1977, also während des Kalten Krieges, im Amt war, wird am 27. Mai seinen hundertsten Geburtstag feiern.

[hrsg/russland.NEWS]

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