Deutschland ändert ab 1. Juni Verfahren zur Beantragung von Visa für russische Staatsangehörige

Deutschland ändert ab 1. Juni Verfahren zur Beantragung von Visa für russische Staatsangehörige

Die deutschen Generalkonsulate in Russland führen ab dem 1. Juni aufgrund der gestiegenen Nachfrage einen neuen Modus für die Entgegennahme der für die Erteilung eines nationalen Visums (Aufenthalt über 90 Tage) erforderlichen Unterlagen ein.

Es wird nicht mehr möglich sein, direkt einen Termin in der Visastelle oder im VisaMetric Center zu vereinbaren. Sie müssen sich über das Reservierungssystem der Botschaft auf eine Warteliste setzen lassen und die Termine werden dann in chronologischer Reihenfolge vergeben.

Auch die Visastellen der deutschen Generalkonsulate in Kaliningrad, St. Petersburg, Jekaterinburg und Nowosibirsk nehmen ab dem 31. Mai keine Visumanträge mehr entgegen. Die Bearbeitung erfolgt dann nur noch in der Deutschen Botschaft in Moskau. „Die VisaMetric-Visazentren in den genannten Städten werden weiterhin betrieben. Aufgrund des Postversands ist jedoch mit längeren Bearbeitungszeiten zu rechnen“, heißt es in einer Mitteilung.

Seit dem 12. September 2022 hat die EU die Visaerleichterungen für Russland ausgesetzt.

Das Verfahren zur Beantragung eines Schengen-Visums wurde teurer und die EU-Länder erhielten das Recht, eigene Visabeschränkungen für Russen festzulegen. Russen, die ein Visum für Deutschland beantragen wollen, müssen nun einen Kontoauszug einer Bank in einem EU-Land vorlegen. Außerdem dürfen Russen nur noch Versicherungen bei europäischen Unternehmen abschließen.

Inzwischen verweigern mehrere Länder Russen mit alten Pässen die Einreise. Schengen-Visa mit dem Vermerk „-DK“ (minus Dänemark) und „-NO“ (minus Norwegen) erhalten seit diesem Frühjahr Russen mit nicht-biometrischen Pässen, die seit fünf Jahren gültig sind, berichtete das russische Portal VPost. Mit einem solchen Visum dürfen sie nicht in diese Länder einreisen – sie werden nicht in Flugzeugen oder Zügen befördert, in denen die Identität der Passagiere überprüft wird.

Dänemark hatte  vor einem Jahr angekündigt, „bis auf weiteres“ keine Kurzzeitvisa für russische Staatsbürger mehr auszustellen; jetzt habe Dänemark die Annahme von Fünfjahrespässen eingestellt, wie ein Vertreter des italienischen Generalkonsulats in Moskau bestätigte – deshalb stellt das Generalkonsulat nun Schengen-Visa mit dem Vermerk „minus Dänemark“ für Inhaber solcher Pässe aus. Norwegen nimmt zwar Visumanträge entgegen, verweigert aber die Ausstellung von Touristenvisa.

Italien selbst hatte im November letzten Jahres angekündigt, keine Fünfjahrespässe mehr für Visa zu akzeptieren, dieses Verbot aber wenige Tage später wieder zurückgenommen. Nach Dänemark und Norwegen könnten weitere EU-Mitglieder folgen, befürchten die Visa-Verantwortlichen.

Da es an geeigneten Chips fehlt, können in Russland andere Pässe nicht mehr ausgestellt werden. Seit dem 2. Februar werden nur noch 5-Jahres-Pässe ausgestellt und Anträge auf einen biometrischen 10-Jahres-Pass werden nicht mehr angenommen.

Laut einer Studie der Public Opinion Foundation im Sommer 2022 haben 29 Prozent der Russen ausländische Pässe, 2 Prozent ein Schengen-Visum und 69 Prozent waren noch nie außerhalb des Landes. Laut WZIOM sind 77 Prozent der russischen Bevölkerung in den letzten fünf Jahren nicht ins Ausland gereist.

[hrsg/russland.NEWS]

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