COVID-19 Statistik in Russland: Übersterblichkeit und wenig Geimpfte© russland.NEWS

COVID-19 Statistik in Russland: Übersterblichkeit und wenig Geimpfte

„Liebe Fahrgäste! Die Pandemie ist auf dem Rückzug. Aber Сovid-19 ist noch in der Stadt! Passen Sie auf sich und andere auf – lassen Sie sich impfen“, lautet der Aufruf aus den Lautsprechern in der Moskauer Metro. Noch vor einem Monat wurden die Menschen aufgefordert, Masken und Handschuhe zu tragen, jetzt werden sie förmlich angefleht, sich zu vakzinieren.

Das Unbehagen der Moskauer Behörden ist verständlich. Die Impfkampagne kommt nicht voran. Bis jetzt sind nur 7,7 Millionen Menschen im ganzen Land geimpft worden, die erste Dosis wurde an 12 Millionen Menschen verabreicht, erklärte gestern die stellvertretende Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa auf einer Präsidiumssitzung des Duma-Rates.

Gleichzeitig wurden nach offiziellen Angaben insgesamt etwa fünf Millionen. Coronavirus-Patienten in Russland registriert. In den letzten 24 Stunden wurden etwa 9.000 neue Infektionsfälle festgestellt. Von diesen hatten 13 Prozent keine klinischen Manifestationen der Krankheit. „Es ist sehr wichtig, dass sich das neue Coronavirus nicht über die heutigen Zahlen hinaus ausbreiten kann… Sie und ich verstehen sehr gut, dass es eine solche Bedrohung gibt, denn April und Mai sind die traditionellen Monate der Verbreitung von saisonalen Krankheiten, Virusinfektionen, und in diesem Fall bildet Covid keine Ausnahme“, wurde Golikowa von Interfax zitiert.

Es gibt jedoch keinen signifikanten Anstieg des Auftretens der Krankheit in Russland. Die Wissenschaftler erklären dies damit, dass in der ersten und zweiten Welle jeder Fünfte asymptomatisch mit dem Virus in Kontakt kam. Jetzt ist diese Zahl niedriger – etwa 13 Prozent. Nach Moskauer Angaben haben etwa 55 Prozent der Stadteinwohner eine so genannte „nachweisbare Populationsimmunität“. Bei weiteren 10 bis 15 Prozent ist sie nicht nachweisbar. Das sind Menschen, bei denen entweder bei Kontakt mit dem Virus oder bei einer Impfung innerhalb von fünf bis sechs Tagen der Spiegel von Immunglobulin G stark ansteigt. Wenn man diese 55 Prozent und 10 bis 15 Prozent addiert, kommt man zur Schlussfolgerung, dass zwei Drittel der Bevölkerung bereits immun gegen Covid-19 sind.

Umfragen zeigen, dass mehr als 60 Prozent der Russen keine Angst vor dem Coronavirus haben. Diese Furchtlosigkeit ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Menschen negativer Gedanken überdrüssig sind. Jeder fünfte Befragte ist sich sicher, dass sich in der Region seines Wohnsitzes bereits eine kollektive Immunität gebildet hat. Aber 15 Prozent der Bewohner machen sich immer noch Sorgen um ihre eigene Gesundheit und den Zustand ihrer Angehörigen, schreibt Kommersant.

Andere Zahlen sind alarmierend. Nach Angabe von der russischen Statistikbehörde Rosstat ist die Sterblichkeit in Russland im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 um 18 Prozent, oder 323.800 Menschen gestiegen, von denen etwa die Hälfte diejenigen sind, die an Covid-19 starben. Die Gesamtsterblichkeitsrate in Russland stieg nach Schätzungen von Rosstat im Jahr 2020 auf 14,5 Todesfälle pro 1.000 Menschen (gegenüber 12,3 im Jahr 2019). Der natürliche Bevölkerungsrückgang seit Anfang 2020 ist mit 688.700 Menschen doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum 2019 (minus 316.200 Menschen), berichte RBK.

„Es handelt sich um eine Übersterblichkeit, die die Sterblichkeit an Covid einschließt. (…) Der Anteil der Todesfälle durch neue Coronavirus-Infektionen im Jahr 2020, bei denen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Rosstat-Daten eine eindeutige Diagnose vorlag, an der gesamten Zunahme der Übersterblichkeit für 2020 beträgt 31 Prozent, und unter Berücksichtigung derjenigen, die an anderen Diagnosen starben, aber positiv auf Covid getestet wurden, beträgt er 50 Prozent der Übersterblichkeit für 2020“, erklärte Golikowa.

Außerdem ist die Lebenserwartung in Russland um zwei Jahre, von 73 auf 71 Jahre gesunken. Demographen glauben, dass es drei bis vier Jahre dauern wird, bis Russland wieder das Niveau von vor Covid-19 erreicht hat.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

 

 

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