Tschernobyl-Tarzan: 13 Jahre im radioaktiven Wald

Ein ukrainischer „Tarzan“ hat sich 13 Jahre lang in den Wäldern um Tschernobyl versteckt. Er habe in Erdlöchern gewohnt und sich von Tierfleisch ernährt, seine Jagdwaffe sei eine Armbrust gewesen, und als er ein neues Gewehr benötigte, habe er vermutlich einen Menschen getötet, schreibt am Montag die Zeitung „Segodnja“.

Mitarbeiter der Kriminalpolizei, die den Mord an einem alleinstehenden Rentner in einem Dorf des Gebiets Kiew untersuchten, hatten den Einsiedler entdeckt. Der „Tarzan“ war ein 26-jähriger Mann, geboren in demselben Dorf. Seit 13 Jahren wohnte er in den Wäldern der 30 Kilometer breiten Zone um das Kernkraftwerk Tschernobyl und suchte nur sehr selten andere Menschen auf.

Vitali Jalowenko, Chef der Hauptverwaltung des Innenministeriums der Ukraine im Gebiet Kiew, sagte, dass nach dem Gau im KKW Tschernobyl 1986 viele Bewohner von Polesje (Sumpf- und Waldgebiet im Süden der Ukraine) unter die Marodeure gegangen seien. Der Junge gehörte ebenfalls dazu, handelte jedoch allein. Seine einzigen Verwandten waren seine Großmutter und seine Schwester, bei denen er bisweilen Zuflucht vor der Winterkälte suchte. In der übrigen Zeit wohnte er in einer Erdhütte und bestahl ab und zu seine Dorfnachbarn.

Die Rechtsschutzorgane wurden auf den verwilderten Mann im vorigen Jahr aufmerksam, als er ein Prschewalski-Pferd erschoss. Eine Herde solcher Pferde war aus dem Naturschutzgebiet Askania-Nova im Rahmen eines Experimentes in die Tschernobyl-Zone gebracht worden. Damals konnte sich der Mann rechtzeitig verstecken.

Anfang Januar wurde „Tarzan“ wegen Mordverdachts festgenommen. Gegenwärtig werde seine mögliche Mittäterschaft bei einer Reihe anderer Verbrechen geprüft, schreibt die Zeitung „Segodnja“.

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