Wann beginnt endlich die Schule?

Diese Frage stellt sich für die meisten russischen Schüler (im Unterschied zu ihren deutschen Leidgenossen) gar nicht. Denn schon seit 1935 öffnen sich alle Schultore nach den Sommerferien in allen Winkeln des riesigen Landes an einem Tag – und zwar am 1.September. Seit 1980 ist der erste September sogar ein offizieller Feiertag – „Tag des Wissens“. Was die armen Kinder nicht davon befreit, in die Schule zu gehen.  Obwohl der 1.09 dieses Jahr auf einen Samstag fiel, blieb der Schulbesuch an diesem Tag Pflicht. Allerdings verlief dieser Tag für 15,6 Millionen Schüler (übrigens, die höchste Zahl seit 2008) ohne Unterricht. Denn traditionell wird der „Tag des Wissens“ in Russland sehr feierlich begangen. Festlich gekleidete Schüler mit Blumensträußen in der Hand und ihre gerührten Eltern strömen in die Schulen, wo verschiedene Veranstaltungen stattfinden, Reden gehalten werden usw.

Ein ganz besonderer Tag ist der erste September natürlich für die Erstklässler. Traditionell werden sie von den Schulabsolventen an die Hand genommen und mit dem Klingeln einer symbolischen Schulglocke begleitend in die Schule eingeführt. 2018 wurden 1,8 Millionen kleine Russen eingeschult. Wie man im Bildungsministerium erklärt, haben die ständig wachsenden Schülerzahlen mit der seit Anfang der 2000 Jahre kontinuierlich besser werdenden Demographie in Russland zu tun. Entsprechend mehr Schulen werden gebraucht. In diesem Jahr wurden 67 neue Schulen eröffnet (allein im Moskauer Gebiet wurden 18 neue Schulen gebaut), bis 2019 kommen noch 119 dazu. Insgesamt entstehen 100 Tausend neue Schulplätze.

Die Feierlichkeiten am 1.September finden nicht nur auf Schulhöfen statt, sondern überall in den Städten. In Moskau fanden zahlreiche Kinderwettbewerbe, wie z.B. „Kinder malen auf dem Asphalt“, kostenlose Open Air Konzerte und Festivals und feierliche Programme in den Parks statt.
Aber wie schön das alles auch sein mag, am Montag dem 3. September beginnt auch für russische Schüler der Schulalltag.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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