WM-Sieger Russland

[Hartmut Hübner] Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 hat mit Frankreich einen verdienten sportlichen Sieger. Genauso wie die deutsche Mannschaft ebenso verdient Prügel bezogen hat und mit Schmach und Schande frühzeitig nach Hause zurückgeschickt wurde. Sofort kursierte als Anekdote die Frage der Deutschen: Warum, zum Teufel, sind wir bloß wieder im Juni hierhergekommen?

Der andere Sieger der WM heißt ganz klar Russland.

Wie die „Sbornaja“ die Erwartungen auf dem Spielfeld mehr als erfüllt hat, zeigte sich auch der Gastgeber in Top-Form. Klar, das Turnier war ein Prestigeprojekt für Russland, das die Rekordsumme von 100 Milliarden US-Dollar verschlang und das auf keinen Fall schief gehen durfte. Und es funktionierte:

Die zwölf Stadien, davon neun neu gebaute, waren rechtzeitig fertig, ungeachtet finanzieller und anderer Probleme im Vorfeld, wie sie auch bei anderen Sport-Großereignissen in der Welt auftreten, wo viel Geld im Spiel ist. Auch für die Nutzung nach der WM gibt es Pläne.

Die vor allem in den westlichen Medien geschürten Befürchtungen um Terrorgefahr und gewaltbereiten russischen Hooligans während der Weltmeisterschaft blieben als Gespenst an der Wand, an die sie gemalt wurden. Die Polizei war, unterstützt von 15 000 Freiwilligen, auf ihre Aufgabe als Freund und Helfer getrimmt und mit grundlegenden Englisch- und Deutschkenntnissen ausgestattet worden.

Die fast vier Millionen WM-Besucher konnten sich im Land ungehindert und günstig bewegen. Die Fan-ID, zugleich Visum und Fahrausweis, ermöglichte ihnen kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie von Sonderzügen in die anderen Spielorte. So etwas gab es bisher bei noch keiner WM. Die meisten ausländischen Besucher kamen übrigens aus Ländern, die mit der WM eigentlich nicht s zu tun hatten – China, USA, Deutschland. Gestern Abend verkündete Präsident Putin, dass alle Besucher mit Fan-ID diese bis zum Ende des Jahres als Mehrfachvisum für Reisen nach Russland nutzen können.

Prophezeit worden war auch eine müde bis kritische Einstellung in der Bevölkerung zur Weltmeisterschaft. Sicher haben die Erfolge der eigenen Mannschaft der Stimmung gut getan,

Aber die Fußballfreunde trafen allenthalben auf Offenheit und Herzlichkeit bei den Gastgebern, was für viele ihr Bild von Russland grundlegend änderte.

Ein weiteres Thema der Russland-Kritik aus dem Westen war das angeblich staatlich organisierte flächendeckende Doping, in das auch Fußballer verwickelt sein sollen. Die rund 4000 von der internationalen Anti-Dopingagentur WADA vorgenommenen und in den eigenen Labors,´z.B. In Lausanne, analysierten Proben ergaben keinen Hinweis auf eine illegale Einnahme leistungsfördernder Substanzen durch die Sportler.

Das Turnier bot auch den Rahmen für zahlreiche zumindest informelle politische Treffen zwischen der russischen Staatsspitze sowie führenden Repräsentanten aus teilnehmenden und fußballinterssierten Ländern. Allen voran der französische Präsident Emmanuel Macron, der wie seine „Bleus“ auf dem Spielfeld auch in der politischen Arena den Anspruch Frankreichs auf die Spitze zumindest in Europa demonstrierte.

Wenn auch das Lob von FIFA-Chef Gianni Infantini, dies sei die beste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten gewesen, im Lichte seiner freundschaftlichen Beziehungen zu Wladimir Putin nicht überbewertet werden sollte, aber die nächsten müssen es erst einmal besser machen.

[Hartmut Hübner/russland.NEWS]

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