Tschetschenien, Russland und das „Kalifat“

[Ein Erklärungsversuch von Emran Feroz]

Der „Islamische Staat“ gewinnt tagtäglich neue Anhänger. Immer noch zieht es zahlreiche junge Männer nach Syrien oder in den Irak, um für das selbsternannte Kalifat zu kämpfen. In Österreich betrifft das vor allem Personen mit tschetschenischen Wurzeln. Des Öfteren wurden mehrere junge Tschetschenen an der Grenze angehalten sowie ihre Kriegspläne vereitelt. Die Frage, warum schon so viele von ihnen vor Ort sind und sich an grausamen Massaker beteiligen, steht jedoch weiterhin im Raum.

Hamzat und seine Familie kamen 2004 nach Österreich. In Innsbruck, wo sie sich ihr neues Leben aufgebaut haben, hat sich mittlerweile eine bemerkenswerte tschetschenische Gemeinde gebildet. Dass einige wenige Mitglieder dieser Gemeinde sich mittlerweile im Krieg in Syrien oder im Irak befinden, ist ein offenes Geheimnis, von dem auch Hamzat weiß. Für den 20-Jährigen ist es nicht nachvollziehbar, warum einige seiner Landsmänner unbedingt in den Krieg ziehen wollen, obwohl sie vor einem anderen Krieg geflüchtet sind. Die meisten tschetschenischen Familien haben ihre Heimat während des Ersten und Zweiten Tschetschenien-Krieges verlassen.

Mit dem gegenwärtigen Konflikt im Nahen Osten haben diese beiden Kriege mehr zu tun, als man glauben mag. Moskaus Interventionen in der Teilrepublik waren vor allem von Brutalität geprägt. Die beiden zuständigen Staatschefs – anfangs Boris Jelzin, später Vladimir Putin – tolerierten den Blutrausch sowie die Zerstörungswut ihrer Soldaten. 2003 wurde Grosny, die Hauptstadt Tschetscheniens, von den UN als „am meisten zerstörte Stadt der Erde“ deklariert.

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