Tag 55 – Von Eiern, Kondomen und individuellen EU-Austritten

Lese gerade, dass heute die Auslosung zur UEFA Nations League stattfindet. Kann mir mal jemand erklären, was es damit auf sich hat? Mitbekommen habe ich nur, dass es um Geld geht, das „generiert“ werden soll. Aha. Nebenbei soll es auch noch um Fußball gehen. Sogar alle europäischen Länder würden an dem Turnier teilnehmen. Soll mal einer verstehen. Ist das eine Neben-Europameisterschaft oder was? Keine Ahnung. Manchmal wundere ich mich. Fängt die UEFA jetzt an wie die FIFA, die ja schon die Erhöhung von zugelassenen Teams für eine Fußball-WM auf 48 Länder ins Auge gefasst hat? Irgendwann sind dann alle dabei – mit Ausnahme von Holland natürlich (siehe Tag 27 – „Absage der Fußball-WM?“).

Die ganze Vorgehensweise erinnert mich irgendwie ein bisschen an die Verwaltungen und die Bürokratie in der Europäischen Union (EU). Die erfinden auch immer neue Sachen. Was die alles meinen regeln zu müssen, tsetse.

Zum Beispiel wurde einst der Krümmungsgrad für „Gurken der Handelsklasse 1“ festgelegt. Was sie aber nicht gesagt haben: Gilt das nun für Salat- oder für Gewürzgurken oder für beide? Lassen einfach  das Wesentliche weg. Fehlt nur noch, dass die vorschreiben, wie man die Gurken zu essen hat – also mit oder ohne Bier.

Oder die Pizza-Verordnung: Die EU erklärt uns hierbei, wie eine Pizza auszusehen hat: rund, Durchmesser von maximal 35 Zentimetern, Höhe in der Mitte maximal 4 Millimeter und der Teigrand muss genau 1 bis 2 Zentimeter dick sein. Überdies soll die Teigware weich und elastisch sein und sich zusammenklappen lassen. Soso.

Ich will jetzt gar nicht auf Details eingehen, aber … sagen wir mal … Wenn unser Pizza-Heimservice in meinem kleinen Heimatort wüßte, dass er eigentlich gar keine Pizza backt, sondern „Irgendwas auf Teig“, dann würde der mal bass erstaunt mit offenem Mund da stehen und gleichzeitig mit den Ohren schlackernd dumm aus der Wäsche gucken.

Klar, dass auch für Kondome Bestimmungen gelten: Größe mindestens 17 Zentimeter lang und  – flach ausgebreitet – 4,4 bis 5,6 Zentimeter breit. Beim Test auf Reißfestigkeit und Dehnungsfähigkeit muss ein Kondom eine Dehnung bis auf das Siebenfache seiner Normalgröße unbeschädigt überstehen. Ach was.

Was mich aber mehr interessiert: Möchte wissen, wie die EU-Beamten das festgelegt haben. In Eigenexperimenten? Standen die in einer Schlange und ließen sich die Gummiteile probeweise überstülpen? In welcher Konsistenz musste das Ding sein, bevor übergestülpt wurde? Wer stülpte über? Kann mir vorstellen, dass das für das Prüfergebnis von erheblicher Bedeutung war. Wie lange wurde übergestülpt? Wann war Schluss mit dem Überstülpen? Geschah noch Weiteres nach dem Überstülpen? Wie wird „Überstülpen“ definiert? Zählt auch mehrmaliges Hin- und Herstülpen noch als „Überstülpen“? Wurden die Überstülper (oder gar Überstülperinnen!) extra bezahlt? Wurde die Extra-Bezahlung über Steuergelder oder von den EU-Prüfern privat abgerechnet? Fragen über Fragen. Alles egal – auch, auf welche Art die EU-Beamten das Fassungsvermögen festgelegt haben. Will ich mir gar nicht vorstellen.

Wo wir grad beim Thema sind: Es liegt da auf der Hand, dass die EU-Beamten (oder waren das in dem Fall gar die Beamtinnen?) Regelungen für Eier erfunden haben:

So ist die Höchstgröße von Luftblasen in Eiern der Handelsklasse A festgeschrieben. Dies betrifft allerdings nur Hühnereier. Gott sei Dank. Man kann ja schließlich nicht jede Prüfung auch noch persönlich über sich ergehen lassen.

Möchte wissen, ob die in Russland auch so eine Eier-Kondom-Verordnung haben. Werde mich im Juni da mal durchfragen.

Sorgen mache ich mir auch um unsere guten Pommes Frites. Neuerdings will die EU Kochanweisungen für Küchenchefs herausgeben: Nicht zu heiß dürften die Pommes Frites frittiert werden. Dann müssten sie raus aus dem Öl oder dem Backofen. Nicht dunkel, sondern nur goldgelb. Und schön einheitlich müssten die aussehen. Aufs Schmecken kommt es denen von der EU anscheinend gar nicht an. Pah!

Wenn das der Paul Bocuse (der kürzlich verstorbene „Koch des Jahrhunderts“) noch mitgekriegt hätte. Stelle mir vor, die EU hätte dem gesagt, er dürfe seine berühmten Suppen nur noch in fester Form darreichen. Der hätte bestimmt seine Contenance verloren, um es mal vorsichtig auszudrücken. Nachdem er einen Veitstanz aufgeführt hätte, wäre er übergangslos von einer Ohnmacht in die andere gefallen. Und wahrscheinlich hätte ein EU-Beamter direkt neben ihm gestanden und aufgepasst und ihm – selbst bei offensichtlicher Bewusstlosigkeit – erklärt, dass er weiter an seiner steinharten Suppe zu brutzeln habe.

Nee, nee, die EU ist schon was.

Wie sagte doch mein Freund aus dem Hähnchenclub, der „De Fons“: Return to Normality, zurück zur Normalität. Wie recht er hat. Hinterher hat der „Hähnchenclub 2017 Alsweiler n.e.V.“ noch darüber debattiert, ob – zumindest zeitweise – auch einzelne Personen aus der EU austreten können. Also nicht nur Länder wie Großbritannien. Zu einem Ergebnis sind wir nicht gekommen. Aber ich vermute mal … das geht.

Der Hans, de Fons und ich, der Osvaldo, wir werden bei unserem nächsten Treffen über unseren EU-Austritt jedenfalls abschließend beraten.

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