Vergangene Woche wiesen wir unsere Leser auf einen deutsch-russischen Friedensmarsch hin, zu dem zwei Bürgermeistern aus ehemaligen Grenzstädtchen in Hessen als auch in Thüringen aufriefen.
Nun sind sie also dieses Wochenende guten Mutes und mit Musik bei Sonnenschein aus Treffurt und Wanfried losmarschiert, um eine Lanze für den Frieden zu brechen. Den Artikel der daraufhin in der örtliche „Werra-Rundschau“ über diesen Event erschien, möchten wir unseren Lesern nicht vorenthalten:
200 Teilnehmer beim Friedensmarsch in Wanfried
Wanfried – 200 Besucher kamen am Donnerstagabend zum Friedensmarsch der Städte Wanfried und Treffurt gegen einen neuen Kalten Krieg in die Wanfrieder Innenstadt. Die Sprache der Musik ist international – was gleichbedeutend damit ist, dass Musik allein die Weltsprache ist und nicht übersetzt zu werden braucht.
Mit der Musik als Brücke überwinden wir vermeintliche Differenzen und nutzen kreativ kulturelle Unterschiede. Denn die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance. Eine Chance bekam die Musik am Donnerstagabend in der Wanfrieder Marktstraße, wo der Friedensmarsch der ehemaligen Grenzstädte Treffurt und Wanfried mit einem deutsch-russischen Freundschaftskonzert endete.
Ein herrlich milder Sommerabend und die historische Altstadtkulisse (Auf der Seite des Nachrichtendienstes der Demokratischen Werkstatt Wanfried wurde die Veranstaltung fotographisch festgehalten) bildeten zusammen mit rund 200 Besuchern das Open-air-Forum für das Musikorchester aus dem russischen Istra und dem Spielmannszug des VfL. „Treffen, austauschen, kennenlernen und Freunde werden, weil Musik verbindet“: Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard brachte den Abend treffend auf diese kurze Formel und enthielt sich politischer Bewertungen.
„Lasst uns gemeinsam ein Zeichen der Hoffnung geben!“
Wolfgang Lieberknecht Organisator
Diese nahmen Treffurts Bürgermeister Michael Rains und sein Stellvertreter Günter Oßwald vor, die ein Nachdenken über den neuen Kalten Krieg und die Muskelspiele der Großmächte forderten. Bezogen auf Egon Bahr riefen sie die Besucher auf, dass jeder einen kleinen Teil zum Frieden auf der Welt beitragen sollte.
Breiten Raum nahm die Würdigung von Egon Bahr ein. Der Sohn Treffurts habe mehrfach unter Beweis gestellt, dass der Dialog das wichtigste Mittel sei, um Konflikte auszuräumen. Die neue Form des politischen Handels erinnere aber an den Kalten Krieg (siehe dazu auch das ebenfalls letzte Woche erschienene Interview mit Kai Ehlers), unterstrich ein Sprecher der deutsch-russischen Friedensgesellschaft.
Wolfgang Lieberknecht von der Demokratischen Werkstatt Wanfried und zusammen mit Black and White Initiator des Friedensmarsches, ging auf Ereignisse von 1989 ein und rief den Besuchern zu: „Lasst uns das nach 1989 Erreichte nicht wieder verlieren. Lasst uns gemeinsam ein Zeichen der Hoffnung geben!“ Denn heute drohe erneut eine tiefe Spaltung.
In West- und Osteuropa werde wieder gegeneinander aufgerüstet. Alte Feindbilder kämen wieder hoch. Die düstere Stimmung des Kalten Krieges lege sich wieder über Europa. Öffentliche Gelder und Wirtschaftskraft, die für bessere Lebensbedingungen eingesetzt werden könnten, würden wieder in die Aufrüstung gesteckt.
„Wir leben in einer Vorkriegszeit, in der sich die Aufrüstungsspirale wieder dreht und die Bürger in Russland wie auch in Deutschland belastet. Stoppen wir das Abgleiten.“
Ein Ohren- und Augenschmaus zelebrierte das Blasmusikorchester Istra auf der Marktstraße.
Musikalisches Können und Einfühlungsvermögen, Virtuosität und Vielseitigkeit zeichneten die Musiker, Sängerinnen, Tänzerinnen und Tänzer aus, die dem begeisterten Publikum ein breites Spektrum konzertanter Unterhaltungsmusik boten.
Von Dieter Möller
Erstveröffentlichung des Artikels am 09.09.2016 in der „Werra-Rundschau“.
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