Tag 22 – Ein untaugliches Orakel

Das mit den Kirschzweigen lässt mir keine Ruhe. Spreche meine Frau wieder drauf an. Sie erzählt dann weiter, wie so eine alte Geschichtenerzählerin, und meine Kleine und ich lauschen erneut gespannt:

„Die Zweige werden auch Barbarazweige genannt. Der 4. Dezember eines jeden Jahres geht als Gedenktag zurück auf die heilige Barbara, die die Schutzpatronin der Bergleute ist. Nach alter bergmännischer Tradition ist in einigen Gegenden in Deutschland, vor allem im Ruhrgebiet und im Saarland, das Fest der Heiligen Barbara am 4. Dezember ein Feiertag, an dem der Schutzpatronin mit Feiern unterschiedlicher Art gedacht wird.“

Meine Kleine und ich nicken anerkennend.

Gehe dann zum Computer und googele, weil ich ja schlauer als sie sein will. Lese dann bei denen im Internet:

„Schafft man es, die Barbarazweige zum Blühen zu bringen, verheißt das der Legende nach Glück.“ Das hat meine Frau ja schon erwähnt.

Und weiter steht da: „ … Die Kirschblüten dienten früher auch als Heiratsorakel.“ Oha!

„Jedes heiratsfähige Mädchen versah ihren Zweig mit einem Zettel mit dem Namen ihres Verehrers. Diejenige, deren Zweig an Weihnachten zuerst blühte, sollte im folgenden Jahr als Braut weggeführt werden.“

Oh Gott. Meine arme Frau. Muss schlucken. Mehrmals. … … Jetzt ist sie schon ihr halbes Leben lang am Leiden, nur weil die Kirschzweige sie auf eine falsche Fährte gelockt haben. Kaum zu fassen. Ich glaube, ich werde ihr nachher mal einen ordentlichen Blumenstrauß kaufen gehen. Den hat sie sich verdient. Der bringt sie dann vielleicht wieder auf die richtige Spur. Und lenkt von dem blöden Kirschbaumzweigorakel ab. Ist eh unzuverlässig, wie man gesehen hat.

Aber immerhin weiß ich jetzt ungefähr, wie ich an diese tolle Frau geraten bin.

 

 

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