Tag 63 – Tiefenentspannt

Meine Frau dreht sich entsetzt um.

„Was ist denn mit dir los, um Himmels Willen?“

„Warrrumm?“, brumme ich ihr in tiefster und harter Tonlage entgegen, Bass ist nichts dagegen, als wir uns in aller Herrgottsfrühe in der Küche plötzlich gegenüber stehen. Wundere mich über mich selbst. „Erkältung habe ich jedenfalls keine“, denke ich mir, „für meine Verhältnisse fühle ich mich durchaus fit“.

Aber sie hat recht. Irgendwas stimmt nicht.

„Du warst heute nacht schon so komisch drauf.“

„Wie meinst du das jetzt?“

„Na, sonst schnarchst du doch immer die ganze Nacht, als ob du im Unterholz einen Christbaum klaust. Heute Nacht war alles anders.“

„Wurde ich zudringlich?“

„Nein, leider nicht.“

Blicke sie erwartungsvoll an.

„Es war was Anderes. “

„Soll ich vielleicht jetzt …?“

Und noch ehe ich den Satz ausführen kann, unterbricht sie mich.

„Nein, sollst jetzt nicht aufdringlich werden. Die Kinder laufen überall rum. Was sollen die denken? Und überhaupt: Was denkst du dir denn? Kannst du deine paar Hirnzellen denn nicht einmal vernünftig für was einsetzen?“

„Nächstes Mal. Also, um was ging’s?“

„Du hast die ganze Nacht mit halbgeöffnetem Mund dagelegen und in einem durch BRRRRRRRR, TRRRRRRR und GRRRRRRR gemacht und dabei kräftig Luft über die Zunge ausgestoßen. Es klang wie eine Bauarbeiterkolonne im U-Bahn-Schacht.“

Oha, da fällt es mir ein. „Es wirkt“, denke ich mir.

Gestern kamen nämlich meine Russisch-Sprachunterlagen an. Ist auch eine Aussprache-CD dabei. Nennt sich Kauderwelsch. Die legte ich vor dem Schlafengehen in meinen CD-Player und verstöpselte meine Ohren mit Kopfhörern. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man eine Sprache am besten im Schlaf lernt. Klappt offensichtlich. Heute Nacht mache ich weiter. Oder soll ich doch eher … lieber … auf… dringl… …? Nee, nee, ich bleibe bei meinem Russisch. Punkt.

„Was meine Frau doch einen tollen Mann hat“, lobe ich mich mal selbst. Über Nacht ein rrrichtigerrr Rrrusse!

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