Wo die Fans während der WM feiern (Teil 2)

In sämtlichen Städten, in denen die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ausgetragen wird, veranstaltet die FIFA ihre offiziellen Fan-Feste. Hier trifft sich die Welt, um gemeinsam die größte Fußball-Party der Welt mit Showeinlagen und den Fußballspielen auf Großbildleinwand zu feiern.

Im Folgenden wollen wir den Fans, die ohnehin vor Ort sein werden, die Locations, deren Bedeutung für die Stadt und was sie dort erwartet, vorstellen. Der Eintritt ist bei allen Fan-Festen kostenlos. Wir empfehlen dennoch rechtzeitig vor den Spielen einzutreffen, da mit Einlasskontrollen durch Sicherheitskräfte zu rechnen ist.

Kasan: Familienzentrum Kasan – Party um den Feuertopf

Ein Kasan ist bei den Tataren ein Kessel, der über ein offenes Feuer gehängt wird. Von den Ungarn, sie sind weitläufig mit den Steppenkriegern der damaligen „Goldenen Horde“ verwandt, kennt man das Kochutensil als Gulaschtopf. Der Kessel der in der Stadt Kasan weithin sichtbar von einer Insel am Nischni Kaban-See glänzt, ist das Dach des örtlichen Standesamtes. In dem Gebäude, das der Architektur eines orientalischen Palastes nachempfunden ist, können täglich bis zu einhundert Eheschließungen aller in Kasan vertretenen Konfessionen stattfinden. Drachen, die Symboltiere der Republik Tatarstan, „bewachen“ den im Volksmund Tschascha genannten Bau. In 32 Meter Höhe wurde eine Aussichtsplattform angelegt, von der man ein einmaliges Panorama über die Wolga und den Kreml hat. Das Fan-Fest rund um die Tschascha fasst bis zu 25.000 Menschen.

Wolgograd: Uferpromenade – Am Schoß von Mütterchen Wolga

Ein natürliches Amphitheater an den Ufern des russischsten aller Flüsse, wenn das kein geeignetes Ambiente für das Fan-Fest ist. An diesem legendären Veranstaltungsort wurde bereits der Livestream zur Bekanntgabe der Spielorte für die Fußball-Weltmeisterschaft Russland 2018 übertragen und auch sonst hat die ausladende Promenade schon viele große Sportereignisse kommen und gehen sehen. Bei den Einwohnern und Gästen der Stadt ist die mehrstufige Terrassenlandschaft ein beliebter Aufenthaltsort im Herzen Wolgograds. Die Uferpromenade und die sich daran anschließende Allee der Helden sind übrigens eher weitläufige Parkanlagen, als asphaltierte Plätze. Vom obersten Plateau aus öffnet sich ein beeindruckendes Panorama auf die Wolga. Die 15.000 Fans, die der Platz fasst, dürfen sich auf den geschichtsträchtigen Ort freuen.

Saransk: Sowjetischer Platz – Inmitten der verschwundenen Geschichte

Zum Leidwesen der jüngeren Generationen sind auf dem Ploschtschad Sowjetskaja von der, einst so lebendigen und abwechslungsreichen, Geschichte der Hauptstadt Mordwiniens keine Zeitzeugnisse mehr erhalten. Ursprünglich trug der Fleck den Namen Domplatz, nach dem dominierenden Kirchenbau, der 1852 einem verheerenden Brand der Stadt zum Opfer fiel. Danach wurde er zu einem Marktplatz, auf dem vor den Kremlmauern das Leben pulsierte. Schmucke Ladenzeilen müssen hier gestanden haben, die ersten beständigen Steinhäuser der Stadt hat man drum herum gebaut. In den 1960-er und 70-er Jahren wurde der Platz schließlich endgültig „sowjetisiert“ und vergrößert. Heute ist das Areal von nüchternen Verwaltungsgebäuden umsäumt. Beliebt ist der Platz vor allem bei Skatern. Zum Fan-Fest werden 20.000 Menschen erwartet.

Kaliningrad: Zentraler Platz – Sowjetisches Haus statt Königsberger Schloss

An der Stelle wo einst das berühmte Königsberger Schloss stand, befindet sich, nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, seit 1970, als die allerletzten Reste der Ruine beseitigt waren, das Haus der Räte. Ein markanter, würfelförmiger Bau, der nie fertig gestellt wurde. Jüngere Pläne, ein Geschäftszentrum darin unterzubringen, scheiterten schon während sie gedacht wurden. Mittlerweile hat sich die Bauruine des Dom Sowjetski als eine Art zeitgenössisches Wahrzeichen Kaliningrads etabliert. Das Gelände davor, eingerahmt von Ausfallstraßen, war früher der Schlossplatz, etwas später dann der Kaiser-Wilhelm-Platz. Mittlerweile gibt es Vorschläge, die freie Fläche in Kant-Platz, nach dem wohl berühmtesten Königsberger der Geschichte, umzubenennen. Zur Fußball-WM allerdings werden beim Fan-Fest bis zu 15.000 Fans auf dem Zentralplatz feiern.

Sotschi: Einkaufspassage am Seehafen – Fan-Fest am Meer

Das Hafengebäude von Sotschi gilt in ganz Russland als bedeutendes Denkmal der Architektur und dürfte mit seinem 71 Meter hohen Turm auch das beeindruckendste Gebäude der Stadt sein. Hier strömen die Touristen zusammen, für sie ist der Hafen meist die erste Anlaufstelle in der Olympiastadt am Schwarzen Meer. Von hier aus setzt sich die malerische Uferpromenade schier endlos, so scheint es, fort. Nicht nur das Hafengebäude selbst, sondern die ganze Anlage ist ein Kleinod. Von einem kleinen runden Pavillon aus öffnet sich ein traumhaftes Panorama auf das Meer. Die Einkaufspassage am gewerblichen Seehafen von Sotschi ist der Ort, auf dem so ziemlich alle Großveranstaltungen in der Stadt veranstaltet werden. Seine Fußballfest-Tauglichkeit bewies er schon bei der WM 2014. Eine Neuauflage findet nun beim Fan-Fest mit 10.000 Fans statt.

In weiser Voraussicht haben die Organisatoren zusammen mit der FIFA darauf geachtet, obwohl die Plätze für die Veranstaltungen rund um die Weltmeisterschaft 2018 so zentral wie möglich ausgewählt wurden, dass der Fan-Trubel nicht mit dem öffentlichen Leben der Städte kollidiert. Weitgehend wird der Verkehr so geregelt sein, dass Unfallgefahren von vornherein ausgeschlossen werden können.

Was für die einen nun Party bis zum Abwinken bedeutet, wird für die anderen ein einziges Gedränge mit überteuerten Getränken und phonstarkem Remmidemmi bis spät in die Nacht werden. Damit die Feiern friedlich bleiben und die ausgelassene Stimmung nicht kippt, dafür werden, dezent aber dennoch bestimmt, ausreichend Ordnungskräfte sorgen, deren Anweisungen im eigenen Interesse befolgt werden sollten.

[mb/russland.NEWS]

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