WM-Blog – Von Sotschi nach Kasan [Fotos, Videos]

So, gestern Nacht kam die Ablösung: Die Peruaner und Australier übernehmen nun Sotschi. Die Staffel-Übergabe erfolgte reibungslos. Auf dem Foto: einmal Australien, zweimal Peru und einmal Deutschland.
Das Besondere: die ersten beiden Wodkas haben wir nicht etwa mit Russen getrunken, sondern mit Ben, einem Australier.
Dass die Russen viel Wodka trinken würden, ist wohl reines Klischee. Bisher jedenfalls haben wir noch keinen einzigen gesehen!
Für uns geht es jetzt über Moskau weiter nach Kasan. Sotschi war uns einfach zu heiß. Wir kommen aber quasi vom Regen in die Traufe – denn auch in Kasan soll es bullig heiß sein. Gespannt sind wir auf den Sonnenaufgang. Der ist angekündigt für 2:59 Uhr!
Abschied aus Sotschi Straßeneindrücke abseits von Fußball
Unsere Unterkunft in Kasan lässt wirklich alle Wünsche offen …
Fanmeile Kazan: Argentinien gegen Nigeria. Sehr gut besucht.
Fanfest
Kreml in Kazan – „totally unreal“
Kazan fufgängerunterführung, 23.40 Uhr Ortszeit
Vorbereitung aufs Spiel gegen Südkorea am Vorabend (vor dem kasaner Kreml. Wir sind zuversichtlich!
Mein neues Lieblingswort auf Russisch heißt „fotografierowatz“. Die Bedeutung liegt auf der Hand. Erst dachte ich, das sei Spaß. Aber das heißt wirklich so!
Auf dem FIFA-Fan-Fest während des Spiels Argentinien gegen Nigeria stehen Männer in Dreier-Reihe Schlange (geschätzt 60 bis 70 Fans), um zur Toilette gehen zu können. Bei den Frauen ist alles frei. Jetzt kann ich zumindest nachfühlen, wie Frauen sich in Deutschland fühlen, wenn sie planen müssen, zur Toilette zu gehen.
An Möglichkeiten, zur Toilette zu gehen, mangelt es bisher in Moskau, Sotschi und Kasan.
Mangeln tut es auch an Gelegenheiten, schnell mal etwas zu trinken zu kaufen. Das war in Brasilien ganz anders.
Und das schlimmste Manko, wirklich das aller, aller Schlimmste: Die Russen kriegen das Bier einfach nicht kalt. Drei Wochen warmes Bier – da freut man sich ja regelrecht zu Hause aufs Bellheimer Lord, auch genannt Schädelbräu.
Wir befürchten, morgen früh auszusehen wie ein Streuselkuchen: In der Wohnung wimmelt es nur so vor Stechmücken. Keine Klimaanlage. Fenster stand sperrangelweit offen, als wir kamen. Selbst das in Brasilien so erfolgreiche Anti-Brumm-Forte ließ uns heute Abend schon im Stich. Diverse Einstiche an unterschiedlichen Stellen schon nach ein paar Stunden. Ich befürchte das Schlimmste für die Nacht. Wir überlegen, spontan ein Hotel zu nehmen, ein anderes meine ich, morgen Früh heimzukehren und dann so zu tun, als ob wir dort geschlafen hätten. Eigentlich müssten wir uns komplett selbst betäuben, um das ganze nervlich zu überstehen. Wünsche eine gute Nacht nach Germania!
Um 1:00 Uhr kommen wir zurück in die Unterkunft. Wir tun uns sehr schwer damit, weil es gefühlt 50° darin ist und Moskitos umherschwirren, als seien wir etwas Leckeres.
„Die Moskitos wurden extra zur WM alle vorher getötet“, meinte unser Vermieter. Es gebe keine in Kasan, schon gar nicht in der gebuchten Wohnung. Ja, nee, is klar.
Die Unterkunft ist völlig überteuert, 450 € für zwei Nächte.
Lev stammelt die ganze Zeit vor sich hin: „Nur noch zweimal schlafen, nur noch zweimal schlafen.“ Dann geht es für uns nämlich weiter mit der transsibirischen Eisenbahn Richtung Moskau und anschließend nach Tarussa zu unserem Freund Guntar.
Aber erstmal morgen die drei Punkte gegen Südkorea einholen. Könnte ohnehin ein irrwitziges Rechenspiel werden, wenn man alle möglichen Konstellationen einmal betrachtet. Die liebste Konstellation wäre uns natürlich, wenn wir Gruppen-Erster werden und damit zum Achtelfinale nach Sankt Petersburg reisen könnten.
Zurück zur Wohnung: Immerhin haben wir einen Kühlschrank und eine Waschmaschine. Müssen also das Beste aus der Situation machen.  Also Bier kalt legen und die verbrauchte Wäsche auffrischen.
Der kleine Supermarkt nebenan ist leider schon geschlossen und auch der Kebabladen um die Ecke hat gerade zugemacht. Ich glaube, der nette Herr lachte sich schlapp, in dieser Gegend um diese Uhrzeit einen umherstreunenden Mann mit Deutschland-Trikot zu erblicken. Die nächste Bar ist etwa 1 km entfernt. Um alleine und mit dem Taxi loszuziehen, hab ich jetzt aber auch keinen Bock drauf.
Setze mich dann auf eine Bank im Innenhof des Mehr-Gebäudekomplexes, wo wir heute jurz nach unserer Ankunft Oksana mit ihren beiden kleinen Kindern Murat und Bagdan sowie deren Cousine Irena kennengelernt haben. Über die an sie überreichten Fanartikel aus Deutschland haben sie sich jedenfalls ziemlich gefreut.
Die beiden Kleinen lachen sich jedes Mal fast schlapp, wenn wir uns einander abklatschen. Noch bis wir uns auf den Weg aufs Fan-Fest machten, hörten wir die Trillerpfeifen aus dem Hof.
Im übrigen ist es sehr interessant zu beobachten, wie die Morgendämmerung langsam einsetzt. Unglaublich, es ist 1:40 Uhr!

COMMENTS