Dubiose E-Mail aus Deutschland am Tag von Nawalnys Krankenhauseinlieferung – Fragen über Fragen

Dubiose E-Mail aus Deutschland am Tag von Nawalnys Krankenhauseinlieferung – Fragen über Fragen

Eine Mitteilung über einen geplanten Terrorakt am Flughafen Omsk am Tag der Einlieferung Nawalnys ins Omsker Krankenhaus soll aus Deutschland gekommen sein. Nach Angaben der Behörde, wurde die anonyme Nachricht über einen E-Mail-Dienst, der temporäre E-Mail-Adressen generiert, gesendet, so der stellvertretende Leiter der Ermittlungsbehörde des Amtes für den Transport des Innenministeriums der Russischen Föderation im sibirischen Bezirk Sergei Potapow.

„Bei der Überprüfung wurde festgestellt, dass die anonyme Nachricht über einen E-Mail-Dienst gesendet wurde, der kostenlose temporäre E-Mail-Dienste bereitstellt. Der Server dieser Mail-Service befindet sich in der Bundesrepublik Deutschland“, sagte Potapow.

Am Morgen des 20. August erhielt das Leninschen Landgericht Omsk eine E-Mail mit Informationen, dass die Gebäude der Bezirksgerichte, Bahnhof, Postamt, Banken und Flughafen Omsk „vermint“ seien. Mitarbeiter der Nationalgarde, Polizei und Sprengstoffexperten untersuchten alle Gebäude und fanden keine explosiven Gegenstände. 180 Besucher und 58 Mitarbeiter wurden evakuiert, mit Ausnahme der Flugsicherheitsdienste. Wegen Vortäuschen eines Terroraktes wurde ein Strafverfahren nach Teil 2 eingeleitet. Art. 207 des Strafgesetzbuches (wissentlich Falschmeldung über den Terrorismus).

In diesem Zusammenhang hat die russische Polizei Deutschland um Rechtshilfe gebeten, um festzustellen, wer die E-Mail versendet haben könnte. Die Polizei wird auch weitere Berichte über die „Verminung“ überprüfen, insbesondere Informationen in den Medien, dass die Meldung eine Notlandung Nawalnys verhindern sollte. Nach Angaben der Ermittler hat sich Nawalny bei den Piloten bedankt, die das Flugzeug in Omsk gelandet hatten, obwohl der Flughafen „vermint“ war.

Potapov fügte hinzu, „dass die Informationen über die „Verminung“ des Flughafens Verschlusssache war und niemandem bekannt gegeben wurde.“ Da Informationen über das angeblich geplante Attentat im Flughafen von der Sicherheitsbehörde nicht bekannt gegeben wurde, stellt sich für die Ermittler die Frage, woher und aus welchen Quellen diese Informationen stammen könnten. Einfach gesagt, woher hat Herr Nawalny, der erst in der Klinik Charité aus dem Koma erwachte war, diese Informationen, die, ich wiederhole, nirgendwo zu finden waren“, so Potatow.

Die Polizei untersucht weiterhin die Umstände des Vorfalls mit Alexej Nawalny am 20. August und möchte u.a. wissen, warum die Mitarbeiter der Antikorruptionsstiftung einige Dinge, darunter angeblich eine Flasche Wasser, aus dem Zimmer des Tomsker Hotels, in dem Nawalny wohnte, mitgenommen haben, berichtete der Pressedienst des sibirischen Innenministeriums Abteilung Verkehr.

Nach ihren Angaben hat die Polizei viele Fragen an die Mitarbeiter der Antikorruptionsstiftung (FBK), aber sie weigern sich, klärende Auskünfte zu erteilen.

„Es bleiben viele Fragen an die Mitarbeiter der FBK und andere Personen, die Nawalny während der Reise begleitet haben. Die Ermittler versuchen zu erfahren, was sie in Nawalnys Zimmer taten, warum sie Gegenstände entfernt haben, die als Beweismittel für die Inspektion hätten dienen können (einschließlich Wasserflaschen), und wie sie sie transportiert haben“, hieß es in der Pressemitteilung.

Die Polizei möchte mit Maria Pewtschicha, einer Mitarbeiterin der Stiftung, die „sich Erklärungen entzogen hat und am 22. August von Omsk nach Deutschland geflogen ist, sprechen“. Die Polizei hat mit ihr und ihrem Anwalt telefoniert, aber sie ist auf Vorladung nie bei der Polizei erschienen und beantwortet keine Fragen über die Entfernung von Gegenständen aus dem Hotel in Tomsk.

Die kontaminierte Flasche wurde von ihr, die Nawalny und seine Frau Julia auf dem Flug von Omsk begleitete, nach Deutschland gebracht. In einem Interview mit Juri Dud erklärte Nawalny dann, dass die Mitarbeiter der Stiftung Gegenstände aus dem Hotelzimmer mitgenommen hätten, die ihrer Meinung nach den Experten helfen könnten, festzustellen, was mit ihm geschehen sei und wie er zu behandeln sei.

Die Polizei fand heraus, dass bei Pewtschichas Flugkontrolle in Nowosibirsk, vor dem Abflug nach Moskau, in ihren Sachen keine Flaschen mit Wasser gefunden wurden, aber sie kaufte eine Flasche mit 500 ml „Heilige Quelle“ in der zollfreien Zone des Nowosibirsker Flughafens und brachte sie nach Omsk. Im Gepäck von Georgi Alburow, der Pewtschicha begleitete, wurden ebenfalls keine Flaschen mit mehr als 100 ml gefunden.

„Dies wird durch die CCTV-Kameras des Flughafens, die den Moment, als Maria Pewtschicha eine Flasche Wasser kaufte, sowie durch das Röntgen-TV-System am Flughafen, wo sie und Alburov durch die Gepäckkontrolle gingen, bestätigt“, so die Pressemitteilung.

Die Mitarbeiter Nawalnys sagten Mitte September, dass sie am 20. August, nachdem sie erfahren hatten, dass er sich im Flugzeug auf dem Weg von Tomsk nach Moskau krank gefühlt hatte, mit seinem Anwalt in das Hotelzimmer in Tomsk gingen, wo Nawalny sich aufgehalten hatte, und einige Gegenstände, darunter Wasserflaschen, mitnahmen. Nach Angaben deutscher Militärexperten wurde an einer der Flaschen Spuren einer giftigen Substanz gefunden.

Alburow gab an, dass sich nach Ansicht von Experten kein Gift in der Flasche befand, aber es Spuren davon an der Flasche, nachdem Nawalny Wasser aus ihr getrunken hatte, gab. Seiner Ansicht nach bedeutet dies, dass die Vergiftung nicht auf dem Tomsker Flughafen, sondern schon vor dem Verlassen des Hotels stattgefunden hat.

Im Kreml fragt man sich, warum diese Flasche aus Russland nach Deutschland mitgenommen wurde, wenn sie wirklich ein Beweis für eine Vergiftung war und hätte werden können.

„Die Informationen über eine offizielle Beschäftigung von Maria Pewtschicha im Antikorruptionsfonds, die wiederholt in den Medien veröffentlicht wurden, haben keine rechtliche Bestätigung gefunden. Für die Untersuchung ist die Kommunikation mit ihr von großem Interesse“, sagt die Polizei.

Nach Angaben der Polizei entzieht sich FBK-Mitarbeiter Vladlen Los „der Beantwortung von Fragen zu den Umständen seiner Untersuchung des Hotelzimmers von Nawalny und der Entnahme verschiedener Gegenstände aus dem Zimmer sowie über die Art und Weise, wie diese transportiert wurden. Er sagte, er erinnere sich nicht an die Einzelheiten.

„Bis heute wurden, um Informationen zu erhalten, die helfen könnten, das Bild von dem, was passiert ist, zu rekonstruieren, mehr als 230 Personen befragt, die während ihres Aufenthalts in Tomsk und der Region Tomsk Kontakt mit Nawalny hatten oder Zeuge seines Weges und seiner Aufenthalte waren,“ so in einer Pressemitteilung.

Insgesamt sandte die Leitung der Ermittlungsabteilung der Tomsker Abteilung des Innenministeriums vier Rechtshilfeersuchen an Deutschland und je eines an Frankreich und Schweden. Keines von ihnen wurde vom jeweiligen Innenministerium beantwortet.

„Wir verstehen nicht und akzeptieren nicht die Untätigkeit unserer ausländischen Kollegen“, heißt es in der Erklärung, die der stellvertretende Leiter der Ermittlungsabteilung für Transport des Innenministeriums Russlands im Sibirischen Föderalbezirk Sergej Potapow unterzeichnet hat.

FBK-Mitarbeiter kündigten an, dass sie am 21. September nicht mehr zu den Umfragen der Verkehrspolizei gehen würden, da die 30 Tage, die das Gesetz für die Durchführung einer Erstinspektion vorsieht, abgelaufen sind. Die Polizei teilte daraufhin mit, die Inspektion sei verlängert worden. Am selben Tag wurde bekannt, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft den zuständigen deutschen Behörden den Fragenkatalog an Nawalny im Interesse der Ermittlungsinspektion übergeben hat.

[hrsg/russland.NEWS]

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