Tag 36 – Die schönste Nebensache der Welt: Fußball, Transsib oder …?

Michel, der Zuverlässige, meldet sich. Er will morgen Abend buchen. Jetzt wird es ernst. Er schickt auch gleich einen Plan mit:

Route wie besprochen: Frankfurt – Sotschi – Kasan – Moskau – St. Petersburg – Frankfurt. Start am 22. Juni, Rückreise am 4. Juli. Achtelfinale könnten wir noch mitkriegen, mehr nicht.

Einer der voraussichtlichen Höhepunkte, auf den ich mich bereits sehr freue: Von Kasan nach Moskau geht es mit der „Transsib“, der Transsibirischen Eisenbahn. Das Besondere: Es ist zu großen Teilen eine Nachtfahrt (16 bis 6 Uhr). Verschlafen können wir zum Glück nicht – Moskau ist Endstation. Es sei denn, der Zug dreht urplötzlich. Im Nu wären wir dann in Peking. Dazu müssten wir fünf Tage und zwölf Stunden durchschlafen. 7622 km. Auch die Mongolei wäre dabei.

Falls wir auf dem Weg nach Peking dann die Abzweigung verpassen sollten, kommt man am Ende in Wladiwostok raus. Ist ganz im Osten. Damit kämen wir sogar auf 9288 Kilometer und sechs Tage und fünf Stunden Fahrt.

Bisher dachte ich immer, Brasilien sei mit das größte Land der Welt, aber Russland … Das macht ganz schön was daher. Ist etwa doppelt so groß wie Brasilien. Aber der Äquator hat es nicht bis dorthin geschafft, der macht irgendwo vorher kehrt. Mmmhhh … Wie sieht es mit der Einwohnerzahl aus? Brasilien hat 50% mehr Einwohner, 210 Millionen, Russland nur 140 Millionen. Kein Wunder, dass die besser Fußball spielen können und mehr Titel haben.

Island hat dagegen schlappe 334252 Einwohner. Kann man noch einzeln nachzählen, so wenige sind das. Und die Wikinger sind 2018 bei der Fußball-WM dabei. Vergleichbar, als ob es auch Bielefeld geschafft hätte, die haben etwa gleich viele Einwohner. Obwohl es Bielefeld ja eigentlich gar nicht gibt. Aber das ist eine andere Geschichte. Wen’s interessiert: Einfach mal googeln nach „Bielefeld gibt es nicht“.

Tja, und Island hat’s geschafft. Erstmals. Chapeau! Aber kein Wunder, dass die sich fast 100 Jahre lang die Füße wund spielen mussten, bis sie mal qualifiziert waren. Das erste WM-Spiel der Isländer geht übrigens gegen den dreifachen Weltmeister Argentinien in Moskau. Vielleicht können die Fans mit ihren „Huh-Schlachtrufen“ die Gauchos so erschrecken, dass sie hinterrücks in die Moskwa stürzen. Das wird großes Kino, ganz sicher! Da würde ich gerne vor Ort mit dabei sein.

Notiere mir: „Probieren, schon eher anzureisen und die ‚Huh-Rufe‘ aus erster Hand erlernen“.

Eine Island-Flagge und ein Trikot mit der Aufschrift „Sigthorsson“ habe ich ja schon von meinem Kumpel Feilinho geschenkt bekommen. Der hat einen guten Fußballgeschmack. Und auch sonst ist er „Schmackhaftem“ nicht gänzlich abgeneigt.

Und ja, vielleicht schaffen die Russen ja eine Überraschung. Die sind ja ziemlich angezählt und denen wird nicht viel zugetraut. Aber genau das macht sie so gefährlich und unberechenbar. Ich persönlich hoffe – und glaube! -, dass Russland eine richtig gute WM spielen wird. Für die Stimmung im Land wäre das jedenfalls Klasse. Also toi, toi, toi!

Wo waren wir? Ach ja, Transsib. Gemütlich wär‘ das ja. In den Zug setzen und sich so dahin treiben lassen. Hätte was. Würde mir ja fast besser gefallen als Fußball gucken. Werde mit den Jungs mal reden. Vielleicht machen wir ausschließlich die Transsibirische. Lassen Fußball ganz weg. Fußball soll ja ohnehin nur eine Nebensache sein, wenn auch die schönste der Welt.

Oder war das … was anderes …? Muss meine Frau mal dazu befragen.

 

 

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