Vorschlag: Nächster Gipfel USA-Russland auf der ISSISS bild NASA

Vorschlag: Nächster Gipfel USA-Russland auf der ISS

„Bei der Raumfahrt ist‘s, wie oft im täglichen Leben – mit Abstand nimmst Du manches deutlicher wahr und kommst der Lösung näher, als wenn Du mittendrin steckst.“ Diese Einsicht verkündete der deutsche Weltraumflieger Dr. Alexander Gerst bei einem Willkommensfest, das in der deutschen Botschaft Moskau für ihn und seine Kollegen Dr. Serena Auñón-Chancellor (USA) und Sergej Prokopjew (Russische Föderation) acht Wochen nach ihrer Landung in der kasachischen Steppe ausgerichtet wurde.

„Der Hauptgrund für mich, ins All zu fliegen, war, die Welt und ihre Umgebung zu verstehen“, erklärte Gerst. „Der Blick auf diesen blauen Planeten in dem schwarzen Universum, macht Dir klar, wie verletzlich er ist. Er ist doch der einzige, den wir haben. Deshalb müssen wir alles tun, um ihn vor Unheil zu bewahren.“ Aus diesem Grund habe man immer wieder Fotos von diesem Anblick zur Erde geschickt, damit die   Menschen ihre Verantwortung begreifen, erklärte der Kommandant des zweiten Teils der der insgesamt halbjährigen Missionen 56 und 57 auf der Internationalen Raumstation (ISS). Er erwähnte auch, wie schwierig es war, auszuwählen, was er in den erlaubten anderthalb Kilogramm „Handgepäck“ mitnehmen sollte. „Zumindest auf das Shampoo konnte ich verzichten“, meine er in Anspielung auf seine fehlende Haarpracht.

Seine US-amerikanische Bordgefährtin, die Ärztin Serena Auñón-Chancellor, stellte fest, dass sie sich in dieser Wohn- und Arbeitsgemeinschaft mit den beiden Männern durchaus wohlgefühlt habe. „Das ist auch sehr wichtig, denn irgendwann beginnst Du, die Geräusche der Erde zu vermissen – den Wind, die Wellen. Dann ist es gut, in einer Mannschaft zu sein, wo man sich immer wieder gegenseitig aufbaut.“

Die Ausbildung sei zwar hart, aber dennoch hoffe sie, dass sich noch mehr Frauen für eine Weltraummission ausbilden lassen.

Der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew berichtete von vielen Erkenntnissen, die nicht nur für die Wissenschaftler, sondern für alle Menschen von Bedeutung sind. „Aus dem Kosmos ist deutlich zu erkennen, wie die Atmosphäre und die Ozeane zunehmend verschmutzt werde, wie sich das Eis auf den Polkappen verändert.“ Interessant sei es gewesen zu sehen, wie sich lebende Organismen im Orbit verhalten, zum Beispiel Algen, die zur Erzeugung von Sauerstoff und als Nahrungsgrundlage dienen können.

Die russisch-europäisch-amerikanische Zusammenarbeit habe auch bei dieser Doppelmission exzellent funktioniert, wertete der deutsche Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch. „Sie haben während Ihrer Mission nicht nur eine harte wissenschaftliche Forschungsarbeit geleistet, sondern auch Träume, Visionen und Hoffnungen in uns genährt, und unsere Überzeugung gestärkt dass alle Probleme und Konflikte der Menschheit bei ehrlichem Willen gelöst werden können“, wandte er sich an die drei Raumfahrer. Die Kooperation im Weltraum, an der gegenwärtig über 100 Länder beteiligt sind, sei das beste Beispiel dafür. Insofern sei Alexander Gerst ein europäischer Kosmonaut mit einem deutschen Pass, so der Botschafter.

Sein amerikanischer Amtskollege Jon Huntsman, schlug unter großem Beifall vor, dass das nächste Gipfeltreffen zwischen den USA und Russland auf der ISS stattfinden sollte. „Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um diese Welt sicher und sauber zu machen“, machte er deutlich.

Er wies darauf hin, dass die USA und Russland seit 20 Jahren Kosmonauten und Astronauten zur gemeinsamen Forschungsarbeit auf die Raumstation schicken. Unvergesslich sei für ihn der Besuch eines amerikanischen und eines sowjetischen Raumfahrers 1975 an seiner Highschool im Bundesstaat Utah gewesen. Mitten im kalten Krieg skandierten wir Schüler „Kosmonaut, Kosmonaut!“

Auch der erste Flug von Alexander Gerst fand 2014 in einer politisch brisanten Zeit für die Beziehungen zwischen Russland und den USA statt, erinnerte der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, Jan Wörner. „Davon war in Baikonur nichts zu spüren, alles lief, wie geplant. Die drei Menschen saßen in der engen Kapsel und sagten sich: was wir hier tun ist für uns alle wichtig.“

Bereits seit fast 60 Jahren werden im Ausbildungszentrum „Juri Gagarin“ im legendären Sternenstädtchen bei Moskau Kosmonauten für den Flug ins All vorbereitet, wie der Leiter des Programms, Pawel Wlassow, erklärte. Die ersten ausländischen Teilnehmer seien 1973 die amerikanischen Astronauten gewesen, die für das gemeinsame Sojus Apollo-Projekt vorgesehen waren.

Erster Europäer war im Jahre 1978 Siegmund Jähn aus der DDR, der dann nach 1990 bis zu seinem Ruhestand vier deutschen Astronauten, darunter Ulf Merbold und Alexander Gerst, half, sich auf ihre Mission auf der damaligen Raumstation „Mir“ vorzubereiten. Jähn, der gestern seinen 81. Geburtstag feierte, erhielt deshalb besondere Grüße zum Moskauer Willkommensfest aus Deutschland.

Wlassow verwies darauf, dass es die gemeinsame Entscheidung der USA und Russlands in den 1990er Jahren war, gemeinsam das erste Modul einer Raumstation zu bauen, das es ermöglichte das Raumfahrtprogramm zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Das Projekt ISS ist ein Projekt der Erde für die Erde, betonte er. „Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie Raumfahrer aus verschiedenen Ländern zu einer Mannschaft zusammenwachsen. Diese drei waren Botschafter der Erde im All und sie haben uns jeden Tag stolz gemeldet: Wir erfüllen unsere Aufgaben.“

[hh/russland.NEWS]

 

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