Traurige Statistik: Russen trinken wieder mehr© russland.news

Traurige Statistik: Russen trinken wieder mehr

Der russische Gesundheitsminister Muraschko erklärte, dass im Jahr 2022 der Alkoholkonsum im Land um fünf Prozent im Vergleich zu 2019, also zum Jahr vor der Covid-19 Pandemie, zurückgegangen ist. 2020 betrug der Konsum 9,06 Liter Ethanol pro Person pro Jahr, im Jahr 2021 waren es  8,82 Liter und 8,62 Liter im Jahr 2022.

Der Minister wies darauf hin, dass die Zahl vor 15 Jahren bei 18 Litern pro Kopf und Jahr lag. Russland habe es geschafft, die in den 1990er Jahren weit verbreitete „Mode der Alkoholexzesse“ zu überwinden, und die Bemühungen der Regierung zielten darauf ab, eine andere Mode zu formen – für einen gesunden Lebensstil und „sozialen Erfolg“, teilte der Minister gutgelaunt in einer Kolumne für die Zeitung RBC mit.

Die Aussage von Muraschko wird jedoch durch die von ihm selbst angeführten Zahlen widerlegt: Fast jeder vierte Patient hat gesundheitliche Probleme, die mit Alkoholkonsum zusammenhängen. Laut Statistiken des Innenministeriums wurden 2022 fast ein Viertel (24,4 Prozent) der Straftaten in Russland unter Alkoholeinfluss begangen. Im gleichen Zeitraum starben mehr als 3.000 Menschen durch das Verschulden betrunkener Fahrer.

Die Aussage des Ministers widerspricht anderen offiziellen Angaben. So ist der Konsum von starkem Alkohol in Russland im Jahr 2022 um 7,5 Prozent gestiegen. Dies geht aus den Daten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft FinExpertiza hervor, die von der Zeitung Kommersant zitiert werden. Nach Angaben des Unternehmens steigen die Ausgaben der Russen für Alkohol, Tabakwaren und Süßigkeiten bis Mitte 2022 um 20 Prozent.

Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich 6,8 Liter pro Person konsumiert. Der Einzelhandelsumsatz mit hochprozentigem Alkohol stieg in den meisten russischen Regionen im Vergleich zu 2021, Spitzenreiter waren hier vor allem die nördlichen Regionen mit rauem Klima. In Karelien beispielsweise lag der durchschnittliche Verbrauch von Wodka, Kognak und anderen Spirituosen pro Person bei 15,5 Litern, in der Region Sachalin bei 14,9 Litern und in Komi bei 14,6 Litern. Gleichzeitig stieg der Bierkonsum in 53 russischen Regionen. Den Experten von FinExpertiza zufolge wird der Alkoholkonsum in Russland traditionell als die einfachste und erschwinglichste Methode zum Abbau von Angst und Stress angesehen.

Darüber hinaus befindet sich der russische Alkoholmarkt in einer Umstrukturierung, da viele westliche Marken Russland aufgrund der Sanktionen verlassen haben. Das Tinkoff-Magazin schreibt, dass die Alkoholproduktion in Russland um 2,24 Prozent auf 1,01 Milliarden Dekaliter gestiegen ist. Die Wodka-Produktion stieg um vier Prozent auf 84 Millionen Dekaliter. Infolge des Rückzugs ausländischer Marken begannen die russischen Hersteller mit der Produktion eigener Erzeugnisse, und am Ende des Jahres verzeichneten viele Marktsegmente ein zweistelliges Wachstum. Die Produktion von Likören, Gin, Rum und anderen Getränken, die stärker als 25 Prozent sind, stieg sogar um 42 Prozent.  Der Einzelhandelsabsatz von Alkohol stieg nach den Ergebnissen von 2022 um 1 Prozent und belief sich auf eine Milliarde Dekaliter.

Laut einer Umfrage der Stiftung für öffentliche Meinung (FOM) sind viele Russen besorgt, dass die Menschen in ihrer Umgebung mehr trinken. So sind 43 Prozent der Befragten der Meinung, dass Alkoholismus in ihrem Wohnort ein akutes Problem darstellt. Auf die Frage „Glauben Sie, dass die Menschen an Ihrem Wohnort in den letzten zwei oder drei Jahren begonnen haben, mehr oder weniger alkoholische Getränke zu trinken, oder trinken sie genauso viel wie früher?“ gaben 26 Prozent an, dass diese Zahl gestiegen sei, während 39 Prozent der Meinung waren, dass sich nichts geändert habe.

Sechs Prozent führen den Anstieg des Alkoholkonsums auf Arbeitslosigkeit zurück, vier Prozent auf Armut, dysfunktionales Leben, soziale Unsicherheit und weitere vier Prozent auf Stress, persönliche Probleme und den Wunsch, ihnen zu entkommen.

Gleichzeitig glauben 56 Prozent der Befragten, dass es möglich ist, das Ausmaß des Alkoholkonsums in Russland zu verringern. Ein Drittel der Russen (31 Prozent) glaubt nicht daran, weil in Russland schon immer getrunken wurde und es eine nationale Eigenschaft sei (12 Prozent).

Im Kampf gegen die Alkoholkonsums erwarten die Russen, dass der Staat Alkoholabhängige behandelt (13 Prozent), den Verkauf von alkoholischen Getränken einschränkt (neun Prozent) und das Niveau von Kultur und Moral anhebt (sieben Prozent). Die Hälfte (51 Prozent) glaubt jedoch nicht, dass die bestehenden Maßnahmen greifen.

[hrsg/russland.NEWS]

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