Viecherei: Paul war gestern, heute ist Achilles

Orakeltiere bei internationalen Turnieren haben es schon irgendwie gut. Sie haben immer genug zu fressen, weil sie immer aus zwei Futternäpfchen den mit dem richtigen Fähnchen auswählen dürfen. Auf ewig unvergessen bleiben wird Paul, weil er sich sowohl bei der Fußball-Europameisterschaft 2008, als auch bei der Fußball-WM 2010 immer ergebnisorientiert durchschnabulierte. Krake Paul heißt heute Achilles und ist ein Kater.

Der weißhaarige Achilles hatte schon einen recht ordentlichen Job beim ConFed-Cup im letzten Jahr gemacht. Das war wohl ausschlaggebend für sein weiteres Engagement bei der Weltmeisterschaft 2018. Achilles ist eine von rund 50 Katzen, die in den Kellerräumen der weltberühmten Eremitage in St. Petersburg für Ordnung sorgen. Ihr Dasein geht auf das 18. Jahrhundert zurück, als der Winterpalast noch kein Museum war, sondern Zarin Elisabeth darin lebte.

Um einer verheerenden Mäuse- und Rattenplage Herr zu werden, ließ die Zarin Katzen heranbringen, die sich um die Nager kümmern sollten. Heute schützen die Tiere die wertvollen Kunstgegenstände, die in den finstersten Ecken des Museums ausharren, davor, angeknabbert zu werden. Bis auf eben einen Kater. Der ist in diesen Tagen anderweitig beschäftigt. Der heißt Achilles und gibt den Paul. Im Orakeln ist er nämlich genauso zielsicher, wie der Oktopus, der außerdem schon längst nicht mehr lebt. Achilles Trefferquote liegt bei nahezu hundert Prozent.

„Achill aus der Ermitage in St. Petersburg hat Russlands Sieg über Ägypten, Russlands Sieg über Saudi-Arabien, Irans Sieg über Marokko und Brasiliens Sieg über Costa Rica richtig vorhergesagt“, berichtete die Analyseagentur Turstat. – Deshalb hat er den ersten Platz in der Rangliste der besten Orakel-Prädiktoren der Weltmeisterschaft gewonnen. Aber auch bei den Sympathiepunkten kann der Ermitagekater seine Konkurrenten auf die hinteren Plätze verweisen, denn die Bewertung der zotteligen Orakel begründet sich nicht nur auf der Richtigkeit der Vorhersagen, sondern ebenso in der Popularität.

Hinter Achilles folgen der Moskauer Bär Jakow Potapitsch, Tapir Kleopatra aus Nischni Nowgorod und der Lemur Spartak aus Jekaterinburg. Alle anderen Ziegen, Tauben und sonstige Gesellen aus den Streichelzoos Russlands liegen entweder weit abgeschlagen dahinter oder waren nur temporär im Einsatz. Dem Kater Achilles dürfte das ziemlich egal sein – er darf sich seine Futternäpfe weiterhin frei auswählen.

[mb/russland.NEWS]

COMMENTS