„Titan“ Kahn über die WM 2018

Der legendäre deutsche Torhüter äußerte sich zur bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft und über die Aussichten Russlands und Deutschlands bei dem Turnier. Außerdem wirft er einen geschulten Kollegenblick auf den Torhüter der Sbornaja, Igor Akinfeew.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 wird in Russland wieder viele Menschen des Genres Fußball zusammenbringen. Die einen werden auf dem Platz stehen und um den begehrten Titel kämpfen, andere wiederum werden zum Fachsimpeln kommen und um gute Ratschläge zu geben. Einer von ihnen ist Oliver Kahn. Eine WM ist für den ehemaligen deutschen Torhüter, der dreimal zum Welttorhüter des Jahres gewählt wurde, kein Novum. Kahn wurde 2002 in Japan mit der deutschen Nationalmannschaft sogar Vizeweltmeister. In Russland wird der inzwischen 48-Jährige nun als TV-Experte für einen deutschen TV-Sender mit dabei sein.

In einem Gespräch mit der russischen Zeitung Iswestia musste der, wegen seiner mitunter mehr als robusten Spielweise als „Titan“ in die Medienlandschaft eingegangene, Ex-Nationalspieler bei der Frage nach dem Stand der russischen Mannschaft, zunächst einmal passen. Er sei kein Experte für dieses Team gab er zu, fügte jedoch artig an, dass er die Ergebnisse der letzten Jahre freilich gesehen habe. Weiterhin glaubt Kahn zu wissen, dass das Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien für beide Teams kein einfaches werde, da ja die ganze Welt zuschaut.

Die Saudis hätten gute Chancen, sich gleich von Anfang an von der Gruppe abzusetzen und für die Russen werde es definitiv nicht einfach sein dies zu verhindern. Für Deutschland jedoch, so Kahn, spreche die gute Qualität und das Niveau der Spieler der deutschen Elf. Und natürlich sei es erneut die Aufgabe, den Weltmeistertitel zu holen. Schließlich habe man im Sommer 2017 mit den jungen talentierten Spielern den Konföderationen-Cup gewinnen können. Wir wagen, ohne uns zu den Experten zu zählen, zu interpretieren, dass es nicht unbedingt das war, was die russischen Journalisten hören wollten.

Von der Kunst die Frage zu lavieren

Die Frage zu der negativen westlichen Haltung, dass die WM in Russland stattfinde, umschiffte der TV-Experte galant, indem er den öffentlichen Druck, zu dem es vor so einem Ereignis regelmäßig käme, als eigene Erfahrung ins Feld warf. Außerdem dürfe man nie vergessen, dass an der Spitze dieser Diskussionen immer Sport und Fußball stehen sollten und nicht die Politik. Was allerdings seiner Meinung nach nicht ausschließe, die Möglichkeit bei solchen Veranstaltungen zu nutzen, um mit „einigen Ländern zu bestimmten Themen“ zu diskutieren. Dank der WM habe Deutschland viele Freunde in der Welt gewonnen und Russland solle das gleiche Ziel verfolgen, so die schlichte Lösung Kahns.

Endlich fand Iswestia dann doch noch die Frage, auf die Oliver Kahn unverfänglich antworten konnte. Wie er denn über die russische Torwartschule denke? Immerhin kennt Kahn Igor Akinfeew aus der Champions League und da habe er schon vor vielen Jahren vorausgesagt, dass er der beste Torhüter der Welt werden könne, weil er die Qualitäten dafür habe. Nur habe er, sagt Kahn, sein Potential noch nicht ausschöpfen können. Leider könne „Akinfeew nicht wirklich auf ein höheres Niveau gehen“, sein Spiel bei großen internationalen Turnieren habe es noch nicht verlangt. Kahn erwarte deshalb mehr von ihm, mäkelt er dezent an der Qualität der Sbornaja.

Kleine Fehler bescheinigt er Igor Akinfeew noch, da sowohl er als auch der deutsche Torhüter Manuel Neuer in jungen Jahren auf die gleiche Stufe gestellt wurden. Wobei er keinerlei Zweifel an der physischen Entwicklung Akinfeews aufkommen lassen möchte. Lediglich an seiner psychologischen Verfassung hätten diese Schnitzer ihre Spuren hinterlassen. Außerdem müsse er sich die Frage stellen, denkt der Vizeweltmeister, ob er „die Komfortzone verlassen“ und in eine andere europäische Liga wechseln wolle.

Kahn ist fest davon überzeugt, dass der russische Nationalkeeper noch Geschichte schreiben kann, die Chance dazu habe er. Akinfeew müsse lediglich bei der Weltmeisterschaft 2018 eine tadellose Leistung zeigen. Ab dem 14. Juni um 18.00 Uhr im Luschniki-Stadion kann er damit beginnen, beim Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien.

[mb/russland.NEWS]

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