UEFA gegen eine gemeinsame Fußballmeisterschaft von Russland und der Ukraine

Moskau. Der UEFA-Präsident Michel Platini ist gestern während einer Pressekonferenz noch einmal auf das Thema der beabsichtigten gemeinsamen Fußball-Meisterschaft von Russland und der Ukraine eingegangen. Ihm zufolge macht es keinen Sinn, wenn die ehemaligen sowjetischen Staaten ihre Fußball-Meisterschaften in einer Liga zusammenlegen. Warum überhaupt eine gemeinsame Fußballliga? Was sind die Gründe dafür?

Russland strebt eine politische und gesellschaftliche Integration des postsowjetischen Raums an. Diesem Ziel könnte auch die seit Ende 2012 diskutierte Schaffung einer gemeinsamen Fußball-Liga mit der Ukraine dienen. Das Erdgasunternehmen Gazprom will die gemeinsame Liga mit finanziellen Mitteln sponsern. Die ukrainischen Vereine zeigen sich bislang zurückhaltend, und auch in Russland ist das Projekt nicht unumstritten. Das letzte Wort wird aber die UEFA haben.

 

„Wir haben an einem gewissen Punkt über so eine Zusammenlegung nachgedacht, mit Ligen und nationalen Verbänden, die wegen finanzieller Probleme nicht überleben können. Wir führen ein Experiment im Frauenfußball durch, die kombinierte Meisterschaft in Holland und Belgien. Die Idee einer kombinierten Meisterschaft von Russland und der Ukraine entspricht aber nicht unseren Prinzipien. Die großen Mächte, unserer Meisterschaften müssen nicht fusionieren, was ich auch bereits in Sotschi und zu Präsident Putin sagte. So eine Fusion könnte nur für kleine Länder eine Alternative sein. Russland und die Ukraine sind selbständig, unabhängig und stark“, sagte Platini.

 

Ein höheres Niveau, mehr Fans, mehr Geld – die Argumente, welche die Initiatoren für ihre Idee einer gemeinsamen russisch-ukrainischen Fußball-Liga vorbringen, klingen gut. Doch tatsächlich steckt hinter dem Projekt ein Machtkampf zwischen Gazprom und der neuen Verbandsspitze.

 

Über Jahre war es Tradition, dass der russische Fußball-Verbandschef dem Lager von Gazprom beziehungsweise dem von ihm kontrollierten Klub Zenit St. Petersburg entstammt. Doch bei der Wahl im Herbst 2012 scheiterte ihr Kandidat und es gewann Nikolai Tolstych. Die Machtverschiebung zeigte sich erstmals, als Zenit am grünen Tisch ein Spiel verlor, weil aus ihrer Fankurve ein Böller auf den gegnerischen Torwart geflogen war. Nun möchten sich Gazprom und Zenit dem Einfluss des neuen Verbandschefs entziehen. Dafür lockt man mit immens viel Geld:

Eine Milliarde Dollar soll das Jahresbudget der vereinigten Liga betragen, alleine 92 Millionen Dollar der Sieger bekommen.

 

Für die Zustimmung der UEFA sind die Macher des Projektes aber trotzdem optimistisch. Schließlich zählt zu den Partnern der UEFA-Champions-League seit Sommer 2012 auch der Energieriese Gazprom.

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