Goethe-Institut in Russland kündigt drastische Personalkürzungen an

Goethe-Institut in Russland kündigt drastische Personalkürzungen an

Das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland – das Goethe-Institut – ist seit 30 Jahren in Russland vertreten. In 20 Sprachlernzentren lernen fast 2 Millionen Russen die deutsche Sprache. Ab Ende Mai werden diese Zahlen wohl etwas bescheidener aussehen.

Denn „im Zusammenhang mit der vom russischen Außenministerium eingeführten Obergrenze für den Personalbestand der deutschen Auslandsvertretungen und der deutschen Mittlerorganisationen in Russland, muss das Goethe-Institut zu Ende Mai die Zahl seiner Mitarbeiter drastisch senken und damit seine Arbeit stark einschränken“, heißt es im offiziellen Schreiben des Instituts an seine russischen Mitarbeiter. Allerdings will das Kulturinstitut seine Arbeit in Russland „mit reduzierter Präsenz“ fortsetzen.

Bereits seit dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine wurden sämtliche Kooperationen mit russischen staatlichen Stellen ausgesetzt. Auf der Webseite kann man lesen, dass „aktuell“ keine „öffentliche Veranstaltungen des Goethe-Instituts in Russland“ stattfinden: „Die Goethe-Institute in Moskau, St. Petersburg und Nowosibirsk bleiben auch in diesen schwierigen Tagen für Sie geöffnet. Wir führen im Moment keine öffentlichen Veranstaltungen durch. Aber unsere Kurse und Prüfungen laufen weiter und die Bibliothek ist geöffnet. Wir hoffen, wie Sie alle, auf Frieden“. Allerdings musste das Institut in Novosibirsk, das erst 2009 eröffnet wurde, inzwischen seine Räumlichkeiten verlassen.

„Die Aufforderung zur Reduktion der deutschen Präsenz in Russland zieht drastische Einschnitte in allen Bereichen der Arbeit unserer drei Institute mit sich“, so die Präsidentin des Goethe-Institut Carola Lentz. „Auch wenn wir seit dem brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 mit einem solchen Szenario rechnen mussten, trifft uns diese Entscheidung der russischen Seite nun schwer. Das Einreißen letzter zivilgesellschaftlicher Brücken steht zutiefst im Widerspruch zu unseren Überzeugungen. Unsere Gedanken sind bei den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Viele von Ihnen sind uns seit Jahrzehnten verbunden und haben sich unermüdlich für den zivilgesellschaftlichen Austausch zwischen Russland und Deutschland engagiert, auch zuletzt unter erschwerten Bedingungen.“

In ihrem Interview mit der Berliner Zeitung im Juli vorigen Jahres hatte sie noch gesagt: „Russische Kulturschaffende und zivilgesellschaftliche Akteure, die sich regierungskritisch äußern, begeben sich in Gefahr. Um eine vollständige Isolierung Russlands zu vermeiden, ist es wichtig, die Kommunikationskanäle mit diesen Partnern jenseits der wirtschaftlichen und politischen Ebene offen zu halten. Die Goethe-Institute in Russland sind deshalb auch weiterhin geöffnet, die Sprachkurse laufen weiter“.

[hrsg/russland.NEWS]

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