Zu Gast bei Freunden in Sibirien[M] © FISU 2019

Zu Gast bei Freunden in Sibirien

Die Winterspiele der Studenten stehen an. Zum ersten Mal in der Geschichte darf eine russische Stadt die zweitgrößte Multisportveranstaltung der Welt im Winter austragen.

Vom 2. bis zum 12. März findet in Krasnojarsk die diesjährige Universiade statt. Auf 12 Wintersportanlagen messen sich Studenten aus aller Welt in Eiskunstlauf, Eishockey, Biathlon, Snowboard und anderen winterlichen Disziplinen. Die Teilnehmer werden auf dem Universitätscampus untergebracht und haben auf dem Gelände in fünf hochmodernen Sportanlagen die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch. 3000 Studenten aus fast 60 Nationen gehen an den Start. Auch 24 deutsche Athleten begeben sich auf die Reise nach Russland.

Sport hat in Russland schon zu Sowjetzeiten eine besondere Bedeutung gehabt. Heute ist es für Russland sehr wichtig, sein Image nach den Dopingskandalen aufzupolieren. Deswegen sind die Russen sehr stolz, die Bewerbung für dieses Event gewonnen zu haben. Aber auch den in Russland sehr nationalverbundenen Menschen und der Infrastruktur tun internationale Sportveranstaltungen sehr gut, auch außerhalb von Moskau. Die Region Krasnojarsk dürfte für viele Athleten und Zuschauer Neuland sein. Russland steht übrigens in der ewigen Medaillenrangliste der Winteruniversiaden auf dem 1. Platz mit 261 Goldmedaillen, gefolgt von Südkorea (104 Goldmedaillen) auf dem 2. Platz.

Real Winter – Sport bei durchschnittlich minus 17 Grad Celsius

Dass es im Osten Russlands im Winter extrem kalt ist – das weiß Jeder. Und genau das nutzt der internationale Hochschulsportverband FISU für den diesjährigen Slogan „Real Winter“. Eben in Sibirien könne man alle Wintersportarten ausüben und dabei zu 100 Prozent echten Winter spüren. Das Maskottchen „U-Laika“, ein sibirischer Hund, steht für die Werte Lebensfreude, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Freundlichkeit und einen respektvollen Umgang miteinander. Der Sport soll auch dazu beitragen, gesellschaftliche und religiöse Barrieren zwischen den Menschen zu brechen und ein allgemeines Gefühl der internationalen Freundschaft hervorrufen. Dies ist dem Land schon bei der WM 2018 und den Olympischen Winterspielen 2014 hervorragend gelungen.

Hauptsponsor und Partner der Veranstaltung ist das russische Industrieunternehmen Nornickel. Seit Bekanntgabe des Austragungsortes wurden mehr als 2 Milliarden Rubel (circa 27 Millionen Euro) in hochmoderne Trainings- und Wettkampfhallen, Technik zur Videoübertragung, Sicherheitsmaßnahmen im Fanpark, Vergrößerung der Skipiste, Vorbereitung der Athleten und weitere Projekte investiert. Das Unternehmen stellt die Förderung des Sports als eines der wichtigsten Ziele ihrer Sozialpolitik dar. Die Investitionen in  die Universiade seien nicht nur für die Austragungszeit relevant, sondern würden auch ein „Vermächtnis an materiellen und immateriellen“ Errungenschaften hinterlassen. Dazu gehört zum einen die Entwicklung der Wintersport-Infrastruktur in der Region und eine verbesserte Sicherheitslage während diverser Sportveranstaltungen. Andererseits soll auch langfristig zu einem gesünderen Lebensstil animiert und die Bevölkerung zu mehr Sport motiviert werden. Der Fanpark „Bobrovi  Tal“ soll jährlich von mehr als 300.000 Einwohnern und Touristen besucht werden. Im Winter sorgt  er mit 14 Skipisten für ein hervorragendes Skivergnügen. Im Sommer können sich die Besucher bei Temperaturen über 25 Grad am Strand sonnen und im Pool baden. Fast wie in Sotchi…

Deutsche Hoffnungen liegen im Eiskunstlauf

Sportdirektor des adh (Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband) Thorsten Hütsch hat die Messlatte für die deutschen Athleten nicht sehr hoch angesetzt. Drei bis fünf Medaillen seien das Ziel für Team Germany. Der Sportdirektor lobte schon im Vorfeld die Organisation der Veranstaltung: „Nachdem ich mir im Oktober bei einer Vorabreise von den Wettkampstätten ein erstes Bild machen konnte, ist die Vorfreude riesig. Das Niveau der Anlagen entspricht höchsten internationalen Standards und lässt keine Wünsche offen.“

Große Hoffnungen werden in das erfolgreiche Eiskunstlaufteam um Tim Dieck und Katharina Müller gesetzt. Die Beiden haben bei den deutschen Meisterschaften im Eiskunstlauf schon vier Mal Silber geholt und wurden 12. bei den internationalen Juniormeisterschaften 2015. Katharina stammt ursprünglich selbst aus Nizhnevartovsk, einige Tausend Kilometer östlich von Moskau und ist deswegen an Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius gewöhnt. Aber auch Tim hat mittlerweile kein Problem mehr mit der russischen Kälte. russland.news traf das sympathische Duo Anfang Februar nach ihrem Training im Moskauer Vorort Odintsivo: „Wir waren vor zwei Jahren schon in Kasachstan bei der Universiade dabei. Das hat uns so gut gefallen, dass wir uns dieses Mal umso mehr freuen, dass es in unserer „neuen“ Heimat Russland stattfindet. Seit Sommer 2018 trainieren wir beide hier mit unserem russischen Trainerstab. Russland ist natürlich sehr bekannt für Eiskunstlauf, die Herausforderung ist groß. Unser Ziel ist ein Platz auf dem Podest und wir sind guter Dinge, unser Ziel zu erreichen. Wir waren ja schon 2017 in Almaty nah dran…“

Sport findet immer mehr Anklang bei der Bevölkerung

Dopingskandale – das fällt uns Deutschen als erstes ein, wenn es um das Thema Sport in Russland geht. Doch wenn man so durch die russischen Städte flaniert, bekommt man ein ganz anderes Bild: Massensport lautet jetzt die Devise. In fast jeder Wohnanlage in Moskau findet man mittlerweile neben Spielplätzen auch Multifunktionsplätze für Fußball und Basketball. Im Winter werden die Plätze von Kindern und Jugendlichen für die „wahre“ Nationalsportart Eishockey genutzt. Auch Schlittschuhlaufen ist sehr beliebt. In den großen Parks der Stadt gibt es im Winter Eisbahnen, die sehr rege besucht werden.

Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg und eine schöne Zeit im kalten Krasnojarsk!

[Nikolai Boll/russland.NEWS]

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