Tschertschessows WM-Bilanz

Dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ein voller Erfolg wurde lag nicht zuletzt auch am Abschneiden der russischen Nationalmannschaft. Deren Leistung bei dem Turnier löste eine ungeahnte Welle der Begeisterung, vor allem bei den Gastgebern selbst, hervor. Stanislaw Tschertschessow, der Erfolgstrainer der Sbornaja, erklärte nun seine Sicht auf das Fußballfest.

„Alle organisatorischen Aspekte wurden nach extrem hohen Standards ausgeführt. Das sagen nicht nur wir, sondern auch unsere ausländischen Gäste“, lobte Tschertschessow gleich vorweg die hervorragende Arbeit des Organisationskomitees der WM 2018. „Das sagen nicht nur wir, sondern auch unsere ausländischen Gäste.“ Ihm sei von Anfang an klar gewesen, „dass wir das Eröffnungsspiel nicht nur gewinnen, sondern dabei auch überzeugen mussten, damit die Fans an die Mannschaft glauben“, sagte er und verwies auf die zwei Jahre lange Vorbereitungszeit, in der kontinuierlich an dem Projekt Heim-WM gearbeitet worden sei.

Erst nach dem Eröffnungsspiel grassierte dann in Russland wirklich das Fußballfieber., auf das man in Russland geduldig und angespannt gewartet hatte. Das erste Spiel habe die Mannschaft und die Fans schließlich vereint, ist sich der Trainer sicher. „Emotional betrachtet war natürlich der Sieg gegen Spanien der Höhepunkt“, doch was die Leistung angeht, war es wohl das Spiel gegen Ägypten“, sagte Tschertschessow rückblickend. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten und haben sofort auf den Sieg gedrängt, der die Qualifikation für das Achtelfinale bedeutete.

Mit richtiger Einstellung und Taktik

Natürlich habe man auch gegen Uruguay gewinnen wollen, doch habe der Trainer wohlweislich seine Taktik nicht verändern wollen, um spätere Gegner in Sicherheit zu wiegen. „Ich denke, dass wir die Spanier damit etwas auf dem falschen Fuß erwischt haben. Sie konnten keine passende Antwort auf unsere taktische Einstellung finden“, lobte er die Disziplin seiner Spieler, die seine Überlegungen auf dem Platz punktgenau umgesetzt hätten. Als Torhüter Igor Akinfeev schließlich im Elfmeterschießen den entscheidenden Schuss von Aspas abwehren konnte, war das Eis endgültig gebrochen und nicht nur in Russland brach eine überschäumende Euphorie aus.

Mit diesem Weiterkommen hatte ja nun niemand gerechnet und das Abenteuer Heim-WM ging in die nächste Runde. „Das Viertelfinale gegen Kroatien war eines der packendsten und spannendsten in der WM-Geschichte“, urteilte die FIFA im Anschluss an diese denkwürdige Partie. „Ich wollte das selbst nicht sagen, um nicht unbescheiden zu wirken“, sagte Tschertschessow, der Vater des Erfolgs, nun in einem Interview. „Für mich war dies das beste Spiel des Turniers, sowohl was den Fußball als auch die Spannung angeht“, platzte es dann doch endlich aus ihm heraus.

Nach der WM ist vor der WM

„Wir haben einige sehr talentierte Spieler“, erklärte der Trainer, der selbst bis zum Jahr 2000 in der Nationalmannschaft spielte, die elf erzielten Treffer der Sbornaja bei dem Turnier. „Golovin ist ein Spezialist für ruhende Bälle und Distanzschüsse, Tscheryschew hat einen fantastischen linken Fuß und was Artjom Dsjuba leisten kann, wissen wir ja alle. Die Jungs waren konzentriert und gut vorbereitet“, so sein Lob an die Schützen der wichtigsten Tore für das Team. Seit dieser WM sind einige von ihnen sogar wieder für europäische Spitzenklubs interessant geworden.

„Das Viertelfinale ist für uns ein ziemlich gutes Ergebnis, wenn wir die Leistungen analysieren“, so der Chefcoach, den seine Truppe während des Turniers als „General“ bezeichnete. „Kroatien hat im Halbfinale gegen England gewonnen und ist ins Finale eingezogen. Russland hat sich also definitiv gute Noten verdient.“ Man sei nach dem Aus im Elfmeterschießen etwas geknickt gewesen, sagte Tschertschessow, denn aus der Euphorie heraus habe man sogar noch mehr angepeilt.

„Wir haben wundervolle Emotionen erlebt. Die Fans waren begeistert. Doch wir müssen in Ruhe bewerten, wie wir abgeschnitten haben. Wir müssen unsere Leistungen analysieren und dann unsere nächsten Schritte planen“, denkt der General bereits an die nächste Fußball-WM, 2022 in Katar. „Egal, wer in vier Jahren im Kader steht, wir müssen an das Team glauben und es unterstützen“, appelliert er an den russischen Fußballverband und vor allem an die Fans. „Wenn ich nicht daran glauben würde, hätte ich es nicht gesagt.“

[mb/russland.NEWS]

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