WM-Blog – Auf zum Spiel Schweden:England in Samara [Fotos, Videos]

Punkt 6:00 Uhr steht das Taxi vor der Tür und bringt uns von Engels nach Saratow zum Bahnhof. Olga kommt sogar mit. Eine tolle Geste, vielen Dank, liebe Olga!
Am Bahnhof 25 Minuten später angekommen, ist unser Erstaunen groß. Ist unser gebuchter 7-Uhr-Zug mit der Nummer 103 (auf dem Foto die linke Spalte) doch schon um 6:00 Uhr abgefahren. Oha.
Aber denkste! Wie kann es sein, dass wir unseren Zug doch noch erreichen konnten? Bitte erst überlegen und dann weiterlesen.
Hier übrigens ein Bild aus dem Zug (Holzklasse):
Zurück zum Lesen, ganz einfach:
Olga klärt uns auf (und ich glaube, Gunnar hatte das auch einmal erwähnt):
Alle Zeiten in Russland richten sich nach Moskauer Zeit. Und Saratow ist 1 Stunde vor Moskauer Zeit. Die Abfahrtszeiten werden also nach Moskauer Uhrzeit angezeigt.
Da soll mal einer nicht durcheinander kommen. Olga weiter: „Das soll jetzt aber geändert werden.“
Gott sei Dank.
Gruß an die Bäume
Bei einer gefühlten Höchstgeschwindigkeit von etwa 25 km/h gelingt es uns, fast jedem einzelnen vorbeiziehendem Baum persönlich „Guten Tag“ zu sagen. Wir befürchten, dass die Ankunft statt heute erst morgen um 14 Uhr ist. Dann wärs Spiel weg und der Rückflug auch.
Letzter Einsatz
Wer hätte das gedacht, dass der Klopapierrollenhalter in den Deutschlandfarben uns bei der Zugfahrt so schön begleitet. Passt zum heutigen Tag. Eigentlich würden wir ja in Samara gegen die Engländer spielen. Jetzt tuns die Schweden. Alles für‘n A…
Offensichtlicher Unterschied Moskau – ländlich geprägte Gebiete
Moskaus Straßen, viele davon unglaublich breit, manchmal 6-spurig  (denn Platz haben die Russen ja), sind übersät von großen SUV‘s. In den ländlichen Gegenden reiht sich dagegen Lada an Lada ein (wie hier gerade zwischen Saratow und Samara). Alles flach, die höchste Erhebung betrug einmal 3,45 Meter.
Zwischendurch ein großer Schock: nach 5 Stunden fahrt stellen wir anhand der Positionsbestimmung von Google Maps fest, dass wir erst knapp 140 Kilometer gefahren sind. „Wolsk“ wird als Standort angezeigt. Das würde bedeuten, wir haben noch 300 Kilometer vor uns. Noch 300 Kilometer! Geht das in diesem „Tempo“ weiter, bräuchten wir noch etwa 15 Stunden bis Samara. Spiel wäre weg, den Flug würden wir aber noch bekommen.
Sprechen dann in höchster Panik einen Russen hinter uns an. Fragen, ob er Englisch kann. Kann er, Gott sei Dank. Er beruhigt uns dann und meint, die gps-Daten würden hier manchmal verrückt spielen. Er selbst fährt auch nach Samara, zum Fan-Fest, um das Spiel Russland gegen Kroatien anzuschauen. Habe plötzlich den Eindruck, der ganze Zug ist voller russischer Fans. Verständlich, dass der beschwerliche lange Weg auf sich genommen wird – denn in Saratow war von Fußballfieber wirklich überhaupt nichts zu spüren.
Also, auf nach Samara!
Kontrollen
Sicherheit wird groß geschrieben in Russland, um so mehr bei der Fußball-WM. Kein Bahnhof, keine U-Bahn ohne komplette Gepäckkontrolle, an Flughäfen sogar doppelte Kontrollen. Zweimal musste ich schon meine Wanderschuhe extra durchleuchten lassen.
Am Eingang zum Roten Platz wurde ich bei der Kontrolle sogar aufgefordert, einen Schluck aus der Wasserflasche zu trinken, die ich im Rucksack bei mir führte.
Auffallen tun uns auch die extrem langen Güterzüge, die vielfach an einem vorbeirattern.
Standortbestimmung
Eindrücke von der Landschaft
Ein Dörfchen an der Wolga. Friedliche Stimmung. Eine Frau bewirtschaftet ihren kleinen Garten, zwei Kühe grasen in der Nähe. Auch zwei Schafe. Ein Angler watet mit seiner Ausrüstung durch einen kleinen Wolgazulauf.
Die ganze Zeit keinerlei Internet-Netz. Plötzlich – bei dem kleinen Dorf – LTE! Aber nur für einen Augenblick.
14.34 Uhr Ortszeit, hoffentlich irgendwo kurz vor Samara. Wir halten an einem Bahnhof, alles staubig. Einsteigen tut keiner, der Zug ist schon seit Stunden voll besetzt. Unsere Kleidung hat nach fast 8 Stunden Fahrt den Geruch der Diesellok angenommen.

Norberto schaut mich im Zug auf einmal ganz groß an, so als sei ich etwas zu essen. Wunderte mich ohnehin schon, dass er die ganze Zeit noch nix von Essen erwähnt hat. Jedenfalls schaut er und meint, ganz siegesbewusst:

„Osvaldo, wir schlagen heute die Schweden ein zweites Mal!“
Bin gespannt, ob das englische Team genauso stark ist wie unseres …
Ungewohnt
In Russland werden die Tickets bereits vor dem Einsteigen in den Zug kontrolliert. Reisepass ist immer mit vorzulegen. Im Zug erfolgte heute sogar eine erneute Kontrolle der Fahrscheine. Sie wurden alle eingesammelt und nachher wieder zurück gebracht.
Beim Einchecken in Hotels braucht man etwas Geduld: Von den Reisepässen werden immer Kopien gefertigt. Und man bekommt diverse Zettel mit, die man vermutlich bei der Ausreise vorzeigen muss. Eine lückenlose Erfassung!
Kurz auf knapp
Es ist 17:15 Uhr Ortszeit in Samara und wir sind auf dem Weg ins Stadion. Das liegt 14 km außerhalb vom Stadtzentrum. Durch die knappe Anreise kommen wir wohl genau zum Spielbeginn erst ins Stadion. Unterwegs ein paar schwedische Fans in Trikots. Engländer kommen komischerweise meist in Zivil. Sind wahrscheinlich schon alle im Stadion drin.
Vorm Stadion
Zuschauer
Die meisten im Stadion dürften Russen sein. Eine größere und eine kleinere Kolonie Schweden. Stimmung machen vor allem die Engländer.
Nach 12 langweiligen Minuten stimmen die Russen im Stadion lautstark ihr „Rossija, Rossija“ an. Das dürften wir heute noch öfters zu hören bekommen.
Es sind aber auch Mexikaner hier, Kolumbianer und auch Brasilianer.
Und zwei Deutsche in ihren Nationaltrikots, die sich etwas verloren vorkommen.
wird fortgesetzt……..

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