Der Mai ist gekommen, die Demonstrationen schlagen aus

Tausende von Demonstranten versammelten sich am letzten Montag, um ihre Unterstützung für den Messengerdienst Telegram zu zeigen. Die Anti-Zensur-Demonstration, die von der russischen Libertären Partei organisiert wurde, fand auf dem Prospekt Sacharowa im Zentrum Moskaus statt.

Die Organisatoren hinter dem Protest forderten, dass Roskomnadzor den Zugang zu Telegram und betroffenen Diensten wiederherstellt. Zusätzlich streben sie die Aufhebung aller „repressiven Internetgesetze“ und die Auflösung von Roskomnadzor an. „Unsere Rechte in Bezug auf Geheimhaltung, Rede- und Gewissensfreiheit sind in der Verfassung garantiert und können weder durch Gesetz noch durch Gewissen eingeschränkt werden“, heißt es in der Erklärung. Über 12.000 Menschen nahmen an der Demonstration teil, so der White Counter.

Einen Tag später, am Rande der diesjährigen Maifeierprozession auf dem Roten Platz, an der laut Polizeiaussagen [schätzte, ] 130.000 Gewerkschaftsmitglieder teilnahmen, kam es zu einer kleinen Demonstration von „Psycho-Aktivisten“. 25 von ihnen wurden verhaftet.

Die Aktivisten wollten mit ihrer Aktion auf die Situation von Menschen mit Behinderungen und psychischen Störungen hinweisen. Bei der Verhaftung wurde ihnen mitgeteilt, dass „die Aktion nicht dem Zweck der Veranstaltung entspricht“, berichtete die Webseite für Polizeiüberwachung OVD-Info. Im vergangenen Jahr hatte die Moskauer Polizei 19 linke und vegane Aktivisten in ähnlichen Verfahren festgenommen und schließlich alle ohne Anklage freigelassen.

Fast ohne Zwischenfälle verlief eine „Monstration“, zu der sich am 1.Mai etwa 100 bis 150 Menschen unter dem Motto „Alle Macht der Fantasie!“ an der Metrostation Barrikadnaja, versammelten.

Eine Monstration ist eine öffentliche Aktion, die einer Demonstration ähnelt, aber anstatt von politischen absurde und unlogische Aussagen auf ihren Plakaten verwenden. Das Ziel einer Monstration sei, eine langweilige politische Prozession aufzurütteln und Spaß zu haben.

Die erste Monstration fand Mitte der 2000er Jahre in Nowosibirsk statt. Sie wurde vom Künstler Artyom Loskytov erfunden, der sagte, dass die Idee für Monstration einfach sei.

In den letzten 10 Jahren haben sich Aktivisten in immer mehr Städten in Russland beteiligt und ihre eigenen Monstrationen organisiert. Aber nie in der Hauptstadt Moskau, deren Stadtregierung sich stets weigerte, eine Genehmigung zu erteilen. Dieses Jahr konnten die Monstrierer die Ablehnung durch ein Bündnis mit der Links-Koalition linken Koalition, einer kommunistischen Gruppe, unterlaufen. Quasi als Submonstrierer in einer genehmigten Gruppierung.

Dabei trugen sie Schilder und Plakate mit Aufschriften wie „Die Macht der Absurden!“, „Wir verbieten Verbote“ und „Stück, Arbeit, Unsinn“. Andere Aktivisten brachten Plakate mit Slogans wie „Befreit die Gefangenen aus dem Schengen-Raum“, „Revolutionen passieren im Traum“ und „Ich bin nicht hier dafür.“ Das erregte natürliche das Interesse. Sowas war in der Hauptstadt noch nie öffentlich präsentiert worden. Es wurde viel geschmunzelt und sogar die Polizei schien sich zu amüsieren.

Aber einige Aktivisten hatten trotzdem Probleme. Ein Mann durfte zuerst nicht mitmarschieren, da ein Polizist erklärte, niemand habe die Bedeutung seiner Botschaft verstanden: Mea vido dokole.  Eine Frau mit Plakat „Pudding-Dieb“ musste das Wort „Dieb“ übermalen, um Ähnlichkeit mit einem anderen berühmten Slogan, „Putin-Dieb“, zu vermeiden. Und am Ende des Marsches wurde einer der Aktivisten verhaftet, weil er einen regenbogenfarbenen Regenschirm trug. Der Regenbogen wird normalerweise mit Schwulenrechtsgruppen in Verbindung gebracht, denen keine Demonstrationsgenehmigung erteilt wurde.

Was Nawalny nicht gelang, gelang den Organisatoren eines Creative-Flashmob. Mit der Unterstützung des Rathauses können sie am heutigen Samstag zwischen 12.00 bis 17.00 Uhr ihre Veranstaltung „Moskau Frühling A Cappella» auf der Twerskaja Moskau, stattfinden lassen, wie die Organisatoren auf ihrer Webseite berichten. Die Teilnehmer der Veranstaltung sollen „eine tolle Zeit haben, an der frischen Luft den Klang der Musik zeichnen.“

[hub/russland.NEWS]

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