Tag 24 – Meine Frau als Christkind

Direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem gemeinsamen Frühstück, fragt mich meine Frau, ob ich das, was ich gestern so geschrieben hätte, tatsächlich veröffentlicht hätte.

„Klar“, antworte ich stolz.

Tsetse, wie kann die sowas fragen. Das ist doch mein Blog, mein Baby. Das ist mein Lebensinhalt, wenn ich mal nicht gerade bei einer Fußballweltmeisterschaft zugegen bin, da tauchen nur sorgsam ausgewählte Themen drin auf. Alles, was man zu Russland wissen muss. „In meinen Russland-Blog kommen nur Dinge rein, die mir überaus wichtig sind. Bei mir wird Russland noch groß geschrieben!“, erkläre ich ihr selbstbewusst.

„Würdest besser mal die richtigen Kalenderdaten groß schreiben“, meint sie lapidar, „den 30. Februar gibt es gar nicht.“

„Aber 2018 ist doch ein Schaltjahr!“ Schaue sie dabei triumphierend an.

Warum schlägt sie jetzt die Hände über den Kopf? Versteh‘ ich nicht. „Ach so, vielleicht weiß sie nicht, dass 2018 ein Schaltjahr ist.“ Das könnte natürlich sein. In einem fort kopfschüttelnd verlässt sie das Zimmer. Jetzt hat sie es doch wieder geschafft, mich unsicher zu machen.

Fange an zu googeln. … … Tatsächlich! 2018 ist kein Schaltjahr! Ha! Da haben wir’s. Dann hat der Februar also weniger Tage als sonst. Deswegen hat sie so geschaut.

Irgendwie scheint meine Frau meine Gedanken lesen zu können, denn sie kommt wieder zurück und legt fürsorglich ihren Arm um mich (komisch, dabei schaut sie ganz mitleidig), und während ich noch denke, dass es besser ist, sie nimmt mich in den Arm als auf den Arm, beginnt sie zu sprechen:

„Osvaldo, sag doch einfach, Einsendeschluss sei Ende Februar.“

Verstehe nicht, was sie damit meint. Ist doch schon alles raus, alles gesagt.

„Damit liegst du immer richtig. Und die, die an deiner Ausschreibung mitmachen wollen,  können sich das Datum dann einfach selbst ausrechnen. Und vielleicht gibt es ja auch einige, die gerne mitmachen, die sogar ganz genau wissen, also ohne zu googeln, dass 2018 kein Schaltjahr ist. Und ich vermute mal, so gut wie alle dürften auch wissen, dass das mit Tagen im Februar eigentlich ganz einfach ist.“ Ich schaue sie fragend an, aber da ergänzt sie dann noch: „Aber das besprechen wir ein anderes Mal, Osvaldo.“

Die ganze Sache macht mich jetzt doch etwas bedröppelt. Trotzdem gebe ich mich damit jetzt erstmal zufrieden. Ist ja alles nicht so wichtig. Wichtig ist unsere Titelverteidigung. Dafür lebe ich schließlich.

„Ach, schlagen wir einfach ein Ei drüber!“, rufe ich ihr freudig und erleichtert zu. Trotzdem will ich mich nicht undankbar, sondern ihr gegenüber erkenntlich zeigen. Und um ihr einen gefallen zu tun, ändere ich kurzerhand das Datum für den Einsendeschluss um auf

Ende Februar 2018.

So, das war’s dann für heute. Heute ist Heiligabend. Bin gespannt, was das Christkind mir bringt. Immerhin: Meine Frau war schon mal da. Ist manchmal ja so ähnlich, das mit den Erscheinungen.

 

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