Typisch Russland: Der passende Sound für die Metro-Röhre

[Von Eugen von Arb] Zwei Drittel meines Arbeitswegs führen durch die Peterburger Metroröhre. 40 Minuten Dunkel, Gedränge, Stehen, Gesichter, Blicke. 40 Minuten Rucken, Beschleunigen, Bremsen und Türenzischen. Zusammengepresst wie “Kilki” (kleine Fische) in der Dose rattern die Menschenmassen durch den Untergrund.

Wie Förderbänder transportieren sie die Rolltreppen hunderte von Metern ins Metroloch und wieder zurück. Oft ist das Gedränge so dicht, dass einem die Nachbarn von hinten in den Nacken atmen oder von vorne böse Blicke zuschicken, weil man ihnen eine Tasche in die Magengrube drückt.

Aber trotz der Enge versuchen sich alle irgendwie zu beschäftigen – man liest, löst Kreuzworträtsel oder betet sogar. Noch immer sind die Russen ein “Volk der Leser”, doch viele von ihnen sind mittlerweile zu “Ebook-Lesern” geworden. Über das gleissend-helle Display der Handys wandern dicht vor der Nase Romane in Mikroschrift. Noch immer sind die russischen Klassiker Puschkin, Tolstoi und Dostojewski auszumachen, ebenso populär sind die Science-Fiction-Romane von den Strugatzki-Brüdern oder die Fantasy-Geschichten von Max Frei, dem Pseudonym der populären Autorin Svetlana Martynchik und ihrem Mann Igor Steopin. Jeder Passagier scheint abgeschirmt von einer unsichtbaren Haube aus Fantasie und Träumen.

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