Tag 58 – Blatter als Losfee

Habe jetzt noch ein paar einzelne Tickets bei der FIFA beantragt. Wissen ja nicht, ob das auf dem anderen beschrittenen Wege sicher klappt. Wollen eben nichts unversucht lassen. Die dritte Verkaufsphase, die Hauptphase, läuft noch bis Ende Januar. Danach veranstaltet die FIFA ein Losverfahren. Hoffentlich ist der ehemalige FIFA-Präsident Blatter nicht Losfee. Sonst bekommt womöglich außer seinen Familienmitgliedern niemand Karten.

So, bin auf der offiziellen FIFA-Ticketing-Seite. Mmmmhhhh … interessant … Das Spiel, das offensichtlich am wenigsten Interesse hervorruft, ist Panama gegen Tunesien. Nicht ganz unüberraschend. Nur für Kategorie 3 gibt es eine mittelmäßige Nachfrage, für die 1. und 2. Kategorie ist die Nachfrage gering. Hier mal ein Screenshot davon.

„Wer will sich das auch schon angucken?“, murmele ich vor mich hin, ehe mein Sohn, der bei der Buchung zuschaut, mich berichtigt: „Antun“, meint er nur. Na ja, vielleicht wird es ja trotzdem ein tolles Spiel, oder gerade deswegen, weil niemand mit einem tollen Spiel rechnet. Aber wichtig sind ja die Fans. Die sollen ihren Spaß haben.

Die Klasse meines Sohnes (9. Klasse) plant übrigens gerade ihre Abschlussfahrt im Mai nach Hamburg. Haben schon mal ein cooles T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift:

„Wir kamen als Helden – und gingen als Legenden!“

Mmmmhhhh … „Könnte auch zu uns passen, zum Norberto, zum Michel, zum Lew und zum Osvaldo“, sinniere ich, „aber dann bitte als lebende Legenden.“

Bei der Fahrt nach Hamburg haben sie vor, auch das Gruselmuseum zu besuchen, das Hamburg Dungeon. Ich will an dieser Stelle nicht unken, aber … ich kann beim besten Willen nicht ausschließen, dass die direkt ein paar von der Klasse da behalten.

Schon des öfteren musste zum Unterricht ein Schüler von der Polizei eigens abgeholt werden. Das sagt ja eigentlich schon alles, wenn Schüler eher freiwillig in den Dungeon statt in die Schule gehen. Was bedeutet Dungeon eigentlich …? Verlies, oder? Wie auch immer.

Zurück zur Ticketbuchung: Die Nachfrage zu fast allen übrigen Spielen ist in allen drei Kategorien jeweils ziemlich hoch. Es gibt sogar noch eine vierte Kategorie, deren Sitzplätze sich im Stadion allesamt unmittelbar hinter den Toren befinden.

Buchen kann man die nicht. Kann mir vorstellen, dass die eventuell für die russische Bevölkerung reserviert sind. Finde es wichtig und richtig, dass das so ist. Bin jedenfalls gespannt, ob wir selbst überhaupt Tickets bekommen. Wär nicht ganz unwichtig für unseren Russland-Aufenthalt.

Nur am Rande: Für die Eröffnungspartie und für’s Finale kann man keinerlei Tickets über die FIFA bestellen. Alles schon weg. Ohne Losverfahren. Sowas.

Gelesen habe ich auch von der sogenannten FAN-ID. Ist ein Dokument, das für alle Zuschauer in den Stadien Pflicht ist, mit Bild und weiteren Daten zum Inhaber. Freue mich schon wie Bolle, denen von der Security meinen Osvaldo-Ausweis vorzeigen zu dürfen. Die werden gucken! Muss mich auf jeden Fall mit meinem Zauberhut ablichten lassen. Bild auf dem Ausweis und Person müssen ja übereinstimmen.

Das Gute an der FAN-ID: Jeder Fan kann visafrei in die russische Föderation einreisen. Man kann sogar mehrfach ein- und ausreisen. Und sie berechtigt zu kostenfreien Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr am jeweiligen Spieltag in den Austragungsstädten, außerdem zur Nutzung der Sonderzüge.

„Moment … Sonderzüge zwischen den Austragungsstädten …? Und wir Ochsen haben extra schon Flüge gebucht! Mann oh Mann. Eigentlich wär ich ja viel lieber mit den Fans aller Länder unterwegs. Müssen das noch einmal genau checken, das mit den Sonderzügen.

Wer zur FAN-ID Näheres wissen will: www.fan-id.ru. Zum Glück nicht auf Russisch.

Ach ja, für welche Tickets bewerbe ich mich im Losverfahren noch zusätzlich? Nun, zum Einen für das Match Deutschland gegen Mexiko am 17. Juni in Moskau. Mache ja die Vorhut. Die Jungs stoßen erst am 22. Juni hinzu. Und für ein zweites Spiel, nämlich Polen gegen Senegal. Dahin will ich mit meinem deutsch-senegalesischen Bruder Max (siehe Tag 46).

So, und jetzt hoffe ich, dass Seppl Blatter nicht Losfee ist. Der hat mit mir nämlich noch ein Hühnchen zu rupfen. Leser des Buches zur Fußball-WM 2014 in Brasilien „Die Truppe – Logbuch eines Tagediebs: Wie wir den Pott nach Deutschland holten“ wissen warum …

Ohne uns wäre der womöglich noch in Amt und Würden. Aber wir konnten ihn in Brasilien stoppen. Gott sei Dank.

 

 

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