Vor fünf Jahren floh der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden mit brisantem Wissen über Geheimdienstpraktiken der Vereinigten Staaten im Gepäck um die halbe Welt. Seine filmreife Flucht endete schließlich in der Transitzone des Moskauer Flughafens Scheremetjewo, wo ihm von Russland schließlich Asyl gewährt wurde. Seitdem wurde es ruhiger um seine Person. Was macht Edward Snowden eigentlich heute?
Ab und zu zeigt er sich noch per Videoschaltung bei Konferenzen zu Pressefreiheit und IT-Sicherheit, stets darauf bedacht, seinen jeweiligen Standort geheim zu halten. Edward Snowden lebt immer noch, streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit, in Russland. Bis zum Jahr 2020 darf er da noch sein, solange gilt sein befristetes Asyl. „Russland liefert niemals niemanden nirgendwohin aus und plant dies auch nicht“, hat der einst meist gesuchteste Flüchtig der USA das Wort des russischen Präsidenten, Wladimir Putin.
US-Präsident Donald Trump indes scheint vorübergehend das Interesse an der Person Snowden verloren zu haben. Jedenfalls sprach er das Thema bisher bei keinem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen an.. Auch nicht beim jüngsten Gespräch im finnischen Helsinki. Illusionen gibt sich Edward Snowden dennoch keinen hin, kommentiert nach wie vor das Geschehen in den USA auf Twitter. „Jeder, der Trump drei Minuten lang zuhört, weiß, dass er eine Abrissbirne ist“, sagte der Whistleblower jüngst über den Mann, der ihm öffentlich mit dem Tode droht.
Lügner, Betrüger, Spion, eine Schande, ein menschliches Stück Müll – ein Verräter, der hingerichtet werden müsse, bedachte ihn Trump noch während seines Wahlkampf mit den übelsten Schimpftiraden. Die Causa Snowden habe schon unter Präsident Obama, zu den schlechten Beziehungen zwischen Moskau und Washington beigetragen, heißt es in einem Interview in dem sich der Gejagte realistisch genug zeigt, zu wissen, dass er reine Verhandlungsmasse für Trump und Putin ist.
Politische Verhandlungsmasse
Der inzwischen 35-jährige führe ein weitgehend normales Leben ließ er vor nicht allzu langer Zeit über einen Anwalt mitteilen.“Die Leute haben diese Vorstellung, dass ich auf einer Militärbasis oder in einem Palast lebe, mit bewaffneten Wachen vor der Tür“,sagt er. „Nein, ich wohne in einer gewöhnlichen Wohnung zusammen mit meiner Freundin Lindsay und ich zahle Miete wie jeder andere auch.“
Seine Freundin sei vor ein paar Jahren ebenfalls nach Russland gezogen, betont er demonstrativ, als wolle er beweisen, dass es ihm dort außerordentlich gut gefalle. Viel herumgereist sei Snowden, teilte sein Anwalt mit, wobei ihm St. Petersburg besonders beieindruckt habe. Auch er versucht verkrampft zu suggerieren, dass sein Mandant ein ganz normales Leben führe. Er benutze lediglich zu seinem eigenen Schutz keine Kreditkarten, und versuche darüber hinaus sein Privatleben so weit wie möglich von der Öffentlichkeit fernzuhalten.
So wie sich beide auch bemühen, so recht abkaufen mag man ihnen den „Otto-Normal-Bürger“ Snowden dennoch nicht. In den USA wird er schließlich immer noch per Haftbefehl gesucht. An etliche Länder auf der Erde ergingen prophylaktische Auslieferungsgesuche. Sollte Snowden jemals wieder US-amerikanischen Boden betreten, würde er sofort festgenommen und angeklagt werden. Alleine schon in zwei Punkten auf der Grundlage des Spionage-Gesetzes. Eine Verurteilung gilt somit als sicher.
Drei Punkte der Strafanzeige sehen jeweils eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren vor. Die Justiz könnte der Anklage auch jederzeit noch weitere Punkte hinzufügen. Präsident Donald Trump und auch der Ex-CIA-Chef und jetzige Außenminister der USA, Mike Pompeo, sprechen sich ohnehin sogar unverhohlen für die Todesstrafe für den Whistleblower Snowden aus. Und sind wir ehrlich, ein ganz normales Leben hört sich dann doch irgendwie ganz anders an.
[mb/russland.NEWS]
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