USA stellen die meisten Fans bei der WM 2018

Es wirkt eigenartig: Sie nehmen an der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nicht teil, weil sich das Team nicht qualifizieren konnte. Die Regierung warnt ihre Bürger explizit vor Reisen nach Russland. Und dennoch stellen Ticketinhaber aus den USA die größte Gruppe der Fans, die aus dem Ausland zur WM anreisen werden.

Sie sind schon ein seltsames Volk, diese US-Amerikaner. Fußball hat im Land des Baseballs einen Beliebtheitsgrad, nicht höher als bei uns vergleichsweise Volleyball. Einzig die Fußballspiele der Frauenliga finden etwas mehr regelmäßige Beachtung. Die Nationalmannschaft der Männer hat sich erst gar nicht für die Endrunde des Turniers qualifizieren können. Und trotzdem gab der Weltfußball-Verband FIFA, dem auch die Vergabe der Eintrittskarten für die WM 2018 obliegt, vor kurzem bekannt, dass die meisten Kartenbestellungen aus den Vereinigten Staaten eingegangen seien.

Dabei hieß es vor kurzem noch, Fußballfans aus den USA sollten es sich „zweimal überlegen“, ob sie zur Weltmeisterschaft 2018 nach Russland fahren, da die diplomatische Krise zwischen Russland und dem Westen eine Gefahr für Konsulardienste darstellt. Diese Worte stammten aus dem Mund eines ranghohen Vertreter des Weißen Hauses. „Nach Fifa-Informationen wurden alleine bis Anfang April 16.462 WM-Tickets von US-Fußballfans gekauft. Somit bilden die Amerikaner die größte ausländische Fan-Gruppe und wir können uns darüber nur freuen“, verkündete kurz darauf die russische Botschaft in Washington. Quasi als Retourkutsche.

Die Botschaft lieferte dann auch gleich noch ihre eigene Interpretation der Reisewarnung der US-Behörden hinterher: „Es gibt tatsächlich eine Bedrohung. Sie besteht darin, dass ein gewisser Teil der Bevölkerung im Westen der täglichen antirussischen Propaganda nicht mehr glauben wird.“ Nicht auszumalen, wenn Russland sowie seine Städte und sein Volk vielen Amerikanern und Engländern am Ende auch noch gefallen könnten, spann man den Faden weiter. Der tatsächliche Grund der verstärkten Reiseaktivitäten der Amerikaner dürfte allerdings in einer natürlichen Neugierde zu suchen sein.

„Trotz der massiven russophoben Kampagne der führenden amerikanischen Medien wächst das Interesse an unserem Land. Vielleicht auch gerade aus diesem Grund. Die Amerikaner wollen nun mit ihren eigenen Augen sehen, wie die Lage in Russland wirklich ist“, hieß es später offiziell aus den Reihen der Botschaft. Dafür bietet eine sportliche Großveranstaltung naturgemäß den perfekten Rahmen, um seine Wissbegierde zu stillen. Es herrscht eine positive Grundstimmung, man verschwindet in der Masse der Fremden um sich herum und bekommt trotzdem die Möglichkeit geboten, den „Klassenfeind“ eingehend zu studieren. Zumindest so tief, wie es normalerweise bei Amerikanern üblich ist.

[mb/russland.NEWS]

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