Wie Moskauer Autofahrer auf starken Frost reagieren

Wie in Deutschland werden kommende Tage auch in Moskau starke Fröste erwartet – in der Nacht sollen die Temperaturen bis auf minus 27 Grad Celsius sinken. Diejenigen, die bei diesem Wetter nicht auf ein Fahrzeug verzichten können, sollten sich an einige Regeln erinnern. Dazu einige Tipps aus Moskau. Wer, wenn nicht Moskowiter, verfügen in Sachen frostiger Autofrust über bessere Kompetenzen.

Keine schöne Jahreszeit für Autofahrer, da nicht allein das Fahren auf Schnee und Eis problematisch werden kann. Hat man sich schlimmstenfalls durch Verwehungen herangeschaufelt, erwarten die frierenden oder schwitzenden Hände vereiste Schlösser, Türen und Fenster. Durch Kälte zusätzlich geschwächte Batterien erschweren den Start. Zu den allseits bekannten Hürden kommen weitere Probleme hinzu, die im Vorfeld gelöst werden können.

Bei einem Auto, das mehrere Tage im Frost stand, sollten Sie die Türen sehr langsam öffnen, denn jeder Ruck kann zum Reißen der Gummidichtung führen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Sauberkeit der Fenster von Fahrzeugen mit rahmenlosen Türen geschenkt werden. Falls die Scheiben mit den Dichtungen zusammenfrieren, kann es beim Öffnen der Türen zu ernsthaften Schäden können. Um das zu verhindern, wird empfohlen, die Gummidichtungen mit Silikonfett einzureiben.

Bei kurzen Stadtfahrten mit häufigen Starts können sich Batterien nicht vollständig aufzuladen. Zwar verfügen viele Batterien über eine Anzeige für den Ladungszustand, aber ausschließlich sollte man sich nicht auf dieses Instrument verlassen. Alte Batterien lohnt es vor dem Frost ins Haus zu nehmen oder durch eine neue zu ersetzen.

In eisiger Kälte wird das Motoröl zähflüssig und erschwert dem Anlasser den Start des Motors. Zusammen mit reduzierter Batteriekapazität gerät die Autofahrt bereits vor dem Start zum Abenteuer. Bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe sollte vor dem Start die Kupplung ein paar Mal gedrückt werden, um dem Anlasser die Arbeit mit dem gefrorenen Öl zu erleichtern. Bei automatischen Getrieben funktioniert dieses Rezept nicht.

Tipps zum vorangehenden Einschalten von Lampen oder Ventilator, um die Batterie leicht zu erwärmen, sind nichts weiter als ein verbreiteter Mythos. Die in diesem Fall verbrauchten Ströme sind zu klein, um die Batterie aufzuwärmen und verschwenden nur wertvolle Ressourcen. Es ist besser, die Batterie nicht zu quälen und den Anlasser bei jedem Versuch nie länger als zehn Sekunden drehen zu lassen.

Dass jeder Kaltstart einer Motorabnutzung von hunderten von gefahrenen Kilometern entspricht, ist ein weiterer Mythos. Zuverlässige Studien darüber, wie sehr der Kaltstart die Ressourcen des Motors reduziert, gibt es nicht. Aber es lohnt auf jeden Fall, solange zu warten, bis der Motor absolut stabil arbeitet und die Bordelektronik die Messwerte korrekt anzeigt. Auch ist zu berücksichtigen, dass ein ausgekühlter Katalysator praktisch nicht funktioniert. Wenn der Motor im Leerlauf ausgiebig aufgewärmt wird, emittiert der Motor eine beträchtliche Menge von schädlichen Substanzen. Beim Fahren erwärmt sich der Motor schneller und das Abgassystem neutralisiert den Auspuff effektiver.

Drehen Sie den kalten Motor nicht sofort auf Hochtouren. Ebenso lohnt es sich, auf die Federung zu achten. Die Gummielemente sind starr, die Flüssigkeit in den Stoßdämpfern dickt ein und folglich das Auto liegt härter auf der Straße. Dadurch ändern sich gewohntes Fahrverhalten. Also behutsam die Geschwindigkeiten erhöhen und auf Unebenheiten in der Straße achten. Selbst die Reifen sind im Frost steifer und funktionieren nicht effektiv. Bei diesem Wetter verwandelt sich Schnee auf der Straße schnell in reines Eis, was die Wahrscheinlichkeit für Unfälle erhöht.

Dass Bremsbeläge an den Trommeln festfrieren können, gilt nicht nur für Autos mit mechanischer Handbremse. Systeme mit elektronischer Feststellbremse sind technisch ähnlich aufgebaut, obwohl sie elektrisch angetrieben werden. Oft werden sie ohne das Wissen der Besitzer automatisch blockiert, wenn man den Motor ausschaltet.

Beim Parken von Fahrzeugen mit Automatikgetriebe genügt es auch in Frostperioden, den Getriebehebel auf Parken zu stellen. Autos mit mechanischer Bremse sollten beim Parken    im ersten Gang verbleiben – die meisten modernen Autos lassen den Motor ohne gedrückte Kupplung nicht starten.

Bei der Parkplatzsuche sollte man darauf achten, dass der Wagen morgens nicht in einer Schneewehe stecken kann. Auch weicher Schnee kann sehr hart werden und Schäden an Stoßstangen, Plastikteilen, Schutzabdeckungen sowie Kabeln verursachen.

Ist der Parkplatz gefunden, empfiehlt es sich vor einer kalten Nacht, die Autotüren ein paar Minuten lang zu öffnen. Dadurch kann überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft des Innenraums entweichen, die man am Morgen nicht als Frost an den Scheiben mit Schabern, Kratzern oder Bürsten entfernen muss.

Wenn aber alle Vorsorge umsonst war und die Batterie morgens schlapp macht, hilft nur die Überbrückung mittels eines trotz widriger Umstände angesprungenen Autos. Nur zur Erinnerung: Vor der Verbindung der Batterien mit den entsprechenden Ladekabeln den Spendermotor ausschalten. Dann den roten Kabelanschluss an den Plus-Pol der Spenderbatterie anschließen – das andere Ende an den Pluspol der entladenen Batterie. Verbinden Sie dann das schwarze Kabel mit dem Minus-Pol des Spenders, und das zweite Ende an ein massives Eisenteil der Karosserie oder an den Motorblock des Fahrzeuges (besser als an den Minuspol der aufzuladenden Batterie). Diese Reihenfolge minimiert die Wahrscheinlichkeit eines zufälligen Kurzschlusses.

Danach können Sie den Spendermotor starten und, hoffentlich, nach einiger Zeit Ihren eigenen Motor. Hat die Überbrückung Erfolg gezeigt, müssen zuerst die schwarzen und dann die roten Kabel getrennt werden. Kompakt-Starter, Powerbank oder Booster können helfen, wenn die Batterie noch nicht ganz leer genudelt ist. Bei einer vollständig entladenen Batterie sind diese Starthilfen nicht in der Lage, den Motor zum Laufen zu bringen.

Dass extreme Winterkälte keine empfehlenswerte Jahreszeit für einen Ölwechsel ist, bedarf kaum einer Erwähnung. Wenn doch, sollten Öle mit niedriger Viskosität verwendet werden, die mit den Symbolen 5W oder, besser, 0W oder beginnen.

Und wer, aus welchen Gründen auch immer, sein Auto bei frostigem Wetter waschen will oder muss, riskiert eingefrorene Schlösser, Türen und Tankverschlüsse, wenn er anschließend nicht akribisch trockenreibt und mit Druckluft Gelenke und Schlösser durch durchbläst. Wer seine Scheibenwischerflüssigkeit nicht mit genug Frostschutz (auch hochprozentiger Alkohol) aufgefüllt hat, wird nach extrem kalten Nächten sein trockenes Wunder erleben, wenn die Wassertropfen in den Düsen vereisen. Lassen Sie es mit der Autowäsche bei arktischen Temperaturen – Moskowiter würden Sie nur auslachen.

[hub/russland.NEWS]

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