Es wäre zu schön gewesen, wenn gestimmt hätte, was der Bild Ende vergangener Woche ins Netz gegangen zu sein schien. Eine „Neue Schmutzkampagne bei der SPD“. Diese Versuchung war zu groß, um anonyme Mails einer Überprüfung zu unterziehen. Eine große Story für die Seite 1, umso richtig auf eine Satire-Aktion des Magazins Titanic hereinzufallen.
Ausgerechnet ein angeblicher Russen-Troll soll Juso-Chef Kevin Kühnert via Mail Vorschläge unterbreitet haben, bei seiner NoGroKo-Initiative den SPD-Mitgliederentscheid mit Hilfe von Bots zu manipulieren. Kühnert soll sich, laut Titanic, für die Vorschläge offen gezeigt haben.
Am Montag legte die Bild nach und erklärte, Experten hätten die technischen Daten der Mails ausgewertet. Ein Cyber-Security-Professor Timo Kob wurde zitiert: „Die Server-Daten kreisen den Verfasser mit hoher Wahrscheinlichkeit auf jemanden mit Zugang zu Systemen der SPD ein – berechtigt oder unberechtigt.“ Auf einem Server mit der Absenderadresse @jusos.de, die „seit über einem Jahr nicht mehr verwendet wird“, wie ein Parteisprecher sagte.
Wie die Titanic heute mitteilte, steckt das Satire-Magazin hinter der ganzen Aktion und bietet auf seiner Internet-Seite die angeblichen Mails zum Download an. Der Mail-Schriftverkehr an Bild war lanciert. Ein einzelner russischer Troll reichte, um Bild-Chefredakteur Julian Reichelt lächerlich zu machen. Auf Twitter macht sich schon Häme breit. Jan Böhmermann ätzt: „Ich glaube, ich würde heute nicht so gerne mit Julian Reichelt im Schützengraben liegen.“
Zumindest Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen, der mindestens drei Stunden Arbeit in die Story gesteckt hat, nahm seine Kollegen von Bild in Schutz: „Ich kann Volkschefredakteur Julian Reichelt und seine Leute verstehen: Wie soll man solche Fälschungen erkennen, wenn die Geschichte so gut in die eigene Agenda passt.“ Zudem sei es schlicht sauberer Profijournalismus, „exklusiv irgendwelche Mails zu veröffentlichen und dabei so zu tun, als berichte man über eine Kampagne anderer.“
[hub/russland.NEWS]
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