Auftragsmord an sibirischem Journalisten nach sechs Jahren geahndet

Auftragsmord an sibirischem Journalisten nach sechs Jahren geahndet

Ende Mai 2017 wurde in der Stadt Minusinsk der Chefredakteur der Krasnojarsker Lokalzeitung Ton-M in einer Sauna mit fünf Kugeln aus einer schallgedämpften Pistole getötet. Der damals 42-jährige Journalist Dmitri Popkow hatte sich mit Enthüllungsberichten in Minusinsk in der Region Krasnojarsk unbeliebt gemacht. Die internationale Organisation „Reporter ohne Grenzen“ beobachtete die Ermittlungen, die jedoch ins Stocken gerieten.

Nach über drei Jahren, im August 2020, teilte der russische Untersuchungsausschuss (TFR) mit, dass der verübte Auftragsmord aufgeklärt sei. Die Ermittlungen hatten neuen Schwung erhalten, nachdem es zu einem Gespräch zwischen der Witwe des Journalisten und dem TFR-Vorsitzenden Alexander Bastrykin gekommen war. Nach dessen Intervention konnte der Fall konnte vollständig aufgeklärt und der Täter, der Organisator und der Drahtzieher des Verbrechens identifiziert werden.

Noch im August 2020 kam es zu den ersten Verhaftungen in diesem Fall. Der Geschäftsmann Nikolai Gorjunow und der 23-jährige Viktor Schestakow wurden in Untersuchungshaft genommen. Im November desselben Jahres wurde der Ex-Abgeordnete der Minusinsker Duma und Geschäftsmann Isa Chaschijew auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen, als er nach Inguschetien fliegen wollte.

Nach Angaben der Ermittler beschloss der Abgeordnete Chaschijew im April 2017 in Minusinsk, den Mord an Dmitri Popkow zu organisieren. Das Motiv für das Verbrechen seien persönliche feindselige Beziehungen gewesen, die durch einen Konflikt zwischen ihnen im Zusammenhang mit ihrer Konfrontation bei den Wahlen des Bezirksvorstehers im Jahr 2016 entstanden seien, heißt es in dem Bericht.

In die Begehung des Verbrechens verwickelte Chaschijew seinen Freund Nikolai Gorjunow, dem er anbot, den Mord gegen eine Zahlung von 200.000 Rubel zu organisieren. Anschließend heuerte Gorjunow dem damals noch nicht 18-jährigen Viktor Schestakow an und besorgte ihm eine Pistole mit Schalldämpfer.

Schestakow lauerte am 24. Mai 2017 in dem sibirischen Ort Minusinsk dem Journalisten in einer Sauna auf, in die Dmitri Popkow eine Gruppe von Freunden in seiner Banja eingeladen hatte. Den Akten zufolge wählte Viktor Schestakow am 24. Mai 2017 einen Moment, in dem der Journalist allein war, und feuerte sechs Schüsse auf ihn ab, von denen fünf trafen.

Nach Angaben des Ermittlungskomitees war das Motiv für die Tat Feindseligkeit aufgrund eines Konflikts zwischen Isa Chaschijew und Dmitri Popkow wegen ihrer Rivalität bei den Bürgermeisterwahlen im Bezirk Minusinsk im Jahr 2016.

Nachdem das Verfahren gegen die drei Beteiligten im Dezember 2021 in zwei getrennte Verfahren aufgeteilt worden war, verurteilte im Sommer 2022 ein Gericht den Mittelsmann des Mordes, Nikolai Gorjunow, zu 16 Jahren und zehn Monaten Haft. Gorjunow bekannte sich in vollem Umfang schuldig und schloss vor dem Prozess eine vorgerichtliche Vereinbarungab.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Schestakow und Gorjunow in einen weiteren Mord verwickelt sind. Nach einem Streit sollen die beiden im April 2020 einen Anwohner in einem Waldgebiet im Bezirk Minusinsk 440 Kilometer südlich der Millionenstadt Krasnojarsk mit mehreren Schüssen aus einem umgebauten Karabiner ermordet haben, woraufhin sie festgenommen wurden.

Der ermordete Lokaljournalist Popkow gründete die Zeitung Ton-M im Jahr 2014, als ihm sein Mandat als Abgeordneter der Stadtduma entzogen wurde. Der Grund waren die Vorwürfe, einen 15-jährigen behinderten Teenager geschlagen zu haben. Der Journalist bestritt die Schuld und seine Mitarbeiter betrachteten diese Geschichte als Rache lokaler Politiker für die Untersuchung der Aktivitäten von Abgeordneten der Partei Einiges Russland.

[hrsg/russland.NEWS]

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