Tipps für Russland: „Wir wollen auch nicht, dass Betrunkene Fahnen an Denkmäler hängen“

Im Vorfeld der WM 2018 in Russland veröffentlichen Ministerien und Sportverbände der teilnehmenden Länder Tipps und Ratschläge für den Besuch in Russland. Die russische Zeitung Kommersant hat eine Auswahl der un- und gewöhnlichsten Tipps zusammengestellt.

Australien

Russlands entferntester Teilnehmer der Weltmeisterschaft ist in seinen Empfehlungen gespalten. Anfang April, vor dem Hintergrund der Konfrontation zwischen Moskau und dem Westen wegen des Falles Skripal forderte der stellvertretende australische Premierminister Michael McCormack die Mitbürger auf, ihre Reisen zur Weltmeisterschaft zu überdenken.

Später hieß es auf der Website des Außenministeriums, den Australiern werde nur kategorisch davon abgeraten, den Nordkaukasus zu besuchen, und man rate ihnen, zweimal darüber nachzudenken, in „Regionen zu gehen, die an die Regionen Donezk, Lugansk und Charkow in der Ukraine grenzen“.

Eines der Spiele in der Qualifikationsphase der australischen Nationalmannschaft findet in Sotschi statt. „Wegen der zunehmenden politischen Widersprüche sollten Sie sich vor antiwestlichen Einstellungen und Handlungen in Acht nehmen“, heißt es in den Empfehlungen.

Darüber hinaus wird den Fans empfohlen, Kundgebungen und Versammlungen zu vermeiden, insbesondere unerlaubte. Eine Warnung gilt dem niedrigen medizinischen Niveau. „Die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen in russischen Städten liegen weit unter den australischen Standards und sind in ländlichen Gebieten äußerst primitiv“, schreiben die Diplomaten.

Deutschland

Deutsche Fans werden in einem vierseitigen Papier auf der Website des Außenministeriums daran erinnert, dass der Gastgeber sie, wenn sie nicht in einem Hotel leben, innerhalb von 24 Stunden im Migrationsdienst registrieren sollte.

Außerdem weisen Diplomaten darauf hin, dass „in Russland ein Personalausweis immer bei sich tragen ist“. Um die Dokumente leichter vorzeigbar zu machen, wird den Fans geraten, Dokumente vorab zu kopieren oder zu scannen und Kopien an „Verwandte, am Wohnort, im Hotel, im Koffer, etc.“ zu hinterlassen.

Frankreich

Den französischen Fans wird empfohlen, sich zunächst mit der französischsprachigen Version des offiziellen „Fan Guide“ des russischen Sportministeriums vertraut zu machen . Auf der Website der Botschaft gibt es zusätzliche Empfehlungen. Der erste auf der Liste ist der Ratschlag, kein Leitungswasser zu trinken (in Frankreich ist in den meisten Städten Leitungswasser zum Trinken geeignet). Es wird auch darüber informiert, dass der Verkauf von Alkohol von 23 bis 8 Uhr verboten ist und es nicht empfohlen wird, ihn „von Fahrern inoffizieller Taxis zu kaufen.“

Wer ein Taxi braucht, sollte Online-Dienste wie Uber oder Yandex.Taxi benutzen und das Kulturministerium gibt Tipps, wie es möglich ist, Kunstobjekte, Antiquitäten, Ikonen oder ein altes Buch aus dem Land als Andenken mitzunehmen.

Im Gegensatz zu den deutschen Fans, denen einen Pass mit sich zu führen geraten wird, halten es französisch Diplomaten für empfehlenswert, sie im Hotel zu belassen, und, falls erforderlich, der Polizei eine Kopie des Dokuments zu zeigen. Schließlich wird empfohlen, den Geldbeutel in einer Innentasche zu aufzubewahren.

Belgien

Die Website des belgischen Außenministeriums sieht alles ganz entspannt und verspricht den Fans eine „unvergessliche Reise“ nach Russland. Neben ein paar Standardempfehlungen zu Pässen, Versicherungen und anderen Dokumenten kann man sich Online Rat holen. Einen praktischen Rat gibt es: Man solle nicht dem „Bild des kalten Russlands“ erliegen und sich auf die heißen Sommermonate vorbereiten – etwas mitnehmen, um sich vor der Sonne zu schützen.

Großbritannien

Die britischen Behörden fordern trotz aller politischen Widersprüche mit Moskau ihre Fans auf, „die patriotischen Gefühle und den Nationalstolz der Russen zu respektieren“. Um unangenehme Zwischenfälle zu vermeiden, schickte die britische Polizei sogar ein kleines Team ihrer Mitarbeiter nach Russland. Teamchef Mark Roberts versicherte, dass die meisten englischen Fans gesetzestreu sind, aber einige könnten sich „betrinken und anfangen, sich unkontrolliert zu verhalten“.

Die Gefahr einer Verletzung der patriotischen Gefühle der Russen bestehe besonders in Wolgograd, das eines der Spiele der englischen Nationalmannschaft beherbergen wird. „Wir möchten auch nicht, dass die Leute in unser Land kommen, sich betrinken und an Denkmälern Fahnen aufhängen. Also müssen wir mit gegenseitigem Respekt reagieren, wenn wir selbst ins Ausland gehen“, so Roberts.

Die britische Polizei fügte hinzu: Ihre russischen Kollegen werden bei den Spielen rund um die Uhr im Einsatz sein, dass die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen nicht hoch ist.

Ägypten

Wie der Leiter des Informationsbüros der ägyptischen Botschaft in Russland, Ayman Musa Mustafa, gegenüber Kommersant erklärte, starteten die Diplomaten eine richtige Medienkampagne, um die Fans auf die Meisterschaft vorzubereiten. Zuerst sprachen sie nur über die grundlegenden Dinge, wie welche Dokumente mitzunehmen sind.

Dann begannen wir, über den Lebensstandard in Russland zu berichten – wie man sich bewegt, wo man isst, wo man lebt. Wie viel es im Durchschnitt kosten kann, damit die Leute verstehen können, ob sie betrogen werden oder nicht.

Tunesien

Quellen in der tunesischen Botschaft sagten Kommersant, dass sie Journalisten geholfen haben, Geschichten über Russland und die Meisterschaft zu erzählen. Das Video von Tunisie Telecom (65 Prozent der Anteile gehören dem Staat) hat sich in der arabischen Welt weit verbreitet, trotz eines spezifischen Dialekts, der nicht für alle Muttersprachler verständlich ist. Nach dem Inhalt zu urteilen, ist für tunesische Fans eine Beratung nicht erforderlich. Sie sind in der Lage mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden.

„Wir gehen nach Russland, und die Straßen Moskaus sind erfüllt von Weihrauchgeruch“, heißt es in dem Video. „Die Tunesier gehen nach Russland, und weder Putin noch die Kälte werden ein Hindernis sein. Wir werden definitiv gewinnen. Wir sind bereit zu konkurrieren und werden mit der Hilfe Allahs gewinnen.“

Mexiko

Die Website der Botschaft von Mexiko in Russland gibt grundlegende Informationen über den Rubel und Dokumente. Für den Fall einer Verhaftung geben die Autoren den Mexikanern einen Satz auf transkribiertem Russisch mit auf den Weg: „Ich bin Mexikaner, und ich möchte, dass sie meine Botschaft informieren.“

Aus Sicherheitsgründen wird gleichgeschlechtlichen Paaren nicht empfohlen, „warme Gefühle füreinander zu zeigen“, da dies „nicht nur generell inakzeptabel ist, sondern auch zu körperlicher oder verbaler Aggression“ seitens der Russen führen kann. Darüber hinaus wird angemerkt, dass „Bekundungen im Zusammenhang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ in Russland unterdrückt werden und die Symbole der LGBT-Gemeinschaft sowie die Verbreitung von Werbung für LGBT-Personen verboten sind.

Peru

Die Website des peruanischen Außenministeriums enthält Empfehlungen für Menschen mit nicht-traditioneller Orientierung. Männern werde nicht empfohlen, an öffentlichen Orten mit nacktem Oberkörper zu gehen. Mehr als 3 Liter Bier und andere alkoholische Getränke, mehr als 200 Zigaretten, 50 Zigarren oder 250 g Tabak dürfen nicht nach Russland importiert werden. Mehr als 5 kg Fisch und 250 g schwarzen Kaviar darf man nicht mit aus dem Land nehmen.

Zum Thema Sicherheit und mögliche Terroranschlägen in Russland, heißt es: „Obwohl die russische Regierung die Stabilität gewährleistet, denken Sie daran, dass der “Islamische Staat“ jüngst eine Bedrohung der FIFA-Weltmeisterschaft veröffentlicht hat.

Weitere „Risikoquellen“ seien nach Angaben des peruanischen Außenministeriums nationalistische Skinheads, die Menschen mit nicht-slawischer Erscheinung drohten sowie „tschetschenische Gruppen“.

An gesonderten Gebieten, „die zum Besuch nicht zu empfehlen sind“, wurde aufgelistet: Krim, Donezk und Lugansk, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Nordossetien und Tschetschenien. Auch sei es nicht angeraten, nach Südossetien und Abchasien zu reisen.

Argentinien

Eine argentinische Broschüre des Argentinischen Fußball Verbandes (AFA) brachte es zu kurzeitigem Ruhm, da sie kurz nach ihrer erstmaligen Präsentation per Twitter ins Netz gestellt und umgehend wieder einkassiert wurde.

Äußerungen zu dem heiklen Thema Sex führten zu einem kleinen Skandal. Der Fußballverband musste sich entschuldigen und die Verbreitung der Broschüren beenden.

[hub/russland.NEWS]

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