Zenit ist russischer Meister: Eine kleine Nachlese

Am Sonntag hat Zenit St. Petersburg die diesjährige Meisterschaft festgeklopft. Dazu reichte drei Spieltage vor Saisonschluss in der Premierliga ein Unentschieden, denn der nächste Verfolger lag acht Punkte zurück. Mit dem 1:1 gegen Ufa ist der Deal perfekt – Zenit holt insgesamt den fünften Titel und darf sich ab sofort einen Stern an die Brust heften.

Das Spiel gegen die abstiegsbedrohten Kicker aus der Teilrepublik Baschkirien südwestlich des Urals war für die Petersburger ein Auswärtsspiel, fand auf Wunsch der Gastgeber aber im Petrowski-Stadion statt, also vor heimischer Zenit-Kulisse. Ufas Heimatarena ist bis auf weiteres nicht erstligatauglich. Damit erhielten Spieler wie Zuschauer die einmalige Chance, „auf Auswärtsfahrt zuhause“ den Titel dingfest zu machen. Und das taten sie auch.

Zenits Überlegenheit war von Beginn an überdeutlich, ließ sich aber erst in der 32. Minute durch einen filigran durch die Beine der Mauer und am Torwart vorbei geschossenen Strafstoß in bare Münze verwandeln. Torschütze war (natürlich) Hulk, der Experte für solche Standards. Weitere Chancen ließen die Petersburger aber liegen, kassierten dafür sozusagen aus dem Nichts kurz vor Schluss jedoch den Gegentreffer. Aber auch das reichte – das Remis bedeutete die vorzeitige Meisterschaft.

Polizeiaufgebot und Ehrenrunde mit Kindern

Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff betrat die Polizei das ovale Rund des Stadions – Dutzende Ordnungshüter bauten sich in mehreren Reihen vor der Fankurve auf, um einen eventuellen Platzsturm zu verhindern. Als das Spiel aus war, gelang es nur ganz wenigen Fans, auf das Feld durchzudringen, und die wurden im Handumdrehen höflich, aber bestimmt abgefangen.

Die lebendige Barrikade war von der anderen Seite aber durchlässig – die Spieler von Zenit feierten ihren Sieg direkt vor der Kurve, mehrere hatten sogar ihre Frauen und Kinder dabei. Im Anschluss gab es eine Ehrenrunde durchs Petrowski. Der Trainer wurde in die Luft geworfen, die glücklichen Kicker übergossen sich gegenseitig mit Sekt und tobten herum wie die kleinen Kinder.

Fan-Korso und doppelte Meisterschaftsfeier

Nach 1984, 2007, 2010 und 2012 ist Zenit also wieder russischer Meister. Wie die Tradition es will, gibt es für den fünften Triumph einen Stern. Nach Spartak, dem sowjetischen/russischen Rekordmeister mit seinen vier Sternen, Dynamo und ZSKA ist Zenit die vierte russische Mannschaft in der Geschichte, die zu diesem Privileg kommt. Auf den neuen Trikots wird also von nun an der Meisterstern prangen.

Petersburg steht jetzt natürlich noch eine große Meisterschaftsfeier bevor. Bereits vor Anpfiff waren am Sonntag etwa 4.000 Fans von der Wassili-Insel mit Fahnen, Bannern, Gesang und Böllern zum Stadion gezogen und hatten die Bürger der Stadt lautstark daran erinnert, um was es ging an diesem Tag.

Petersburgs Gouverneur Georgi Poltawtschenko schlägt vor, diese Feier in das Programm um den 312. Stadtgeburtstag am kommenden Wochenende zu integrieren. Gefeiert wird ja gleich zweimal, denn in diesem Jahr haben gleich zwei Klubs von der Newa Titel eingeheimst: SKA holte den Eishockey-Cup, Zenit die Meisterschaft in der Premierliga. Möglicherweise gibt es am 23. Mai (Samstag) eine Doppelfeier auf dem Schlossplatz. Am 25. Mai gibt es auf jeden Fall ein Festkonzert auf der Strelka der Wassili-Insel anlässlich des 90. Geburtstages von Zenit.

[sb/russland.RU]

 

 

 

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